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Er lockte mit dem Jenseits

Er lockte mit dem Jenseits

Titel: Er lockte mit dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Backbordseite setzen. Da wir in Richtung Westen schipperten, saß ich auf der offenen Seite der Themse.
    Mein Gegenüber war eine sehr schlanke Frau, die zu schwarzen, sehr kurzen Haaren noch einen schwarzen Pullover trug. Er hatte einen V-Ausschnitt, und an der Brust malten sich sehr kleine Hügel ab. An ihrem Schild las ich ab, dass sie Erica hieß, und schon wenige Minuten später hatte ich erfahren, dass sie bei der Post arbeitete und ansonsten ein sehr romantischer Typ war. Sie ging gern wandern, am liebsten in den schottischen Highlands, und wer bei ihr landen wollte, der musste Tiere lieben. Sie hatte vier Katzen zu Hause.
    »Meine Tiere in der Wohnung beschränken sich auf Fliegen«, erklärte ich. »Besonders im Sommer.«
    Au, da hatte ich etwas Falsches gesagt. Ihr Blick war scharf wie die Schneide eines Messers. Mit ihren Blicken hätte sie mich am liebsten erdolcht. »Du magst wohl keine Tiere.«
    »Doch. Nur nicht in meiner Wohnung.«
    »Dann bist du für mich gestorben.«
    »Ich kann es nicht ändern.«
    Erica verzog die Mundwinkel, als würde sie sich vor mir ekeln. »Dass ihr Kerle einfach kein Gefühl für die vierbeinigen Lebewesen habt. Ich sehe dies als schlimm an.«
    » Sorry , aber daran kann ich auch nichts ändern.«
    »Wie du willst.« Sie drückte ihren Oberkörper zurück und schaute betont über die Reling hinweg auf das graue Wasser.
    Ich wollte sie trösten und sagte: »An deiner Stelle würde ich nicht aufgeben. Es findet sich bestimmt irgend wann jemand, der auf deiner Wellenlänge funkt.«.
    »Ich habe auch nicht gesagt, dass ich aufgeben werde!«, blaffte sie mich an.
    »Vielleicht klappt’s mit einem Pfleger aus dem Tierheim oder dem Zoo. Das wäre doch gut.«
    Wieder funkelte sie mich an. Dann umfasste sie ihre Wasserflasche, und ich vermutete schon, dass sie mir das Ding auf den Kopf schlagen würde. Aber sie hielt sich zurück. Dafür stand sie abrupt auf und trat von mir weg. An der Reling blieb sie stehen. Sie war nicht lange allein, denn Marty Modine trat zu ihr und fragte: »Nun, wieder nicht zurechtgekommen?«
    »Das siehst du doch. Die Kerle sind alle verrückt. Sie... sie... können nicht auf uns Frauen eingehen. Ich will nicht mehr.«
    »Aber es gibt noch fünf andere.«
    »Die kannst du vergessen«, fauchte sie. »Ich habe sie mir angesehen. Da liebt keiner Katzen, das weiß ich.«
    »Dann willst du nicht mehr mitmachen?«
    »So ist es. Außerdem habe ich diese mannstolle Henriette hier wieder gesehen. Hätte ich vorher gewusst, dass sie die Fahrt mitmacht, wäre ich nicht an Bord gegangen.«
    »Ach ja, du bist schon ein Problem, Erica. Soll ich mal fragen, wer Katzen mag?«
    »Nein!«
    Mich ritt in diesem Augenblick der Teufel. Ich drehte mich auf meinem weiß lackierten Stuhl so weit um, damit ich sie anschauen konnte. »Ich weiß, wer Katzen liebt.«
    Erica horchte auf. »Wirklich? Wer denn?«
    »Die Kater.«
    Oh, da hatte ich was gesagt. Vor Zorn lief sie rot an. Sie stampfte sogar mit dem Fuß auf, aber sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Ihr fehlten einfach die Worte.
    Auch Modine musste sich beherrschen, um nicht loszulachen, und bevor mich Erica länger anschauen konnte, drehte sie ihren Kopf zur Seite und blickte in eine andere Richtung.
    Modine kam zu mir und beugte sich herab. »Du solltest sie ernster nehmen, John.«
    »Kann sein, aber ich bin solche Frauen nicht gewohnt.«
    »Hier kommen eben viele her, die enttäuscht worden sind. Das sollte man nicht vergessen.«
    Ich winkte ab. »Schon gut, ich werde es mir merken.«
    Zum Glück waren die ersten zehn Minuten vorbei. Jetzt wurden die Plätze gewechselt. Ich hatte das Glück, dicht an Glenda vorbeizukommen, sah ihre leicht verdrehten Augen und hörte ihren geflüsterten Satz. »Das war vielleicht ein Typ.«
    »Klar. Jeder erhält das, was er verdient. Da weißt du wenigstens, was du an mir hast.«
    »Angeber.«
    Ich bekam noch einen leichten Stoß gegen die Hüfte mit. Bevor ich wieder meinen Platz einnahm, blieb ich für einen Moment auf dem Deck stehen und schaute über Bord.
    Die Dunkelheit würde sich mit ihrem Erscheinen noch Zeit lassen. Aber der Himmel war zu einer schweren Decke geworden. Man musste mit einem Gewitter rechnen, aber wahrscheinlich erst nach Mitternacht. Da war die Reise dann beendet. Hoffentlich auf die Art erfolgreich, wie ich es mir wünschte.
    Ich hielt nach dem Boot der River Police Ausschau und musste nicht lange suchen. Bereits bei der ersten Drehung hatte ich es

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