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Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Titel: Erbarmungslos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Henshaw
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Airlines, Flug 897
    »Zumindest fliegen wir Businessklasse. In der Economy wäre ich gestorben«, sagte Kyra erfreut. Die Bestimmungen gewährten bei länger als acht Stunden dauernden Flügen die bequemere Klasse, wovon Kyra sich ein wenig Schlaf erhoffte.
    »Das wird nichts nützen«, erwiderte Jonathan. Kyra wirkte sehr zufrieden mit sich – und zwar seit dem Moment, als sie sein überraschtes Gesicht gesehen hatte, nachdem die Reise genehmigt worden war. Er fragte sich immer noch, warum Cooke der Reise zugestimmt hatte, und hoffte insgeheim, dass der Stationsleiter am anderen Ende der Welt sie nicht gleich bei ihrer Ankunft den Chinesen ausliefern würde. Carl Mitchell würde angesichts der aktuellen Ereignisse alles andere als begeistert darüber sein, die Verantwortung für zwei Analysten übernehmen zu müssen. »China ist in der Zeit dreizehn Stunden voraus. Ihre innere Uhr wird aus dem Rhythmus kommen, egal, wie lange Sie schlafen. Sie tun besser daran, eine Weile wach zu bleiben.«
    »Pessimist«, schimpfte sie.
    »Realist. Das ist ein Unterschied«, korrigierte er sie, ohne den Blick von seinem Economist vor sich abzuwenden. »Optimisten geben armselige Analysten ab. Sie sind nicht kritisch genug.«
    »Das ist reiner Missmut.«
    »Wenn Sie jeden Tag die Zusammenstellung für den Präsidenten lesen, wird man missmutig«, sagte Jonathan.
    »Der Präsident selbst liest sie auch, und er lächelt immer noch.«
    »Die Arbeit eines Politikers hängt von seinem Lächeln ab. Meine hängt davon ab, dass ich wach bin, auch nach einem vierzehnstündigen Flug. Ihre auch. Also lassen Sie den Wein stehen«, wies er sie an. »Es ist nicht gut, gleichzeitig gegen die Zeitverschiebung und einen Kater anzukämpfen.« Nachdem das Flugzeug erst eine halbe Stunde in der Luft gewesen war, hatte Kyra bereits ihr zweites Glas vor sich stehen, und bis zum Abendessen würde es noch ein paar Stunden dauern. Jonathan wusste, dass sich Führungsoffiziere mit Spionen gerne in Bars und Kneipen trafen, aber aus Gründen, die nichts mit Sicherheit zu tun hatten. Der Clandestine Service der CIA war noch immer ein Verein kleiner Jungs mit einem Machoverhalten, das denjenigen, die keinen Alkohol mochten oder vertrugen, eine tödliche Schwäche unterstellte. Mormonen und Muslime waren entschuldigt, doch vom Rest wurde erwartet, dass sie der ungeschriebenen Regel folgten. Burke bezweifelte nicht, dass Stryker sich den Trinkgewohnheiten der Männer angepasst hatte.
    »Warum? Den Kaffee gibt’s umsonst«, erwiderte sie.
    »Die Turbulenzen auch.«
    »Sprechen Sie aus Erfahrung?«, fragte sie.
    »Ich trinke nicht«, antwortete er in plötzlich kühlem Ton.
    Alkoholiker im Familienstammbaum? Sie stand ihm nicht nah genug, um ihn danach fragen zu können, daher wechselte sie das Thema. »Klingt, als wären Sie beruflich schon viel gereist.« Sie nannte die CIA nicht beim Namen. Selbst in der Businessclass einer Boeing 777 saß man eng beieinander, und sie hatte keine Ahnung, wer von den Mitreisenden Ausländer war und wer nicht. Einige von ihnen waren Chinesen, und sie hatte mindestens noch vier andere Sprachen identifiziert, die sie im Moment allerdings nicht zuordnen konnte. Eine klang irgendwie nach Japanisch, auch wenn Kyra einige der asiatischen Sprachen nicht voneinander unterscheiden konnte. Die Fluggäste auf Jonathans Seite schienen aus Osteuropa zu kommen. Kyra wusste nicht, wovon die Leute um sie herum sprachen, doch sie taten es so angeregt, dass sie vermutete, das Thema müsste die Invasion auf Kinmen sein. Alle hier flogen in ein Land, das sich im Krieg befand, und sie konnte sich nicht vorstellen, worüber man unter diesen Umständen sonst sprechen sollte, auch wenn Jonathan offenbar das Thema unbedingt vermeiden wollte.
    »Ich bin viel im Inland geflogen. Ab und zu London, ein Mal nach Rom. Und ich bin über die Schlachtfelder von Okinawa gewandert und habe eine Tour durch den Sandkasten gemacht.«
    Der Sandkasten , dachte sie. Irak . »Waren Sie bei irgendwelchen Aktionen dabei?«
    Jonathan zuckte mit den Schultern. »Ich war vor dem Krieg in Camp Doha. Saddam hat während des Aufbaus ein paar Scud-Raketen rübergeschickt, aber nicht in meine direkte Nähe. Dann war ich ein Jahr in der Grünen Zone. Zawahiris Jungs haben ein paar Mörser in unsere Richtung abgefeuert. Es gab ein paar Autobomben. Aber auch nicht in meiner direkten Nähe.« Er rutschte auf seinem Sitz hin und her und streckte seine steif gewordenen Beine aus.

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