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Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Titel: Erbarmungslos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Henshaw
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der Cola auch nicht mehr wach halten konnte. Es war Zeit für einen Kaffee.

Zehnter Tag
    Dienstag
    Flughafen Peking (PEK)
    Peking
    Der Flughafen befand sich im Chaoyang-Viertel im Nordosten Pekings in einer Vorstadt, die man nicht mehr als abgelegen bezeichnen konnte. Dafür hatte die Olympiade 2008 gesorgt. Wenn die Regierung Kosten gescheut hatte, um die Stadt für Besucher der Olympiade vorzubereiten, dann nicht hier. Pekings größter Flughafen ließ keinen Zweifel daran, dass das Gastgeberland ein verdientes Mitglied der ersten Welt geworden war. Terminal 2 war eine einzige lackierte Stahlkonstruktion, die eine niedrige Hangardecke trug, gut beleuchtet war und keine Anzeichen von chinesischem Einfluss zeigte. Die Größe war beeindruckend, nicht aber die Architektur, für Kyra eine Enttäuschung. Da sie in Charlottesville aufgewachsen war, hatte sie Jeffersons architektonischen Einfluss schätzen gelernt. Sie hätte von einem Land mit diesem einzigartigen Erbe gerne einen einzigartigeren ersten Eindruck gehabt. Das Gebäude war ein gerechtfertigter Ausdruck für den Stolz einer Nation, dessen Bürger unter Mao zu Millionen verhungert waren, doch Kyra hoffte, das Volk würde seine eigene Kultur bewahren und sie nicht um des nationalen Ansehens willen stückchenweise aufgeben.
    Auf der Fahrt mit dem Taxi über die Flughafenautobahn in die Innenstadt in Richtung Südwesten änderte sich dieser Eindruck nicht. Die Stadt war so modern wie alle anderen Städte, die sie besucht hatte, und besser als die meisten. Doch die neuen Gebäude schienen die alten, die immer noch in Kyras Vorstellung von Peking passten, in die Zange zu nehmen.
    Mietwagen standen Ausländern nicht zur Verfügung, sodass sie sich für ein einfaches Taxi entschieden hatten. Irgendein Taxi zu nehmen war die willkürlichste Möglichkeit, die sie hatten, und willkürliches Verhalten war der größte Feind der Spionageabwehr und daher Jonathans und Kyras zweitbeste Verteidigung. Die erste war, während der Fahrt nicht zu reden und während der gesamten Zeit ihres Aufenthalts in der Öffentlichkeit nichts Illegales zu tun.
    Die Autobahn endete auf der Sanhuan-Lu-Schnellstraße in der Nähe des nördlichen Botschaftsviertels, einer der vier Straßen, von denen das Zentrum eingekreist wurde. Von dort aus fuhr das Taxi durch kleine Seitenstraßen, in denen Kyra den Orientierungssinn verlor. Trotz ihrer Prahlerei hatte sie während des Flugs einige Zeit damit verbracht, sich Stadtpläne und Reiseführer anzusehen, die sie aus der Kartenabteilung der CIA -Bibliothek geklaut hatte. Die Führungsoffizierin in ihr – sie sah sich immer noch nicht als Analystin – hatte versucht, die Namen der Hauptstraßen auswendig zu lernen, weil sie sich unwohl fühlte, ohne detailliertes Wissen ein feindliches Gebiet zu betreten, doch diesen Traum hatte sie schließlich aufgegeben. Die endlosen dajies und zhonglus , mit denen die Straßen bezeichnet wurden, hatten sich in ihrem Kopf zu einem Brei vermischt, sodass sie sich mit einem allgemeinen Überblick über Pekings Asphaltgeografie begnügte. Das Stadtzentrum entsprach einem lang gezogenen Viereck mit dem Platz des Himmlischen Friedens und der Verbotenen Stadt in der Mitte und den Nanhai-, Zhonghai- und Beihai-Seen gleich westlich daneben. Die meisten Hauptstraßen verliefen in Nord-Süd- und Ost-West-Richtung. Nur die kleineren Seitenstraßen bildeten ein Labyrinth zwischen den großen. Von oben betrachtet ergab Peking für Kyra mehr Sinn als Washington D. C. mit der strahlenförmigen Straßenanordnung – sie hatte Pierre L‘Enfant, den Stadtplaner, mehr als ein Mal verflucht, aber nicht, weil er Franzose war.
    Obwohl das Holiday Inn Crowne Plaza in amerikanischem Besitz war, konnte es nicht als sicherer Hafen gelten. Die Mitarbeiter waren fast ausschließlich Chinesen, und die Sicherheitsinformationen über die Anwesenheit der Spionageabwehr des Staatssicherheitsdiensts in chinesischen Hotels waren erschreckend gewesen. Sie befanden sich auf feindlichem Boden, wo die Einheimischen eindeutig im Vorteil waren. Es gab keine Garantie, dass ihnen ihre praktischerweise nebeneinanderliegenden Zimmer zufällig zugewiesen wurden. Mit der Suche nach Abhörvorrichtungen würden sie sich auf jeden Fall verraten. Kyra hatte keinen Zweifel daran, dass ihr Gepäck, kaum würde sie das Zimmer verlassen haben, durchsucht werden würde.
    Jonathan ging schnurstracks zum Fernseher. Der Sender war unwichtig, doch er drehte die

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