Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
lassen, wie du es wolltest.«
»Und hast du ihren Magier angegriffen? Als sie gingen, sah er aus, als würde er gleich vom Pferd kippen.«
Carns Lächeln wurde breiter. »Das war sein eigenes Werk. Er hat die ganze Zeit versucht, eine Illusion zu durchbrechen, von der er glaubte, ich hätte sie geschaffen. Er wollte den Schleier flimmernder Luft durchdringen, um zu sehen, was dahinterlag – aber da war nichts zu durchbrechen, nichts zu durchdringen, daher hat er all seine Kraft völlig umsonst aufgeboten.«
Roran schmunzelte und das Schmunzeln wurde zu einem lauten, lang anhaltenden Gelächter, das sich über das aufgeregte Geschrei erhob und über die Felder in Richtung Aroughs schallte.
Mehrere Minuten lang sonnte er sich in der Bewunderung seiner Männer, bis er von einem der am Rand des Lagers stationierten Wachposten einen lauten Warnruf hörte.
»Geht zur Seite! Na los!«, verlangte Roran und sprang auf die Füße.
Die Krieger gehorchten und er erblickte einen einzelnen Mann, der von Westen in schnellem Galopp über die Felder direkt auf ihr Lager zukam. Er musste einer aus der Gruppe sein, die er ausgeschickt hatte, um die Ufer der Kanäle abzusuchen.
»Lasst ihn hierherkommen«, befahl Roran und ein schlaksiger rothaariger Schwertkämpfer lief davon, um den Reiter abzufangen.
Während sie auf die Ankunft des Mannes warteten, sammelte Roran die Würfelknochen auf und ließ sie einen nach dem anderen in den Lederbecher fallen.
Sobald der Krieger in Rufweite war, grüßte Roran ihn. »He! Ist alles in Ordnung? Seid ihr angegriffen worden?«
Zu Rorans Verärgerung blieb der Mann zunächst stumm. Als er nur noch wenige Schritte entfernt war, sprang er vom Pferd, nahm vor Roran Haltung an und stand stocksteif und aufrecht da wie eine von der Sonne ausgedörrte Kiefer. Dann rief er mit lauter Stimme: »Herr Hauptmann!«
Bei genauerem Hinsehen stellte Roran fest, dass der Mann in Wirklichkeit eher ein Junge war – es war tatsächlich derselbe magere Bursche, der sich die Zügel seines Pferdes geschnappt hatte, als er das erste Mal ins Lager geritten war. Diese Erkenntnis trug jedoch nicht dazu bei, Rorans Neugier zu befriedigen.
»Nun, was gibt es? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.«
»Herr Hauptmann! Hamund schickt mich, um Euch zu berichten, dass wir so viele Lastkähne gefunden haben, wie wir brauchen, und dass er Schlitten baut, um sie zu dem anderen Kanal zu transportieren.«
Roran nickte. »Gut. Braucht er noch Hilfe, um sie rechtzeitig rüberzuschaffen?«
»Nein, Herr Hauptmann!«
»Ist das alles?«
»Ja, Herr Hauptmann!«
»Du brauchst mich nicht ständig Herr Hauptmann zu nennen. Einmal ist genug. Verstanden?«
»Ja, Herr Haupt… ähm, ja, H… ähm, ich meine, ja, natürlich.«
Roran verkniff sich ein Lächeln. »Du hast deine Sache gut gemacht. Besorg dir etwas zu essen und reite dann zum Steinbruch und erstatte mir von dort Bericht. Ich will wissen, was sie bisher erreicht haben.«
»Ja, He … Entschuldigung, Herr … Das heißt, ich brauche nicht … Ich werde sofort aufbrechen, Hauptmann.« Zwei dunkelrote Flecke erschienen bei dem Gestammel auf den Wangen des Jungen. Er machte eine schnelle Verbeugung, dann eilte er zu seinem Ross zurück und trabte zu den Zelten davon.
Der Besuch des Jungen erinnerte Roran daran, dass es immer noch viel zu tun gab, so glücklich sie sich auch schätzen konnten, dass sie den Soldaten eine Galgenfrist abgerungen hatten. Jede der Aufgaben, die vor ihnen lag, musste zufriedenstellend ausgeführt werden – alles andere konnte sie den Erfolg ihrer Bemühungen kosten.
An die umstehenden Krieger gewandt, ordnete er an: »Alle Mann zurück ins Lager! Hebt bis Einbruch der Nacht rund um das Lager einen doppelten Graben aus. Falls diese Schlappschwänze von Soldaten ihre Meinung ändern sollten und beschließen, uns doch noch anzugreifen, will ich vorbereitet sein.«
Einige der Männer stöhnten bei der Erwähnung von Gräben, die ausgehoben werden mussten, aber der Rest schien die Anweisung gut gelaunt zu akzeptieren.
Leise bemerkte Carn: »Du darfst sie nicht zu sehr ermüden, damit sie morgen noch kämpfen können.«
»Ich weiß«, erwiderte Roran, ebenfalls geflüstert. »Aber das Lager muss befestigt werden und es wird sie vom Grübeln abhalten. Davon abgesehen, wie erschöpft sie auch sein mögen, der Kampf wird ihnen neue Kraft geben. So ist es immer.«
Für Roran verging der Tag schnell, solange er sich auf ein unmittelbar zu lösendes
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