Erbarmungslos: Thriller (German Edition)
der Mäßigung kann nur funktionieren, wenn die Vereinigten Staaten Liang keine falschen Hoffnungen auf ein Eingreifen machen. Jedes Anzeichen von Unterstützung Ihrerseits, Herr Präsident, könnte den Konflikt nur verlängern und unnötiges Leiden nach sich ziehen.«
Eine hübsche Falle. Tue nichts, dann gewinnt China. Greif ein, dann wirst du als Sündenbock hingestellt , dachte Cooke. Sie vermutete, Stuart hätte gerne mehr Zeit zum Nachdenken gehabt, um nicht gegen einen chinesischen Präsidenten in den Ring zu treten, der sich tagelang auf dieses Gespräch vorbereiten konnte. Ohne Zweifel gab es nichts, was Stuart hätte sagen können, worauf Tian nicht bereits eine Antwort parat hatte … jedenfalls nichts Diplomatisches.
Sie hatte recht. »Präsident Tian, danke für dieses Telefonat«, sagte er abrupt. »Ich hoffe, diese Situation lässt sich rasch und ohne den unnötigen Verlust von Menschenleben oder der Unterbrechung unseres beiderseitigen Handelsverhältnisses lösen.«
»Selbstverständlich. Uns liegt viel an der Beständigkeit und dem Fortbestehen unserer Handelsbeziehung mit den Vereinigten Staaten. Ihr wirtschaftliches Wohlergehen liegt in unserem Interesse, wie Sie wissen, ebenso wie umgekehrt. Wir haben in so viele Ihrer Staatspapiere investiert und möchten nicht, dass diese abgewertet werden«, erwiderte Tian. »Mit den besten Empfehlungen, Sir.«
Und dann war die Leitung tot.
Stuart ließ sich nach hinten sinken und umklammerte frustriert die Armlehnen. »Wir sind gerade mit heruntergelassenen Hosen erwischt worden, während unsere Wäsche noch an der Leine hängt.«
»So völlig in die Hosen ging die Sache ja nicht«, sagte Lance Showalter, der Verteidigungsminister. Der General a. D. war einen Kopf größer und an den Schultern ein gutes Stück breiter als Cooke. Die Bemerkung war freundlicher als die, die Cooke durch den Kopf ging, doch von Generälen wurde – ebenso wie von Ministern – diplomatisches Geschick gefordert.
»Tian hatte recht«, sagte Stuart. »Wir haben keinen Beweis, dass die VBA die Ma Kong versenkt hat. Wir wissen, dass sie es getan haben, aber wir können es nicht beweisen, und ohne Beweis sind mir die Hände gebunden.« Er sah zu Cooke. »Gibt es diesbezügliche Informationen?«
»Leider nein«, antwortete Cooke. »Nichts auf dem Radar, und ganz eindeutig war das nicht das Werk einer Pioniereinheit. Dank der Sicherheitsvorkehrungen auf der Marinebasis Tso Ying wäre so etwas nicht möglich gewesen. Der Marinenachrichtendienst glaubt, ein chinesisches U-Boot muss durchs taiwanische Sonarnetz geschlüpft sein und einen Torpedo losgeschickt haben.«
»Das müsste aber ein leises U-Boot gewesen sein«, gab Showalter zu bedenken.
»Stimmt«, sagte Cooke. »Ganz zu schweigen von der Frage, warum sie nur die Ma Kong angegriffen haben. Im Hafen lagen sechs weitere Schiffe, einschließlich der Kee Lung , ebenfalls ein Kidd -Klasse-Zerstörer. Die Kidds sind ein Eckpfeiler im Netz der Luftverteidigung Taiwans. Wenn dieser Angriff also der Vorbote für eine Invasion war, hätten die Chinesen beide Schiffe ausgeschaltet, wenn sie gekonnt hätten. Wäre die VBA in der Lage gewesen, ein U-Boot so nah heranzubringen, hätte sie die Sache zu Taiwans Pearl Harbor machen können. Also: Warum wurde nur ein Schiff zerstört und nicht auch die anderen?«
»Ist das das Vorspiel zu einer Invasion oder nicht?«, fragte Stuart.
»Wir wissen es nicht«, musste Cooke zugeben.
»Finden Sie es heraus«, wies Stuart sie an. »Solange wir es nicht beweisen können, bleiben mir keine Möglichkeiten. Kinmen ist tatsächlich nur ein winziges Eiland.« Er schlug mit der flachen Hand auf die Sofalehne und blickte, in Gedanken versunken, zum Fenster hinaus. »Ein großer Teil der Öffentlichkeit wäre nicht glücklich darüber, wegen Taiwan gegen China in den Krieg zu ziehen, und noch weniger wegen einer Insel, die auf den meisten Weltkarten gar nicht verzeichnet ist.« Präsident Stuart stieß die Luft aus und wandte sich wieder zu seinen Gästen.
»Wir sind noch nicht fertig, Harry«, tröstete Showalter ihn. Der Verteidigungsminister gehörte zu den wenigen, die sich diese Vertrautheit Stuart gegenüber in dessen Büro erlauben konnten.
»Nein, aber ich glaube, das Spiel wird noch eine Weile dauern. Zumindest schreit die taiwanische Legislatur nach Amtsenthebung. Wahrscheinlich versteckt sich Liang unter seinem Schreibtisch«, sagte Stuart. »Weitere Fehler können wir uns nicht erlauben.
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