Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
noch gelegentlich auf ein frisch getötetes Reh oder Feldûnost stoßen, das aussieht, als sei es angeknabbert worden wie eine Rübe. Und überall darum herum werdet ihr die Spuren eines ungewöhnlich großen Hasen finden. Ab und zu verschwindet ein Krieger aus Kvôth, um dann tot aufgefunden zu werden, mit aufgerissener Kehle … immer mit aufgerissener Kehle.«
Sie nahm ihre vorherige Position wieder ein. »Terrin war natürlich schrecklich aufgebracht nach dem Verlust seines Freundes und wollte den Hasen jagen, aber die anderen Zwerge brauchten seine Hilfe. Also kehrte er zu der Festung zurück. Drei weitere Tage und Nächte hielten die Verteidiger die Mauern, bis ihre Vorräte zur Neige gingen und jeder Krieger mit Wunden bedeckt war.
Schließlich, am Morgen des vierten Tages, als alles hoffnungslos schien, teilten sich die Wolken und in weiter Ferne sah Terrin zu seinem großen Erstaunen Mimring auf die Festung zufliegen, an der Spitze eines gewaltigen Donners von Drachen. Der Anblick der Drachen erschreckte die Belagerer so sehr, dass sie ihre Waffen fallen ließen und in die Wildnis flohen.« Angelas Lippen zuckten. »Das machte die Zwerge von Kvôth, wie ihr euch vorstellen könnt, ziemlich glücklich und es herrschte große Freude.
Und als Mimring landete, stellte Terrin zu seiner großen Überraschung fest, dass die Schuppen des Drachen durchsichtig geworden waren wie Diamanten. Was, wie erzählt wird, daher kam, dass Mimring so dicht an die Sonne herangeflogen war – denn um die anderen Drachen rechtzeitig zu benachrichtigen, musste er über die Gipfel des Beor-Gebirges fliegen, höher als irgendein Drache je zuvor geflogen war oder seither geflogen ist. Von da an war Terrin als Held der Belagerung von Kvôth bekannt und seinen Drachen nannte man seiner Schuppen wegen Mimring den Strahlenden … und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Obwohl Terrin, um die Wahrheit zu sagen, auch später noch immer etwas Angst vor Hasen hatte, selbst im hohen Alter. Das ist es, was sich wirklich in Kvôth zugetragen hat.«
Nachdem sie geendet hatte, begannen die Werkatzen zu schnurren und die Urgals grunzten beifällig.
»Du verstehst es, Geschichten zu erzählen, Uluthrek«, erklärte Garzhvog und seine Stimme klang wie das dröhnende Poltern eines Felsbrockens.
»Danke.«
»So kenne ich die Geschichte aber nicht«, bemerkte Eragon, als er ins Licht trat.
Angelas Miene hellte sich auf. »Nun, du kannst kaum erwarten, dass die Zwerge zugeben, auf Gedeih und Verderb einem Kaninchen ausgeliefert gewesen zu sein. Hast du die ganze Zeit im Dunkeln gelauscht?«
»Nur eine Minute «, räumte er ein.
»Dann hast du den besten Teil der Geschichte verpasst und ich werde sie heute Nacht nicht mehr wiederholen. Meine Kehle ist zu trocken, als dass ich jetzt noch lange reden könnte.«
Eragon spürte die Vibrationen durch die Sohlen seiner Stiefel, als die Kull und die übrigen Urgals sich erhoben – sehr zum Missfallen der Werkatzen, von denen mehrere entrüstet maunzten, als sie zu Boden fielen.
Beim Anblick dieser Ansammlung von gehörnten Fratzen um das Feuer musste Eragon den Drang unterdrücken, nach dem Griff seines Schwertes zu tasten. Selbst nachdem er an der Seite der Urgals gekämpft und gejagt hatte und mit ihnen marschiert war und selbst nachdem er die Gedanken einiger Urgals gelesen hatte, fühlte er sich in ihrer Gegenwart immer noch unbehaglich. Sein Verstand sagte ihm, dass sie Verbündete waren, aber sein Körper konnte das instinktive Grauen nicht vergessen, das ihn jedes Mal packte, wenn er ihresgleichen im Kampf gegenüberstand.
Garzhvog nahm etwas aus dem Lederbeutel, den er an seinem Gürtel trug. Er streckte seinen dicken Arm über das Feuer und reichte es Angela, die ihre Spinnarbeit zur Seite legte, um den Gegenstand mit beiden Händen entgegenzunehmen. Es war eine raue Kugel aus seegrünem Kristall, die funkelte wie verharschter Schnee. Die Kräuterheilerin schob die Kugel in den Ärmel ihres Kleides, bevor sie die Spindel wieder aufnahm.
Garzhvog sagte: »Du musst irgendwann einmal in unser Lager kommen, Uluthrek, dann werden wir dir unsere Geschichten erzählen. Wir haben einen Sänger dabei. Er ist gut. Wenn du hörst, wie er die Geschichte von Nar Tulkhqas Sieg bei Stavarosk erzählt, kocht dir das Blut und du willst den Mond anbellen und mit den stärksten deiner Feinde die Hörner verkeilen.«
»Vorausgesetzt, man hat Hörner, die man verkeilen kann«, bemerkte Angela. »Es
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