Erbarmungslos: Thriller (German Edition)
Stück zur Seite und blickte schweigend über sie hinweg. »Ich kann Geheimnisse wahren. Ich arbeite für die CIA «, versicherte Kyra ihm. Es fühlte sich gut an, ihn endlich in der Defensive zu haben.
»Die beiden Dinge funktionieren gar nicht so oft, wie man denkt.« Er seufzte und schob seine Hände tief in seine Taschen. »Kathy war nicht an dem Kriegsspiel in der Führungsakademie beteiligt, als wir uns kennenlernten. Sie war stellvertretende Direktorin der Geheimdienstabteilung J2 des Pazifikkommandos, und sie leitete das Spiel. Daher war sie nicht begeistert, als dieser Zivilist beschloss, ein paar Grundregeln zu überarbeiten, die er für unrealistisch hielt. Dann bat sie mich, mit ihr auszugehen, ob Sie es glauben oder nicht. Beim Abendessen diskutierten wir über Marinetaktik. Nach dieser Tour nahm sie bei der Marine ihren Abschied und kehrte nach Washington zurück, wo sie eine Kriegsspieldenkfabrik gründete. Sie bot mir eine Stelle an, die ich ablehnte, aber wir machten auf der persönlichen Ebene da weiter, wo wir aufgehört hatten. Dann wurde Lance Showalter Verteidigungsminister. Kathy hatte im Pazifikkommando unter ihm gearbeitet, und plötzlich steht sie beim Präsidenten in der engeren Auswahl als CIA -Direktorin. Sie hat die Zusage bekommen, und das war’s dann.«
»Sie hat Sie abserviert?«, fragte Kyra.
»›Kommt nicht gut, mit Untergebenen was zu haben‹, sagte sie. Und einige der ›guten, alten Jungs‹ wie Rhead suchen nur nach einer Gelegenheit, sie rauszukicken, was mich zu einer Gefahr macht, die sie sich nicht leisten kann.«
»Sie wird die Behörde nicht ewig leiten«, bemerkte Kyra.
»George Tenant hatte diesen Posten sieben Jahre inne, und Kathy ist besser, als er jemals war«, entgegnete er. »Und die Menschen ändern sich.« Einen halben Straßenblock lang, bis zur nächsten Straßenkreuzung, ging er schweigend weiter. »Aber Kathy ist mit dem Boden hier nicht vertraut. Mitchell möchte einen der großen Spione, die ihm unterstehen, nicht verlieren, und Sie wissen nicht, was er ihr erzählt. Außerdem bezweifle ich, dass Sie objektiv sind.«
»Ich habe meine Gründe.« Ihr Protest klang in ihren eigenen Ohren schon schwach, in Jonathans sicher noch schwächer.
»Sie brauchen nichts zu beweisen«, fuhr er fort. »Tun Sie das hier nicht für Ihre Karriere. Tun Sie es nicht, wenn Sie nicht wirklich daran glauben.«
Kyra blieb stehen. »Wir schulden es diesem Mann. Sie haben seine Berichte gelesen.«
»Ja.«
»Er hat für uns mehr Risiken auf sich genommen, als wir zählen können. Fünfundzwanzig Jahre, in denen oft die Gefahr bestand, verhaftet und hingerichtet zu werden. Diese Art von Druck kann einen Menschen brechen. Wahrscheinlich ist er so paranoid, dass er nicht mehr weiß, wie es ist, normal zu sein. Was sagt das über uns, wenn wir jemanden wie ihn ausnutzen und wegwerfen, nur weil wir nicht bereit sind, ein Risiko auf uns zu nehmen?«
»Ja, ein abschätzbares Risiko«, entgegnete er. »Ich weiß nicht, ob ich das hier ein abschätzbares Risiko nennen würde.«
»Wir spielen mit dem uns zugeteilten Blatt«, hielt sie dagegen. »Wenn er bereit ist, jeden Tag für uns mit seinem Leben zu spielen, müssen wir bereit sein, für ihn zumindest ein Mal dasselbe zu tun. Wenn nicht, sind wir nicht besser als die Russen oder die Chinesen oder irgendjemand sonst, der Spione wegwirft, wenn er mit ihnen fertig ist. Aber wir sind besser. Hier geht es nicht um Logik und Chancen und abschätzbare Risiken. Hier geht es darum, eine Schuld abzugleichen. Es geht darum, etwas Ehrenhaftes zu tun.«
Jonathan blickte seitlich an ihr vorbei. Gegen Gefühle und vor allem gegen eine solche patriotische Art ließ sich nicht ankämpfen. Aber auch er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, und das verunsicherte ihn. »Sorgen Sie einfach dafür, dass Sie sich wegen dieses Ehrenhaften keinen Stern an der Wand einhandeln«, sagte er schließlich.
BÜRO der CIA-Direktorin
Das grüne Telefon klingelte. »Cooke«, meldete sie sich.
»Barron. Ich habe den Anruf gerade erhalten. Stryker hat sich als Eskorte für Pioneer bereit erklärt.«
Cooke nickte, obwohl sie allein im Büro war, und sah zur Uhr hinauf. »Wann?«
»Sie brechen morgen auf, sobald es anfängt, dunkel zu werden«, antwortete Barron. »Sie hat ein Zeitfenster von neunzig Minuten, um ihn zum Treffpunkt zu bringen. Ihr Flug geht um einundzwanzig Uhr Ortszeit, sie müssen also noch ein paar Stunden in Deckung bleiben.«
»Bis
Weitere Kostenlose Bücher