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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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ihren Händen die kalten und nassen Steine berührte, durchfluteten sie zahlreiche Eindrücke, Erinnerungen und Gedankengänge, die nicht von ihr stammten. Sie sah die Welt Dra'Ira, wie sie sich wandelte. Zuerst gab es nur den feurigen Planeten, über den helle Lichtfunken tanzten. Dann gebar das Feuer das erste Leben: die Drachen. Sie lebten in Clans und führten ein friedvolles Leben, bis die jungen Völker vor Minas geistigem Auge auftauchten. Sie engten die Drachen ein, provozierten sie und zettelten einen Krieg mit ihnen an.
    Im Bruchteil einer Sekunde war alles vorbei, und Mina sah den dunklen Kontinent, wie er heute war. Aber hinter dem Schimmer des Jetzt sah sie auch den dunklen Kontinent – der eher eine überdimensionale Insel als ein Kontinent war –, wie er damals ausgesehen haben musste. In ihrem Geiste erkannte sie grazil angelegte, wunderschöne Gärten, leuchtend grüne Wiesen mit riesigen, exotischen Blumen und vor Kraft strotzenden Bäumen, deren Kronen gen Himmel reichten. Das musste die Heimat von Gaia und ihren göttlichen Kindern gewesen sein, auch wenn sie in all ihren Visionen vorher niemals einen Beweis für die Existenz der Götter gesehen hatte.
    »Mina?« Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter. Obwohl sie wusste, dass es Nirvan war, konnte sie ihr geistiges Auge nicht von den fremden Erinnerungen abwenden. Die Bilder liefen wie ein fesselnder Film vor ihr ab, der faszinierend und beängstigend zugleich war.
    »Mina!«, rief er jetzt mit einer deutlich besorgten Stimme. Es half nichts, dass wusste Mina, sie musste sich davon loslösen, denn sie merkte, dass all das Gesehene sie überforderte. Zu viel, viel zu viele Informationen. Stöhnend brach sie zusammen.
    »Ihr Götter, was hast du?« Nirvan griff ihr unter die Arme und zog sie weiter ins Landesinnere.
    Zuerst fand sie keine Worte für das Gesehene, dann fühlte sie sich stark genug, um auf eigenen Beinen zu stehen. »Ich weiß nicht, was geschehen ist, Nirvan, aber ich habe … Dinge … gesehen.«
    Er runzelte die Stirn. »Welche Dinge?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann es dir nicht erklären, mir fehlen die Worte, es zu beschreiben …« Ihre Blicke trafen sich. »Lass uns weitergehen, bevor uns noch einer sieht.«
    Der junge Magier schaute sich um. Der Regen war stärker geworden, die Sicht hatte sich auf wenige Meter verringert. »Du hast recht. Bis jetzt war uns das Glück hold. Selbst das Wetter hält uns verborgen und hat jeden möglichen Zaungast von der Küste vertrieben, falls es welche gab. Weiter sollten wir unser Glück auch nicht herausfordern.«
    »Was ist mit Wachen an der Küste?«, fragte Mina.
    »Gibt es keine. Unser Monarch Cor Keto ist es nicht gewohnt, dass hier jemand freiwillig eindringt.«
    Sie fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar und schob einige nasse Strähnen nach hinten. Das mit Wasser vollgesogene Kopftuch war heruntergerutscht und hing nur noch mit einem Zipfel an ihr. Mit sicheren Händen richtete sie es. »Und was ist mit dem Hafen? Du hast doch erzählt, dass Cor Keto mehrere Schiffe hat bauen lassen und dass es dort eine große Ansammlung an Hütten und Arbeitern gibt. Wo sind sie?«Nirvan wies nach Westen. »Dieser Küstenabschnitt liegt eine gute Stunde zu Fuß entfernt. Man kann ihn von hier nicht sehen, und das ist gut so. Das heißt, dass man auch unsere Ankunft von dort aus nicht bemerkt haben kann. Und jetzt müssen wir los.«

    v v v v v

Kapitel 12: Sommu Seth

    Ohne einen Laut zu verursachen, tippelten winzige rosa Pfoten einen Flur entlang. Etwas Kleines huschte durch das helle Licht der Mittagssonne, das durch die hohen Spitzfenster in den Raum fiel. Schnell wie der Wind lief das Tier um die Ecke, um vor einer aus seiner Sicht unglaublich hohen Treppenstufe zum Stillstand zu kommen. Seidenzahn legte den Kopf zur Seite und quiekte aufgeregt. Im nächsten Moment fuhr ein kräftiger Windstoß durch eines der offenen Fenster und begann Kreise um die Elementenratte zu ziehen. Könnte eine Ratte lächeln, dann hätte Seidenzahn gelächelt, als sich die Brise zu einem armlangen Windkegel formte und sie in die Höhe hob. Geschickt bewegte sich der unscheinbare Kegel von einer Stufe zur nächsten und brachte Seidenzahn sicher zum obersten Absatz. Dort löste sich das Elementengebilde auf, als sei es nie dagewesen. Seidenzahn stellte sich auf die Hinterbeine, schnupperte in die Luft hinein und rannte wieder los. Zwei Biegungen rechts, eine links, dann stand die Ratte vor einer

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