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Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Titel: Erbarmungslos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Henshaw
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dahin wird die Staatssicherheit den Flughafen abgeriegelt haben«, überlegte Cooke.
    »Das hilft nichts. Glauben Sie mir, ich würde liebend gern die Marine mit einem U-Boot hinschicken und ihn von einer SEAL -Einheit übers Meer herausholen lassen.«
    »Die Marine würde sich für uns nicht ins Zeug legen. Die Zeit ist ungünstig für einen Krieg«, erwiderte sie.
    »Die Chinesen haben vergessen, uns vorher anzurufen. Das ist einfach nur rücksichtslos«, beschwerte sich Barron.
    »Das sehe ich auch so«, stimmte Cooke zu und lächelte zum ersten Mal seit Tagen.
    »Ich rufe an, sobald wir was wissen.«
    »Ich werde hier sein«, versicherte Cooke, legte den Hörer wieder auf und blickte hinaus, wo der Tag über dem George Washington National Forest hereinbrach.

DReizehnter Tag
    Freitag
    Peking
    Pekings Luft unter den Straßenlaternen sah aus wie der morgendliche Herbstnebel, der von der Biegung des James River in Scottsville, wo Kyra aufgewachsen war, heraufkroch. Von ihrem Zimmer aus hatte sie einen freien Blick auf das Flusstal gehabt, das gewöhnlich samt den Bäumen entlang des Ufers von Nebel eingehüllt war. Immer hatte sie die alles durchdringende Feuchtigkeit in Virginia verflucht, die nur im Winter nachließ, doch dieser städtische Nebel hier, das dichte, trübe Grau, die eintönige Farbe, die so deutlich im Scheinwerferlicht der zahllosen Autos zu sehen war, widerte sie an, und bei dem Gestank hätte sie am liebsten ihr Abendessen auf den Bürgersteig gekotzt. Sie spürte, wie sich die Luftpartikel in ihrer Lunge festsetzten, und bekämpfte den Drang, den Atem anzuhalten. Vermutlich würde sie den Gestank irgendwann ignorieren, doch sie stellte sich vor, dass sich in der Zwischenzeit eine schwarze Schicht aus Giften über ihre Lunge legen und sie garantiert Krebs bekommen würde.
    Kyra hoffte, dass sie in der sicheren Wohnung ein paar Minuten Zeit haben würde, um sich den Stadtdreck abzuwaschen, doch das war weniger wichtig. Mehr Sorgen machte ihr im Moment, welche Auswirkung der Nebel auf die Überwachung hatte. Das Aufspüren von Überwachern würde sich für sie komplexer gestalten als gewöhnlich. Sie konnte vielleicht fünfzehn Meter weit sehen, danach wurden die Menschen zu unscharfen Gestalten, was aber auch für ihre Bewacher zutraf. Daher würden sich die Teams der Staatssicherheit näher an sie heranschleichen müssen, als sie es andernfalls getan hätten, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Der Plan, nach dem sie vorging, widersprach ihrer Intuition, weil sie nämlich genau das tun sollte – ihre Verfolger nahe an sich heranlassen. Der Plan machte sie nervös, doch sie vertraute ihm. Die Variablen waren eliminiert oder unter scharfer Kontrolle, soweit dies in Mitchells Macht lag, doch die Aussichten standen für sie immer noch nicht gut. Denken Sie nicht an die Aussichten , hatte er gesagt. Folgen Sie dem Plan, entscheiden Sie sich je nach Situation, erinnern Sie sich an Ihre Ausbildung.
    Natürlich wusste Mitchell nicht, dass Kyra am Abend zuvor in einer Gasse einen MSS -Offizier beinahe zu Tode geprügelt hatte. Mit Sicherheit lag der Mann im Krankenhaus. Wenn er sie identifiziert hatte und das MSS sie an diesem Abend als Täterin schnappte, würden sich die Chinesen wahrscheinlich an ihr rächen. Andererseits hielten sie sich an diesem Abend auf Abstand, weil sie ihre Raufboldtaktik vielleicht einer Prüfung unterzogen hatten. Die Änderung brachte aber auch weitere Unsicherheiten mit sich.
    Vielleicht hätte ich das hier nicht tun sollen , dachte sie. Jonathan hatte recht gehabt. Sie konnte wirklich nicht klar denken. Jetzt war es zu spät.
    Ihre Verfolger waren zurückgefallen, was ihr im Moment gelegen kam. Jetzt konnte sie nur dem Plan folgen.
    Ihre erste Aufgabe bestand darin, sich von ihren Verfolgern sehen zu lassen. Die hatten ihre Mühe damit, doch ein Vorteil war, dass Kyra größer war als die durchschnittlichen chinesischen Frauen und viel helleres Haar hatte. Ihre zweite Aufgabe war, ihre Verfolger glauben zu lassen, dass sie ungeübt war und Mitchell mit ihr eine denkbar schlechte Wahl getroffen hatte – zu groß, zu blond, falsch gekleidet für eine verdeckte Operation. Eine Amerikanerin mit leuchtend rotem Rucksack hatte keine Chance, hier zwischen den Fußgängern unterzutauchen, ganz gleich, wie sie es anstellen mochte. Doch dass sie es versuchen würde, war bereits eine falsche Annahme.
    Sie kramte in ihrem Rucksack nach einer Baseballkappe, die sie sich

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