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Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Titel: Erbarmungslos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Henshaw
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er als Analyst auf seinen Dienstreisen diesen Komfort nicht geboten bekam. Das akzeptierte er, wenn auch missmutig, da er keine Lust hatte, nur wegen bestimmter Vorrechte als Agent zu arbeiten.
    Eigentlich interessierte ihn die Einrichtung nicht. Er verlagerte sein Gewicht von einem Bein aufs andere, verschränkte die Hände hinter seinem Rücken und machte sich klar, dass er all diese Überlegungen nur anstellte, um sich abzulenken. Er tat alles, um sich nicht fragen zu müssen, wo Kyra im Moment steckte.
    Mitchell hatte die Suite zufällig ausgewählt. In Peking gab es Tausende Hotels, also Hunderttausende von Zimmern, und selbst das MSS konnte nicht alle verwanzt haben. Zumindest theoretisch nicht. Es bestand immer noch das geringe Risiko, dass irgendwo im Keller das MSS mithörte, doch Mitchell schien sich darüber keine Sorgen zu machen. Jonathan war sicher, er hatte sein Pokergesicht aufgesetzt. Im Fall einer Razzia ließ sich eine verdeckte Operation nicht mehr durchführen. Im Fall einer Verhaftung wäre alles, was sie der chinesischen Regierung erzählen würden, irrelevant. Schon die Nähe zu Pioneer würde das MSS als Verbrechen einstufen, und keiner von ihnen würde in nächster Zeit den Boden der Vereinigten Staaten wieder betreten. Jonathan bezweifelte, dass er bei seinen bisherigen Aufenthalten in Kriegsgebieten jemals so in Gefahr gewesen war wie an diesem Abend.
    Mitchell saß am Kirschholztisch und aß den Rest vom Risotto, neben sich einen Teller mit frittiertem Gebäck. Eigentlich hatte Jonathan aufs Essen verzichten wollen – mit seinem durch die Zeitverschiebung verstörten Magen glaubte er nicht, schon etwas essen zu können –, doch Mitchell hatte darauf bestanden, sodass er sich zu einem Teller Gnocchi gezwungen hatte. Mitchell hatte für Kyra und Pioneer Eierpfannkuchen bestellt, die unter einem Deckel warm gehalten wurden. Jonathan war sicher, dass Kyra dem Wein zusprechen würde. Sein erster Gedanke war gewesen, mit der Bestellung bis zu ihrer Ankunft zu warten – an ein falls zu denken, weigerte er sich –, doch vermutlich wollte Mitchell nicht, dass nach Pioneers Eintreffen noch jemand die Suite betrat.
    Jonathan sah auf die Uhr auf dem Schreibtisch neben dem Fenster. »Wir sind hinter dem Zeitplan«, stellte Mitchell fest.
    »Wir haben einen Zeitplan?«, vergewisserte sich Jonathan.
    »Immer«, antwortete Jonathan. »Zwanzig Minuten zu spät, aber immer noch innerhalb des Zeitfensters. Wenn sie in den nächsten zehn Minuten nicht hier ist, müssen alle anderen den nächsten Flug kriegen.« Er legte sein Besteck auf den Teller, griff zu einem Gebäckstück und trat ans Fenster.
    Jemand klopfte an die Tür. Jonathan unterdrückte den Drang, sie zu öffnen. Diese Aufgabe sollte Mitchell übernehmen, falls es ein verabredetes Zutrittsprotokoll gab. Wenn es eines gab, merkte Jonathan es nicht. Mitchell spähte nur durch den Spion und öffnete die Tür. Die Frau an der Tür war kleiner als Kyra, hatte schulterlanges, dunkles Haar, war lässig gekleidet und zog einen Rollkoffer hinter sich her. Mitchell schloss die Tür hinter ihr.
    »John, das ist Anna Monaghan«, stellte Mitchell sie vor. »Sie arbeitet im Direktorat Wissenschaft und Technik. John ist Analyst.«
    Anna reichte ihm die Hand. »Cooke hat mir von Ihnen erzählt, bevor ich losgeflogen bin.«
    »Dann sind Sie ein Neuimport?«, fragte Jonathan.
    »Genau. Gerade erst angekommen. Ich hasse es, von Dulles aus zu fliegen. Über russischem Luftraum werde ich immer fast wahnsinnig.«
    »Die Iwans schießen keine Linienflugzeuge mehr ab«, versicherte Mitchell ihr. »Und die Zeit, die Sie hier sein werden, reicht nicht für einen Jetlag. Nach Ihren Schönheitskorrekturen an unserem Freund nehmen Sie gleich morgen den ersten Flug.«
    »Schade, dass Sie die Suite nicht behalten können, wenn wir fertig sind«, bedauerte Jonathan.
    »Wäre schön, ja«, sagte Anna. »Ich bleibe hier im Hotel, aber sechs Stockwerke weiter unten beim Pöbel.« Sie ließ den Blick durchs Zimmer gleiten bis zu Mitchell. »Stryker ist noch unterwegs?«
    »Ist vor neunzig Minuten aufgebrochen. Sie hat noch zehn Minuten«, antwortete Mitchell. »Fünfzehn, bevor ich mir richtige Sorgen mache.«
    »Ich bereite schon mal das Schlafzimmer vor. Ich muss Ihnen den Schreibtisch klauen, und ich werde auf jeden Fall duschen.«
    »In Ordnung.« Mitchell ließ sie gewähren. Anna zog ihren Koffer ins Schlafzimmer und schloss die Schiebetür.
    Kyra und Pioneer betraten

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