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Er ist wieder da

Er ist wieder da

Titel: Er ist wieder da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timur Vermes
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Welt in ihrer Nähe aufhält. Um sie nicht unnötig in Verlegenheit zu bringen, wandte ich mich mit einem »Meine Herren!« an den Rest der Runde, um mich letztlich Sensenbrink wieder zuzuwenden.
    »Na, lieber Sensenbrink, welchen Platz haben Sie mir denn zugedacht?«
    Sensenbrink wies auf einen Stuhl am anderen Ende der Konferenzrunde. Ich hatte mit Ähnlichem gerechnet. Es war nicht das erste Mal, dass sich einige Herren einer sogenannten Industrie dazu aufschwangen zu wägen, welches Gewicht der künftige Führer Deutschlands denn nun hätte. Nun, ich wollte ihnen schon Gewichte zeigen – doch war es fraglich, ob auch sie dieselben zu heben wüssten.
    Auf dem Tisch standen Kaffee, Tassen, kleinere Flaschen mit Säften und Wasser, dazu eine Karaffe mit klarem Wasser, für das ich mich entschied. Dann saßen wir eine Minute da.
    »Tja«, sagte Sensenbrink, »was haben Sie uns denn heute mitgebracht?«
    »Mich«, sagte ich.
    »Nein, ich meinte: Was wollten Sie uns denn heute vortragen?«
    »Ich sage nichts mehr über Polen!«, warf Sawatzki grinsend ein.
    »Schön«, sagte ich, »das wird uns alle voranbringen. Ich denke, die Frage ist klar: Wie können Sie mir helfen, Deutschland zu helfen?«
    »Wie wollen Sie denn Deutschland helfen?«, fragte die Dame Bellini, und dabei zwinkerte sie mir und den anderen Anwesenden seltsam zu.
    »Ich denke, Sie alle hier wissen im tiefsten Grunde Ihres Herzens, was dieses Land braucht. Ich habe auf dem Wege hierher die Räume gesehen, in denen Sie gezwungen sind zu arbeiten. Diese Lagerhallen, in denen Sie und Ihre Genossen Frondienste leisten müssen. Speer war auch nicht zimperlich, als es um den effizienten Einsatz von Fremdarbeitern ging, aber diese Enge …«
    »Das sind Großraumbüros«, sagte einer der Herren, »das gibt es doch überall.«
    »Wollen Sie etwa behaupten, das sei Ihre Idee gewesen?«, bohrte ich nach.
    »Was heißt hier ›meine Idee‹«, sagte er und sah sich lachend im Kreise um, »ich meine, wir haben das alle hier entschieden …«
    »Sehen Sie«, sagte ich, stand auf und wandte mich direkt an Frau Bellini, »das ist mein Thema. Ich rede von Verantwortung. Ich rede von Entscheidungen. Wer hat diese Massenkäfige da installiert? War er das?«, und dabei wies ich auf den Herrn, dessen Idee das nicht gewesen war. »Oder er?« Jetzt fasste ich den Nachbarn von Sensenbrink ins Auge. »Oder der Herr Sawatzki – aber da habe ich meine ernsten Zweifel. Ich weiß es nicht. Noch besser: Die Herren wissen es selber nicht. Und was sollen nun Ihre Arbeiter tun, wenn sie am Arbeitsplatze ihr eigenes Wort nicht verstehen? Wenn sie ein Vermögen für Klingeltöne ausgeben müssen, nur damit sie ihr Telefon von dem des Nachbarn unterscheiden können? Wer ist verantwortlich? Wer hilft dem deutschen Arbeiter in der Not? Zu wem sollen sie gehen? Hilft der Vorgesetzte? Nein, denn der da schickt die Leute zu dem da und der wieder zu jenem! Und ist das ein Einzelfall? Nein, das ist kein Einzelfall, sondern eine schleichende Krankheit überall in Deutschland! Wenn Sie heute eine Tasse Kaffee kaufen, wissen Sie noch, wer dafür die Verantwortung trägt? Wer diesen Kaffee kocht? Der Herr hier«, und hierbei wies ich erneut auf den Herrn, dessen Idee das nicht gewesen war, »dieser Herr hier glaubt natürlich, das wäre der Herr Starbuck gewesen. Aber Sie, Frau Bellini, und ich, wir beide wissen: Dieser Starbuck kann nicht überall zugleich kochen. Niemand weiß, von wem der Kaffee kommt, wir wissen nur: Der Starbuck, der war es nicht. Und wenn Sie in die Reinigung gehen, wissen Sie da noch, wer Ihre Uniform gereinigt hat? Wer ist denn dieser vermeintliche Yilmaz? Sehen Sie, und deswegen brauchen wir einen Wandel in Deutschland. Eine Revolution. Wir brauchen Verantwortung und Stärke. Eine Führung des Landes, die Entscheidungen trifft und für sie haftet, mit Leib, Leben, allem. Denn wenn Sie Russland angreifen wollen, können Sie nicht mal sagen: Ach, das haben wir alle irgendwie entschieden, so wie das der Herr Kollege hier gerne hätte. Ob wir jetzt Moskau einkreisen, da setzen wir uns alle zusammen und stimmen per Handzeichen ab! Das ist ja auch wunderbar bequem, und wenn’s schiefgeht, dann waren wir’s auch alle zusammen, oder noch besser: Das Volk war’s selber, weil das hat uns ja gewählt. Nein, Deutschland muss wieder wissen: Russland, das war nicht der Brauchitsch, das war nicht der Guderian, das war nicht der Göring – das war ich. Die Autobahnen – das

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