Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)
Kind mit Volants, Schleifen und solchem Zeug bescheuert aus. Das fand selbst Mama. Zu Papas großem Kummer hat sie coolere Sachen für mich gekauft. Ich trage noch heute äußerst selten einen Rock, dann schon lieber eine lange Bluse mit Leggins drunter. Aber meistens laufe ich in Stretchjeans und einem kurzen, engen Top rum. Schwarz, blau oder dunkelrot. Und dazu passt eine grüne Volantschürze wie gesagt nicht wirklich gut. Sofi hingegen sieht richtig süß aus, wenn sie die Tassen neben der Kaffeemaschine aufstapelt, während ich die frisch geschmierten Brote im Glastresen auslege. Karim wischt die Tische hinter den wenigen Frühstücksgästen ab, fegt ein paar Krümel zusammen und schiebt die Stühle an die Tische.
»Wie ist das eigentlich mit Markus und dir?«, sagt Sofi. »Ich kapier das nicht ganz. Ihr seid irgendwie zusammen, aber auch wieder nicht. Darf ich dich was fragen?«
»Was?«
»Markus ist ja ein bisschen … na ja, also, ich frage mich nur … ist er eigentlich schwul oder so?«
Meine Mundwinkel zucken. Die Frage wird mir nicht zum ersten Mal gestellt.
»Nicht dass ich wüsste«, sage ich.
»Aber eine Freundin hat er nicht, oder? Dich nicht eingerechnet?«
»Ich zähle nicht. Wir sind beste Freunde. Wieso? Bist du interessiert?«
Sie zuckt verlegen mit den Schultern. »Ich finde ihn schon spannend. Er sieht gut aus und irgendwie ist er speziell. Ich hab ihn bei deinem Einweihungsfest näher unter die Lupe genommen, aber er scheint für niemanden anders Augen zu haben als für dich.«
Ich lache. »Das interpretierst du falsch!«
Sofi stapelt die letzten Tassen. Sie wischt zögernd über die Arbeitsplatte, als wüsste sie nicht, wie es jetzt weitergeht. »Also, falls ich … ich sage nur, falls ich ihn anrufen sollte, um ihm vorzuschlagen, mal was zusammen zu unternehmen oder so … Du wärst nicht sauer, oder?«
»Natürlich nicht.«
»Gut.«
Sie lächelt unsicher und ich mustere sie kurz, während ich ein paar Baguettes mit Krabbenmajonäse ganz hinten in den Tresen stelle, wo es am kühlsten ist. Wenn sie sich schon länger wegen Markus Hoffnungen macht, hat sie das gut verborgen. Andererseits kennt sie ihn noch gar nicht lange. Vor zwei Monaten waren er und ich im Miranda noch ein paar Gäste von vielen. Ich kann mich nicht erinnern, dass er Sofi mehr Aufmerksamkeit geschenkt hätte als ich. Aber wer weiß, vielleicht hat sie da schon heimlich ein Auge auf ihn geworfen. Es hört sich jedenfalls an, als hätte sie lange Anlauf genommen, ehe sie mich nach der Beziehung zwischen Markus und mir zu fragen getraut hat, auch wenn sie versucht hat, das zu überspielen.
Die Türglocke klingelt. Tilde und Fredrik kommen herein. Hand in Hand! Na, so was. Es tut sich was im Freundeskreis. Tilde sieht mich triumphierend an, als sie meine überraschte Miene sieht. Ich antworte mit einem Grinsen.
Sofi sieht überhaupt nicht überrascht aus. Sie scheint es schon zu wissen.
»Hallo«, begrüßt sie die beiden fröhlich. »Kaffee und was zu essen?«
»Zweimal Latte, sonst nichts«, sagt Tilde. »Ich muss gleich zum Zahnarzt und Fredde fängt um elf an zu arbeiten.«
Ich öffne die Kaffeedose und atme den angenehmen Duft des Kaffeepulvers ein, als ich die Espressomaschine fülle.
»Ich möchte ein Aroma«, sagt Tilde hinter mir. »Vanille … oder, nein, ich nehme Haselnuss!«
Fredrik bezahlt und sie setzen sich an den Tisch direkt am Fenster im hintersten Teil des Lokals. Karim begrüßt sie, ehe er mit seinem Wischlappen in der einen und Krümeln und zerknüllten Muffinförmchen in der anderen Hand in der Küche verschwindet.
»Dann hat sie ihn also rumgekriegt«, sage ich leise zu Sofi.
Sofi nickt. »Gestern.«
»Ein süßes Paar.«
»Hm.«
Um die Mittagszeit wird es wie üblich stressiger. In den zwei Mikrowellen rotieren ununterbrochen Piroggen und Pies, und ich röste Brote im Sandwichgrill und fülle Salat auf die Teller, die Sofi mir hinstellt. Als es etwas ruhiger wird, machen wir uns selbst was zu essen. Wir dürfen alles nehmen, was vom Mittagsansturm übrig geblieben ist. Heute ist es Karims leckere Pie mit Hühnerfleisch. Sofi kriegt nur ein paar Bisse runter.
»Geht’s dir nicht gut?«, frage ich.
Sie schüttelt den Kopf. »Ich bin nur so nervös … Weil ich soeben beschlossen habe, Markus heute Abend anzurufen. Ja, das mach ich.«
»Deswegen brauchst du wirklich nicht nervös zu sein«, sage ich.
»Das sagst du.«
Ich zwinkere ihr zu. »Du scheinst ja richtig in
Weitere Kostenlose Bücher