Er liebt mich, er liebt mich nicht - Gibson, R: Er liebt mich, er liebt mich nicht - Daisy's Back in Town
sich mit den Händen durchs Haar. »Von vorn ganz seriös, von hinten voll auf Party. Heh-heh-heh«, lachte er und warf den Kopf in den Nacken.
»Will fernsehen! «, erklärte Pippen, ehe er ebenfalls zu lachen begann, als hätte er wie Nathan einen Witz gemacht.
»Er will Zeichentrickfilme mit dir anschauen. Seine Lieblingssendung ist Biene Maja .«
» Biene Maja ist doch blöd.« Er hob seinen Rucksack auf. »Du solltest Sponge Bob gucken.«
Auf dem Weg zum Wagen kam Daisy in den Sinn, dass sie, wenn alles wie ursprünglich geplant verlaufen wäre, inzwischen schon zu Hause wäre. In Seattle. In ihrem eigenen Leben. Befreit von der Vergangenheit. Vor einem neuen Anfang. Für sie und Nathan.
Doch seit ihrer Ankunft in Lovett war überhaupt nichts wie geplant verlaufen, und sie musste ihr eigenes Leben noch für eine Weile hintanstellen. Ihre Mutter und ihre Schwester brauchten sie, und vielleicht konnte sie ja irgendetwas tun, um ihnen zu helfen. Möglicherweise genügte es für den Augenblick schon, dass sie da war und sich um Pippen kümmerte.
Ihr Leben war schließlich nicht vollends ruiniert, tröstete sie sich. Sie war durch die Hölle gegangen. Hatte sie länger als zwei Jahre ertragen, und was sie jetzt erlebte, war nicht einmal annähernd so schlimm. Jedenfalls jetzt noch nicht. Nathan war bei ihr, und irgendwann musste alles wieder gut werden.
KAPITEL 11
Das Heulen der Tischbohrmaschine erfüllte die Werkstatt und drang bis in Jacks Büro, wo er die Ersatzteilliste für die 54er Corvette durchging. Gleichzeitig blätterte er durch die Polaroids, die er von jedem bisher ausgebauten Autoteil angefertigt hatte. Alles, von den Chromteilen bis zu den Schrauben, mit denen die Sockel der Heckleuchten befestigt waren, war katalogisiert und sorgfältig eingelagert worden. Sie hatten den Motor ausgebaut, der später auseinander genommen und mit dem Dampfreiniger gesäubert werden würde. Sämtliche Gummiteile mussten komplett ersetzt werden, ebenso wie die lederne Innenausstattung. Die 54er war angeblich schwer zu fahren, aber das spielte keine Rolle. Der große Harley Earl, Gott hab ihn selig, hatte den Sportwagen in seinem typischen aufwändigen Stil entworfen. Das Fahrzeug diente in erster Linie zur Show.
Jack warf die Fotos zur Seite und stand auf. Am Vormittag hatten sie die Windschutzscheibe ausgebaut und mehr Rostschäden vorgefunden, als sie vermutet hatten. Diese Schäden mussten behoben werden, dann würden sie die Karosserie erneuern. Er griff nach dem Dodge-Viper-Kaffeebecher, den Lacy Dawn ihm zum Geburtstag geschenkt hatte, verließ das Büro und ging zum Empfangstresen.
Montags kam Penny erst um halb elf zur Arbeit. Auf ihrem Schreibtisch lag ein Stapel Post. Jack schenkte sich
noch einmal Kaffee nach, und als er hinaus in die Werkstatt ging, hörte der Lärm des Tischbohrers auf. Jack blies in seinen Becher und sah zu Billy hinüber, der an der Werkbank stand und sich die Schutzbrille in die Stirn geschoben hatte. In einer Hand hielt er eine Bremsscheibe, während ein magerer Teenager etwas zu ihm sagte. Beide drehten sich um, als Billy in Jacks Richtung wies.
Jack blieb wie vom Donner gerührt stehen. Der Junge musste etwa fünfzehn Jahre alt sein und trug eine Hundekette um den Hals, und eine weitere hing seitlich an seiner Hose herab. Er sagte noch etwas zu Billy, ehe er auf Jack zuging. Jack bemerkte Billys verwundertes Lächeln, bevor er sich dem Jungen zuwandte.
Er stellte jeden Sommer irgendwelche Jungen ein, die die Werkstatt fegten oder Ersatzteile holen gingen. Aber wenn dieser Bursche einen Job wollte, hatte er Pech gehabt. Weniger wegen seines Aussehens, sondern weil er nicht so viel Verstand hatte, sich anständig anzuziehen und die Ketten seinem Hund zu überlassen, wenn er auf Jobsuche ging.
Er hatte eine Igelfrisur, dunkles Haar mit weißen stacheligen Spitzen. Seine Unterlippe war neben dem Mundwinkel gepierct, und auf seinem schwarzen T-Shirt stand in großen roten Lettern ANARCHIE. Außerdem trug er ein Skateboard unterm Arm, und seine Jeans waren so weit, dass sie über seine Hüfte rutschen würden, wenn er sich zu voller Größe aufrichten würde.
»Kann ich irgendwas für dich tun?«, fragte Jack, als der Junge vor ihm stehen blieb.
»Ja. Meine Mom hat gesagt, Sie kannten meinen Dad?«
Jack kannte eine Menge Dads. »Wie heißt deine Mutter? «, fragte er und nahm noch einen Schluck Kaffee.
»Daisy Monroe.«
Er verbrannte sich den Mund am Kaffee und ließ den
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