Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)
nicht?«
Ich will.
Das ist das Seltsamste dabei. Ich hab noch nie vorher daran gedacht. Markus ist wie ein Bruder. Mein bester Freund. Und jetzt will ich plötzlich mit ihm schlafen. Das muss was mit der Schwere in meinem Körper zu tun haben. Der Unruhe.
»Okay«, sage ich. »Ich will. Auch wenn ich es nicht ganz verstehe.«
Markus lacht leise. Als wüsste er etwas, das ich nicht weiß. Er legt seine Hand um meinen Nacken und küsst mich. Es ist merkwürdig, jemanden zu küssen, der einem
so vertraut und zugleich so neu ist. Klar haben wir uns schon mal geküsst, aber rein freundschaftlich, mit geschlossenen Lippen. Das hier ist was ganz anderes. Er schmeckt gut. Nach einer Mischung aus feuchter Süße und kleinem Jungen, vielleicht auch ein bisschen nach Whisky.
Dafür spüre ich etwas völlig anderes. Lust. Ja. Genau das. Die Schwere im Körper, die absolute Präsenz und Konzentration. Geilheit. Plötzlich ist mir die Küsserei vollkommen egal und ich will nur noch aus den Klamotten, ihn auf mein Bett zerren und die Beine breit machen.
»Komm in mich«, sage ich kurz und knapp. »Jetzt.«
Er kichert. »Wollen wir nicht erst … na ja, uns ein bisschen aufwärmen?«
»Das machen wir doch schon seit Jahren.«
»Okay …«
Und dann tun wir es. Ich kann nicht sagen, ob es gut ist. Denke nicht wirklich nach. Erst hinterher, als ich leicht verwirrt auf der Bettkante sitze. Und den Jungen angucke, der eben noch und bis dahin mein bester Freund gewesen ist. Er liegt ausgestreckt auf meinem Bett. Nackt. Dünn, fast dürr. Und lang.
»Und jetzt?«, frage ich. »Wie geht es jetzt weiter?«
Ein Funken Unruhe in seinem Blick. »Ich will, dass es wie immer ist, Emmis … Du und ich. Wie immer.«
»Aber du und ich, das war nie auf diese Art«, sage ich. »Ich halte nichts von einem Fick unter Freunden. Irgendwas verändert sich dadurch.«
»Das liegt doch wohl an uns?«
»Glaubst du? Und warum haben wir uns dann für das hier entschieden?«
Er setzt sich auf. »Ich hab dich doch nicht gezwungen … oder?«
Ich schüttele den Kopf. »Nein, nein, natürlich nicht. Alles in Ordnung. Ich bin nur etwas verwirrt …«
Seine Hand in meinem Nacken.
»Zwischen uns, das ist was Besonderes«, sagt er. »Du bist mir wichtiger als alles andere in meinem Leben. Das weißt du, oder? Das hab ich dir doch schon gesagt, nicht?«
Ich sehe ihn an.
Doch, das weiß ich. Selbst wenn er es nicht konkret sagt, war es immer selbstverständlich. Bis zu diesem Abend. Wer sind wir jetzt? Vielleicht ist die Veränderung auch gar nicht so groß, wie ich glaube. Vielleicht geht sie ja bald vorüber.
»Hast du nicht gesagt, dass alles, was passiert, bleibt?«, frage ich ihn. »Hast du nicht neulich gesagt, dass vergangene Ereignisse in gewisser Weise gegenwärtiger sind als das, was im Augenblick passiert?«
Er nickt. »Ja, das, was passiert ist, ist das eigentlich Wirkliche, das Vorhandene. War es irgendwie falsch ? War es nicht gut? Ich hatte das Gefühl, du … du hättest auch Spaß gehabt.«
Ich nicke nachdenklich. »Doch, es war gut … richtig gut. Wahrscheinlich wäre es früher oder später sowieso passiert.«
Markus lacht leise und streichelt meine Wange.
»Mädchen werden scharf von Koks«, sagt er. »Das habe ich vergessen zu erwähnen, aber das war ja auch nicht der Grund, weshalb ich … Also, natürlich hab ich nicht geplant, dass du …«
Er bricht den Satz ab, erschrocken über seine eigenen Worte. Ich sehe ihn an. Ich wäre im Leben nicht darauf gekommen, dass er solche Hintergedanken gehabt haben könnte. Aber jetzt steht es plötzlich im Raum. Und es gefällt mir gar nicht.
»Ich wollte nur, dass du es auch mal erlebst«, erklärt er eilig. »Selbst fühlst, wie es ist, die Beste und Schönste zu sein. Damit wir eine gemeinsame Erfahrung haben. Nichts sonst. Ich schwöre es! Es kam völlig überraschend … dass ich mit dir schlafen wollte. Da war was in deinen Augen …«
»Aber du hast gesagt, dass du schon immer mit mir schlafen wolltest!«, sage ich vorwurfsvoller, als ich es eigentlich will.
»Ja, schon«, sagt Markus. »Stimmt, das hab ich gesagt. Aber ich hab genau wie du gedacht, dass das dumm wäre, weil es danach bestimmt anders ist. Und unsere Freundschaft ist mir zu wichtig, um sie aufs Spiel zu setzen.«
»Aha. Und nun ist sie das plötzlich nicht mehr?«
Markus streckt die Arme aus, will sie um mich legen, aber ich stehe auf und gehe ins Badezimmer. Fühle mich unendlich traurig,
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