Erbarmungslos: Thriller (German Edition)
-Direktorin sieht keine Empfehlungen für die Politik vor. Ich liefere Ihnen die Geheimdienstinformationen und die Analysen. Aber ich kann Ihnen sagen, welche Folgen egal welche Aktionen haben könnten, Sir. Wenn diese Flugzeugträger kehrtmachen, werden sie damit eine sehr laute Botschaft an alle unsere Alliierten im pazifischen Raum schicken und eine noch lautere an unsere Feinde dort und im Rest der Welt. Und ich glaube nicht, dass ich Ihnen im Einzelnen erklären muss, was diese Botschaft beinhaltet. Aber sie wird endgültig und unumkehrbar sein, und wir werden nie wieder den Einfluss zurückgewinnen, den wir verlieren werden. Sie werden die Welt verändern, aber die Art und Weise, wie dies geschehen wird, wird Ihnen nicht gefallen, Sir.«
Cooke lehnte sich zurück. Sie konnte sich nicht erinnern, dass ihr Herz jemals heftiger geschlagen hätte als im Moment.
»Das war mutig«, kommentierte Stuart leise.
»Ja, Sir. Ich verstehe, wenn Sie möchten, dass ich …«, begann sie.
»Ich mag es, wenn jemand Mut zeigt«, schnitt Stuart ihr mit einem Wink das Wort ab. »Und es hilft mir, Ihnen zuzustimmen.« Die Folgen für sie bei einer Nichtzustimmung seinerseits blieben somit unerwähnt. »Welche Geschichte könnten wir der Presse über die anrückenden Flugzeugträger zustecken?«
»Sie könnten erklären, die Flugzeugträger seien dort, um das Recht auf freien Seeverkehr durch internationales Gewässer während aufkommender Feindseligkeiten zu schützen«, schlug Showalter vor.
»Das wäre nicht einmal gelogen«, stimmte Cooke zu und zog auf der Karte eine Linie. »Taiwan liegt in der Luzonstraße und verbindet den Pazifik mit dem Südchinesischen Meer nördlich der Philippinen. Dies ist die Hauptschifffahrtslinie, die Japan und Korea mit Indonesien und dem Indischen Ozean verbindet. Wenn Tian die Führung übernimmt und unter seiner Flagge eine Kinmen-Pescadores-Taiwan-Linie zieht, könnte er nach Belieben den Seehandelsverkehr sowohl durch die Taiwan- als auch durch die Luzonstraße kappen.«
»Das gefällt mir.« Der Präsident der Vereinigten Staaten lächelte und nickte. »Lance, ziehen Sie den Plan zur Verteidigung der Pescadores aus der Schublade. Und schicken Sie diesen Bericht der Roten Zelle an die Flugzeugträgergruppen. Wenn die VBA nach diesem Manuskript vorgeht, möchte ich, dass sie es in- und auswendig kennen.«
Büro der CIA-Direktorin
Diesmal wartete Barron mit einer ganzen Kanne Kaffee in Cookes Büro, als sie durch die Tür trat. Sie leerte gleich zwei Becher auf einmal, weil sie Zeit zum Nachdenken brauchte, und trank einen dritten aus, bevor sie sich setzte.
Sie öffnete den Ordner und zog einen Bericht heraus. »Das hat die Rote Zelle vor ein paar Jahren entworfen. Ich habe gerade dem Präsidenten davon erzählt.«
Barron nahm den Bericht und überflog ihn. »Das ist nicht schlecht. Wenn die Rote Zelle recht hat, stehen Penghu und der Rest der Pescadores als Nächstes auf dem Speiseplan«, sagte Barron und ließ das Blatt auf den Tisch fallen.
»Dem Präsidenten hat der Bericht gefallen«, erklärte Cooke. »Wir müssen eine Ahnung davon bekommen, wann die VBA vorhat, die Pescadores einzunehmen. Wo liegt das Problem mit Pioneer?«
Barron atmete tief durch, und Cooke hätte beinahe aufgeschrien. Doch sie schwieg. Barron musste seine eigenen Worte finden, um die Neuigkeiten weiterzugeben. »Der Stationsleiter berichtete, Pioneer sei aufgeflogen«, flüsterte er. Etwas Schlimmeres hätte er im Moment nicht sagen können.
Cooke schloss die Augen, bedeckte ihr Gesicht mit ihren Händen und biss die Zähne so fest aufeinander, dass sie schon befürchtete, ihre Kiefer würden brechen. »Was ist passiert?«, fragte sie leise.
»Das wissen wir nicht«, gab Barron zu.
»Wissen wir, wie lange er schon unter Bewachung stand?«, fragte Cooke.
»Nein.« Barron war zwar nicht schuld an der Misere, kam sich aber trotzdem völlig unfähig vor.
»Hat Mitchell einen Exfiltrationsplan?«, fragte Cooke weiter.
Barron nickte. »Der Plan steht schon seit zwanzig Jahren.«
»Das ist immer riskant«, räumte Cooke ein. Exfiltrationen waren selten notwendig. Die meisten ausländischen Spione zogen sich vor Ort zurück oder verließen ihr Heimatland auf eigene Faust. »Wie lange dauert es, bis Mitchell ihn herausschaffen kann?«
»Schwer zu sagen angesichts der dortigen erhöhten Sicherheitsvorkehrungen«, gab Barron zu. »Ich würde am liebsten zwei verschiedene Teams hinschicken, aber da Peking
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