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Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Titel: Erbarmungslos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Henshaw
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Staatssicherheit sah sich die Übertragung auf jeden Fall an.
    Weiter links stand eine BBC-Reporterin und nahm, den Rücken der Menge zukehrt, einige der Demonstranten auf. Kyra liebte den britischen Akzent, konnte über die Protestrufe hinweg aber nicht hören, was sie sagte. Beamte der bewaffneten Volkspolizei standen um den Platz herum und betrachteten die Ausländer, taten aber nichts, um den steten Fluss von Einheimischen zum Platz aufzuhalten. Die Demonstranten waren wegen der Kälte dick angezogen und stießen, während sie riefen und sangen, Hunderte kleiner Atemwolken aus. In der Mitte wetterte ein Mann durch ein Megafon gegen die verräterischen Taiwaner. Kyra überlegte, ob er das Megafon von der Regierung gestellt bekam. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass der Mann eines in seinem Schrank zu Hause aufbewahrte, für den Fall, dass ein Massenprotest losbrach … nein, nicht in diesem Land. Vielleicht in den USA , aber nicht in der Volksrepublik China.
    Kyra versuchte, die Anzahl der Demonstranten einzuschätzen, konnte sich aber auf keine Zahl festlegen und gab die Übung auf. Der Platz des Himmlischen Friedens war der größte offene Raum in Peking, aber sie wusste nicht, wie groß er war, was die einfache mathematische Aufgabe vereinfacht hätte. Auf der anderen Seite, über der Dongchang‘an-Jie-Straße im Norden, nahm die Verbotene Stadt den Blick ein. Die Außenmauer umfasste ein Gelände von fast einem Quadratkilometer. Vom Tor des Himmlischen Friedens gelangte man über den Palastgraben hinweg zum Tor der Höchsten Harmonie, durch das die Besucher Zugang zu den kaiserlichen Gärten, dem Qianqinggong, oder Palast der Himmlischen Reinheit, und zu den Dutzenden anderer Gebäude hatten, die zum Komplex gehörten. Die Große Halle des Volkes stand westlich davon, Maos Mausoleum südlich.
    Es war ein klarer, kalter Tag, was es den Satelliten der NRO, des Militärnachrichtendienstes der USA , der für das militärische Satellitenprogramm verantwortlich war, oder auch den kommerziellen Satelliten einfach machte, klare Bilder direkt von oben zu schießen. Die Anzahl der Demonstranten anhand eines hochauflösenden Fotos von oben zu ermitteln würde genauer sein, als Kyra dies je zustande brächte, selbst wenn sie die Maße des Platzes kennen würde.
    »Mindestens fünfzigtausend«, sagte Jonathan, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
    »Haben Sie schon mal so viele Demonstranten gesehen?«
    »Ein paar Mal im Nahen Osten, normalerweise immer dann, wenn die Israelis auf der West Bank einmarschiert sind. Das ist alles Theater. Ich bezweifle, dass die Leute überhaupt wissen, was auf ihren Schildern steht.«
    Kyra betrachtete die Transparente, von denen die meisten nicht nur in gutem, sondern in perfektem Englisch beschriftet waren. Mit Sicherheit verfügten die Demonstranten selbst nicht über so gute Englischkenntnisse. Welche Propagandaabteilung mochte wohl dafür zuständig sein, am laufenden Band Protestplakate in ausländischer Sprache herzustellen?
    »Ich habe ein paar in Washington gesehen, in der Einkaufsstraße in der Innenstadt«, sagte Kyra. »Ein paar Ernennungen und das Feuerwerk am 4. Juli.«
    »Vielleicht erinnern Sie sich nicht, aber die Proteste damals, 1989, wurden blutig niedergeschlagen.« Er verlor sich einen Moment in seinen Gedanken und sagte mehr zu sich selbst als zu ihr: »Deng Xiaoping rief die Panzer zu Hilfe. Die ganze Stadt wurde abgeriegelt, und auf den Straßen gab es heftige Aufstände – Molotowcocktails, brennende Truppentransporter, Baustellen. Die VBA schoss ein paar hundert, vielleicht an die tausend Studenten nieder, und während der nächsten zehn Jahre wurden mindestens genauso viele in Gefängnisse gesperrt. Die Gesamtzahl der Toten wurde nie veröffentlicht, falls man sich überhaupt je die Mühe gemacht hatte, sie zu zählen. Die Partei versuchte, dieses Ereignis aus den Geschichtsbüchern zu streichen, und sie haben alles getan, damit so etwas nicht wieder passiert.«
    »Einer von uns sollte es aufschreiben«, schlug sie vor.
    »Keine Sorge«, entgegnete Jonathan. »Überlassen Sie es der Regierung, Staatstelegramme über derartige Ereignisse zu verfassen. Nichts davon ist es wert, als geheim eingestuft zu werden. Zudem hat die Presse ein Auge darauf. Das heißt, das Open Source Center« – er meinte die Behörde, die öffentlich zugängliche Quellen sammelte und auswertete – »schickt den Analysten einen Bericht. Sparen Sie sich Ihre Energie, um an

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