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Erbarmen

Erbarmen

Titel: Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Assad erzählt hatte?
    »Ich bin froh, dass ihr euch der Sache angenommen habt«, sagte Camilla, »aber ich wünschte, ihr hättet es getan, solange unsere Eltern noch lebten.«
    Er sah sie an und versuchte, dahinterzusteigen. »Was meinen Sie mit Sache? Denken Sie an den Autounfall ?«
    Sie nickte. »Ja, an den und Dennis' Tod kurze Zeit später. Es stimmt schon, Dennis konnte ordentlich was schlucken, aber Drogen hatte er noch nie genommen. Das haben wir der Polizei damals auch gesagt. Völlig undenkbar. Er hat doch mit jungen Menschen gearbeitet und sie genau davor gewarnt. Aber das interessierte die Polizei nicht. Sie haben sich nur sein polizeiliches Führungszeugnis angesehen und wie viele Verwarnungen wegen Geschwindigkeitsüberschreitung er bekommen hatte. Deshalb hat man ihn ja schon von vornherein verurteilt, ehe sie diese widerwärtigen Ecstasy-Tabletten in seiner Sporttasche fanden.«
    Hier wurden ihre Augen schmal. »Aber an der Sache war was faul! Dennis hat so was nicht angerührt! Schon weil das Zeug sein Reaktionsvermögen beeinträchtigt hätte. Er hasste diesen Scheißdreck.«
    »Vielleicht hat ihn jemand überredet, schnelles Geld und so, und er wollte sie gleich weiterverkaufen. Oder vielleicht wollte er es ja doch mal selbst probieren. Haben Sie eine Ahnung, was wir bei der Polizei alles erleben.«
    An dieser Stelle vertieften sich mit einem Mal die Falten um ihren Mund. »Jemand hat ihn dazu gebracht, und ich weiß auch wer. Das habe ich auch damals schon gesagt.«
    Er zog seinen Block aus der Tasche. »Aha.« Carls innerer Spürhund hob den Kopf und witterte. Hier war eine unerwartete Fährte. Er war jetzt hellwach. »Und wer war das?«
    Sie ging zu einer Wand, deren Tapete garantiert noch aus den Sechzigerjahren stammte, und nahm ein gerahmtes Foto vom Nagel. Ein ähnliches Foto hatte Carls Vater geknipst, als Carl in Brøndersleveinen Schwimmwettbewerb gewonnen hatte. Der stolze Vater präsentiert seinen Sohn. Carl schätzte, dass Dennis auf dem Foto höchstens zehn, elf Jahre alt war. Er sah schick aus in seinem Gokart-Outfit, und stolz wie ein Spanier hielt er den kleinen Silbernen Schild in der Hand.
    »Der da«, sagte Camilla und deutete auf einen Jungen mit hellen Haaren, der hinter Dennis stand und einen Arm auf seine Schulter gelegt hatte. »Sie nannten ihn Atomos, warum, weiß ich nicht. Sie haben sich auf einer Motocross-Strecke kennengelernt. Dennis war verrückt nach Atomos und Atomos war ein Dreck.«
    »Die beiden hatten also von Kindheit an Kontakt? Und haben den über die Jahre hin gehalten?«
    »Das weiß ich nicht genau. Ich glaube, sie haben sich aus den Augen verloren, als Dennis sechzehn, siebzehn Jahre alt war. Aber ich weiß, dass sie sich in den letzten Jahren wieder sahen, denn Mutter beklagte sich immer darüber.«
    »Und warum glauben Sie, dass Atomos etwas mit dem Tod Ihres Bruder zu tun haben könnte?«
    Traurig betrachtete sie das Foto. »Er war einfach so ein Scheißkerl und abgrundtief schlecht. Unglaublich destruktiv.«
    »Was meinen Sie damit?«
     
»Dass er bösartig war und nicht ganz bei Trost. Dennis meinte zwar, dass sei Quatsch, aber so war es.«
     »Und warum war Ihr Bruder dann mit ihm befreundet?«
    »Weil Atomos immer derjenige war, der ihn zum Fahren ermuntert hat. Und dann war er einige Jahre älter. Dennis sah zu ihm auf.«
     »Ihr Bruder ist an seinem eigenen Erbrochenen erstickt. Er hatte fünf solcher Pillen geschluckt, und er hatte vier Komma ein Promille Alkohol im Blut. Ich weiß nicht, wie viel er wog, aber er muss mehr als tief ins Glas geschaut haben. Wissen Sie, ob er einen Grund hatte zu trinken? Hat er das schon lange getan? War er nach dem Unfall besonders deprimiert?«
    Sie warf ihm einen traurigen Blick zu. »Ja. Meine Eltern sagten, der Unfall habe ihn sehr mitgenommen. Dennis war hinter dem Steuer phantastisch. Das war sein erster Unfall überhaupt - und dann starb dabei ja ein Mann.«
    »Soweit ich informiert bin, hat Dennis zweimal wegen rücksichtslosen Fahrverhaltens im Gefängnis gesessen. Ganz so phantastisch kann er doch nicht gewesen sein.«
    »Ha!« Höhnisch sah sie ihn an. »Er fuhr nicht unverantwortlich. Wenn er auf der Autobahn Rennen fuhr, dann wusste er, wie weit vor ihm die Strecke frei war. Die Sicherheit und das Leben anderer aufs Spiel zu setzen, das war das Letzte, was er gewollt hätte.«
    Wie viele würden gar nicht erst Verbrecher oder Rowdys, wenn ihre Familien doch nur mal rechtzeitig ihre Antennen

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