Er lockte mit dem Jenseits
den meisten Decks waren die Feten voll im Gang.
Ein letztes Klatschen von Modine’s Seite.
Es wurde ruhig.
Und dann begann sein Auftritt!
***
Er konnte reden, das musste ich zugeben. Er war jemand, der mit Worten spielte, der seine Zuhörer umschmeichelte, der sie mal an der langen Leine führte, um diese dann, wenn nötig, straff anzuziehen.
Marty Modine beherrschte es perfekt. Wichtig war ihm die Einsamkeit. Gerade die Mitglieder der gegenwärtigen Gesellschaft litten darunter. Das war für Modine die perfekte Basis, um seine Geschäfte zu machen, wobei er sich mehr als Wohltäter ansah als ein Geschäftsmann. Er wollte den Menschen die Einsamkeit nehmen und die Tristesse aus ihrem Alltag verscheuchen.
Dafür waren die Reisen eben gedacht, aber auch die anderen Treffen, die nicht auf dem Boot stattfanden. Da waren dann entsprechende Lokale vorgesehen.
Es lief alles gut.
Die Menschen hörten zu. Keiner stellte eine Frage. Sie hingen an den Lippen des Mannes, der beim Reden auf und ab schritt, mal im Licht stand, um es dann wieder zu verlassen. Er verschwand dann im Schatten, der ihn sehr schnell wieder ausspie.
Er schaute dabei nie jemanden länger an. Keiner sollte sich durch ihn bevorzugt fühlen. Seine Neutralität war schon bewundernswert. Die behielt er bei, als er endlich auf das eigentliche Ziel seiner Rede zusteuerte.
»Jeder von euch ist erschienen, um neue Wege zu finden. Und ihr seid nicht die Ersten, die diesen Weg gehen wollen. Schon vor euch haben es welche getan. Er war nur ein kleiner Schritt für sie, in Wirklichkeit aber ein sehr großer. Und wer diesen Schritt gegangen ist, der hat ihn auf keinen Fall bereut. Ihm wurde etwas völlig Neues eröffnet. Er wurde mit offenen Armen empfangen. Er konnte nur jubeln und davon berichten, was er erlebt hatte.«
»Was hat er denn erlebt?«
Die Frage hatte Glenda gestellt. Sie konnte es nicht mehr aushalten, und es war taktisch zudem gut. Da konnte sich Modine nicht mehr auf Allgemeinplätze retten.
»Oh, ihm sind die Augen für etwas geöffnet worden, das außerhalb dieser Welt liegt. Es war wie ein Wunder. Diejenigen, die es traf, haben zuvor nie daran geglaubt, dass es so etwas überhaupt geben könnte, und waren deshalb absolut begeistert. Aber was rede ich. Ihr seid in der glücklichen Lage, eine Person kennen zu lernen, die diese Erfahrungen bereits hinter sich hat.«
»Wieso?«
»Das ist ganz leicht, Glenda. Sie werden zu uns kommen und uns von den anderen Welten berichten.«
»Welten?«, rief ein Mann.
Modine nickte nur. Durch diese Geste stieg die Spannung umso mehr.
Neben mir konnte sich Carla nicht mehr halten. Ich sah, dass sie anfing zu zittern. Dann schüttelte sie den Kopf und flüsterte: »Ist er nicht wunderbar, unser Marty? Steht er nicht über allem? Er weiß genau, wie bunt das Leben ist, und er will uns den Weg zeigen, damit wir auch die anderen Seiten erleben.«
»Was auch gefährlich sein kann«, warnte ich.
»Ach, hör auf. Was ist schon? Ich setze mein volles Vertrauen in Marty.«
»Du würdest ihm auch folgen?«
»Sicher würde ich das.«
Ich sagte nichts mehr. Carla war nicht zu überzeugen. Auch die anderen Gäste hatte Marty Modine mit seinen Worten erwischt. Es war niemand da, der sich dagegengestemmt hätte.
Er hatte bewusst eine Pause eingelegt, um seine Worte wirken zu lassen. Dabei war mir aufgefallen, dass ihn zehn seiner Gäste nicht so sehr interessierten wie zwei bestimmte.
Das waren Glenda und ich. Seine verstohlenen Blicke galten uns. Ich richtete mich darauf ein, dass Modine Verdacht geschöpft hatte, aber der Beweis fehlte mir noch.
Wieder klatschte Modine in die Hände, bevor er sprach. »Es ist so weit, liebe Freunde. Ich denke, dass wir jetzt zum eigentlichen Grund unserer Reise kommen. Der neue Weg, der neue Kontakt. Und wer schon länger diese wunderbaren Fahrten mitgemacht hat, wird sich an Menschen erinnern, die ebenfalls hier auf dem Deck gesessen haben. Sie haben es bereits hinter sich. Sie sind den Weg schon gegangen und haben Dinge gesehen, die euch noch verborgen sind. Aber das brauche ich nicht mehr zu sagen. Ich denke, ihr wollt es selbst sehen.«
Da widersprach keiner. Auch Glenda und ich lauerten darauf, dass das Ziel endlich näher rückte. Ich drehte mich etwas von Carla weg, damit ich eine bessere Blickposition bekam.
»Willst du mich nicht mehr?«, wollte sie wissen.
»Doch... doch, aber es ist so spannend.«
»Ja, finde ich auch.«
Durch das kurze Gespräch war ich
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