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Equinox

Equinox

Titel: Equinox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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vorstellen …«, begann er erneut, da unterbrach ihn ein scharfes, schrilles Geräusch, es klang wie eine Notbremsung bei Tempo 180.
    Umständlich, so Arm in Arm, drehten wir uns um, und inmitten der Reste seiner Küche stand Chefkoch Masimoto und zitterte wie ein Gastank kurz vor dem Platzen.
    Ah, fiel mir ein, der Ginza-Ball. Die Pantry Nr. 4 wurde zur Vorbereitung gebraucht, hatte man uns vorhin noch lang und breit erklärt und deshalb zu pingeligster Ordnung ermahnt.
    »Lass uns weiter«, sagte ich und zog Jochen mit mir.
     
    »Sieh dir das an«, forderte ich ihn auf und reichte sie ihm ruber. »Und dann sag mir, was du davon hältst.«
    Dampf füllte unsere Kabine, und Jochen hörte auf, mit einem Handtuchzipfel nach Badewasser in seinem Ohr zu fahnden, um sie in Empfang zu nehmen. Er pfiff durch die Zähne, drehte sie zwei-, dreimal hin und her.
    »Glock 26 Subcompact«, meinte er anerkennend. »Kaliber 9 mm. Klein, leicht, handlich, wie dafür gemacht, sie verdeckt zu tragen. Sehr beliebt bei Geheimdiensten.« Er ratschte eine Ratsche und ein Geschoss sprang seitlich aus dem Lauf. Er drückte einen Knopf und ein Magazin glitt unten aus dem Griff in seine wartende Hand. »Voll durchgeladen«, stellte er fest. »Zwölf Schuss im Magazin.«
    Eine voll durchgeladene Pistole, nur zwei rasche Handgriffe entfernt von Wassilij Kryvidnadses Kopfkissen. Hm. Und was hatte sie ihm genutzt?
    »Wo hast du das Ding her?«, wollte Jochen wissen.
    »Und jetzt wirf mal einen Blick hier drauf«, sagte ich anstelle einer Antwort und drückte Jochen meinen zweiten Fund in die Hand. »Sag mir, wofür du das hältst.«
    Jochen klappte die Deckel des Ledermäppchens auseinander, besah sich den Ausweis, hielt ihn ins Licht.
    »Ein russischer Dienstausweis«, stellte er fest, »vom, wenn ich mich nicht täusche, FPS.«
    Ich nickte, als ob mir die Abkürzung etwas sagte.
    »Ja, hier steht’s: >Federalnaja Pogranitschnaja Slushba<.«
    Föderale Programmgestaltung für Sushibars, dachte ich während der für Jochen typischen Pause, in der er hoffte, man möge ihn fragen.
    »Grenzschutz«, erklärte er schließlich. »Unter anderem zuständig für die Abwehr von Terrorismus und organisierter Kriminalität.«
    Ich kaute das einen Moment durch, sah Jochen abwesend dabei zu, wie er eine Tube Vaseline in die Front seiner Boxershorts entleerte.
    Antonov und der größte Puff in Moskau kreuzten den Pfad meiner Gedanken und gingen dann unbehelligt weiter.
    »Wir reden hier also über den Schutz der russischen Grenzen vor Gefahren, die von außen kommen«, fasste ich zusammen. »Wir reden hier nicht über die >Russenmafia<.«
    »Nein«, bestätigte Jochen vom Bad aus, wo er lautstark mit unverdünntem Odol gurgelte, »dafür ist der FSB zuständig.«
    Wir warteten das übliche Weilchen. Er, dass ich fragte, ich, dass er weiterredete.
    »Federalnaja Slushba Bjesopasnosti«, sagte er schließlich. »Oder so ähnlich«, fügte er bescheiden hinzu. »Inlands- und Sicherheitsdienst. Nicht zu verwechseln mit demFSO …«
    »Ja, ja«, unterbrach ich ihn. »Woher weißt du so was alles?«
    »Kristof, ich bin Ermittler. Ich halte mich ständig auf dem Laufenden, auf dem neuesten Stand. Unter anderm natürlich mit Hilfe des Webs. Du etwa nicht?«
    Nein, dachte ich, ich nicht. Ich mach mir lieber die Finger dreckig und lauf mir die Hacken ab, als mir den Hintern platt zu sitzen. Und ich bringe Ergebnisse. Oder glaubst du allen Ernstes, du hättest die Waffe und den Ausweis übers Internet gefunden, du Schnösel?
    Warum ich das nicht aussprach, hatte verschiedene Gründe, doch einer davon war, dass mich seine kleine Vorführung in Waffen- und Geheimdienstkunde in gewisser Weise beeindruckt hatte.
    Vielleicht, dachte ich, ergäben wir doch kein ganz so übles Gespann, Jochen und ich.
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet«, hakte Jochen nach. »Wo hast du die Sachen her?«
    »Aus Wassilijs Kabine. Er hatte sie da höchst raffiniert …«
    »Wassilijs Kabine? Wie bist du denn da eingedrungen?«
    Eingedrungen?, dachte ich und spürte meinen Kamm schwellen.
    »Nun, mit dem Generalschlüssel natürlich.«
    »Mit dem Generalschlüssel? Woher hast du denn einen Generalschlüssel?«
    Ich begriff, worauf er hinauswollte, und es machte mich für einen Moment sprachlos.
    »Kristof, du scheinst zu vergessen, dass du kein Borddetektiv mehr bist. Du bist jetzt ein …«
    Jochen verschluckte beinahe seine Zunge, als mein Blick ihn an die Wand nagelte. »Sprich es

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