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Erbarmen

Erbarmen

Titel: Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Carl, du musst zu diesem Kurs.«
    »Ich werde kein besserer Ermittler dadurch, dass ich auf der Schulbank sitze und Bleistifte anspitze.«
    »Du bist der Chef eines neuen Dezernats hier. Und den entsprechenden Titel gibt es dazu. Entweder du machst diesen Kurs, oder du suchst dir eine andere Stelle, wo du ermitteln kannst.«
    Carl starrte hinüber zum Tivoli. Zwei Handwerker waren dabei, den Goldenen Turm für die nächste Saison vorzubereiten. Das verdammte Ding vier-, fünfmal rauf und runter - und Marcus Jacobsen würde um Gnade betteln.
    »Ich werde darüber nachdenken, Herr Kriminalinspektof.« Als Børge Bak kam, war die Stimmung deutlich abgekühlt.
    Carl wartete erst gar nicht, bis der Chef umständliche Eingangsworte von sich gab, sondern kam gleich zur Sache. »Mensch, Bak! Was habt ihr damals in dem Fall Lynggaard eigentlich für einen Scheiß gemacht. Ihr habt ja alle Indizien dafür, dass nichts so war, wie es schien, geradezu niedergetrampelt. Da hatte wohl die ganze Mannschaft die Schlafkrankheit, oder was?«
    Baks Augen waren wie Stahl, als sich ihre Blicke notgedrungen kreuzten.
    »Jetzt möchte ich aber doch gern wissen, was noch so alles unter den Teppich gekehrt oder verbrannt wurde«, fuhr er fort. »Gibt es etwas oder jemanden, der eure einzigartigen Ermittlungen ausgebremst hat, Børge?«
    An dieser Stelle überlegte der Chef der Mordkommission offensichtlich, ob er seine Halbbrille aufsetzen sollte, damit er sich dahinter verstecken konnte, aber Baks dunkelrotes Gesicht erforderte ein sofortiges Eingreifen.
    »Sieht man mal von dem Mørck-eigenen Ton ab, den wir hier nicht weiter zu diskutieren brauchen«, er warf Carl mit hochgezogenen Augenbrauen einen Blick zu, »kann man Carl doch ganz gut verstehen. Immerhin er hat gerade festgestellt, dass der verstorbene Daniel Hale gar nicht derjenige war, den Merete Lynggaard in Christiansborg kennenlernte. Warum hat das damals bei den Ermittlungen niemand herausgefunden? Das gibt' s doch wohl gar nicht!«
    Baks Stirn legte sich in ähnliche Falten wie seine Lederjacke.
    Er wirkte sichtlich angespannt.
    Aber Carl hatte sich schon festgebissen. »Und das ist noch nicht alles, Børge. Wusstet ihr zum Beispiel, dass Daniel Hale schwul und außer Landes war, als er angeblich Kontakt zu Merete Lynggaard hatte? Vielleicht hättet ihr euch mal die Mühe machen sollen, Søs Norup, Merete Lynggaards Assistentin, ein Foto von Hale zu zeigen. Oder Bille Antvorskov, dem Leiter der Delegation. Dann hättet ihr vielleicht gemerkt, dass da was stinkt.«
    Bak setzte sich langsam auf einen Stuhl. In seinem Kopf arbeitete es offensichtlich auf Hochtouren. Natürlich hatte er seither unendlich viele Fälle bearbeitet, und der Arbeitsdruck im Dezernat war der helle Wahnsinn gewesen, aber zum Teufel auch, wenn Bak jetzt nicht in die Knie gehen würde.
    »Denkst du immer noch, dass wir ein Verbrechen vollständig verhindern können?« Carl wandte sich an seinen Chef. »Was denkst du, Marcus?«
    »Dann gehen wir davon aus, dass du jetzt Nachforschungen zu den Umständen von Daniel Hales Tod anstellst, Carl.«
    »Wir sind schon dabei.« Wieder wandte er sich an Bak. »Oben in Hornbæk liegt in der Klinik für Wirbelsäulenverletzungen ein aufgeweckter alter Kollege, der denken kann.« Er warf die Abzüge der Fotos auf den Tisch vor seinem Chef. »Wäre Hardy nicht gewesen, wäre ich nicht in Kontakt mit einem Fotografen namens Jonas Hess gekommen und auf die Weise in den Besitz einer Reihe von Fotos. Diese Fotos beweisen erstens, dass Merete Lynggaard ihre Aktentasche an ihrem letzten Tag von Christiansborg mit nach Hause nahm. Dass sie zweitens eine lesbische Assistentin hatte, die großes Interesse an ihrer Chefin signalisierte, und schließlich, dass es einen Mann gab, mit dem Merete Lynggaard einige Tage vor ihrem Verschwinden auf der Treppe vor Christiansborg in einen Wortwechsel verwickelt war. Etwas, das sie offenkundig erschütterte.« Er deutete auf das entsprechende Foto. »Den Mann haben wir zwar nur von hinten, aber vergleicht man Haare und Haltung und Größe, sieht er Daniel Hale in nicht unerheblichem Maße ähnlich, selbst wenn er es nicht ist.« Er legte eines der Fotos von Hale aus der Firmenbroschüre neben die anderen.
    »Jetzt frage ich dich, Børge Bak. Findest du es nicht ziemlich erstaunlich, dass diese Aktentasche auf dem Weg zwischen Christiansborg und Stevns verschwand? Denn ihr habt sie ja wohl nie gefunden, oder? Und findest du es nicht auch

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