Erbe des Drachenblutes (German Edition)
offenen Tür. Sie verlangsamte ihre Schritte, blickte mit einer wackelnden Nase in den Raum hinein und quiekte erfreut auf, als sie die Person erkannte, die sie gesucht hatte.
Jemand bückte sich, hob die Elementenratte vorsichtig auf und setzte sie auf seine Handfläche. Mit der Ratte auf der Hand trat Nexus ans Fenster und blickte hinaus, hinab in die Gassen. Seidenzahn gab komische Laute von sich, die unterschiedlich betont waren und so klangen, als ob sie dem Waldkobold etwas erzählen wolle. Dieser hörte aufmerksam zu, dann wirkte er sehr traurig. »Oh je, oh je! Dann ist es also wahr«, folgerte Nexus aus dem Gehörten. »Die Elbenköpfe haben Tempelburg und dem Rat den Krieg erklärt, wirklich.«
Die Ratte quietschte und wackelte aufgeregt mit der Nase. Ihre Schnurrhaare vibrierten.
»Ja, aber ein Ultimatum zu stellen, ist nichts anderes, Seidenzahn, nein, nein. Wenn sie dem Rat bis Sonnenuntergang Zeit geben, um sich ihren Ansichten anzuschließen und Xsanthani als neues Oberhaupt der freien Völker zu akzeptieren, dann ist das eine Kriegsansage. Verrückte, verwirrte Elbenköpfe! Sie müssen dem Wahnsinn verfallen sein, um so etwas zu fordern. Nexus glaubt nicht, dass Salvatorus dem jemals zustimmt, nein, nein. Mina ist die rechtmäßige Thronerbin. Niemand sonst hat das Recht, sich den Titel und die Macht einfach so unter den Nagel zu reißen, wirklich!«
Seidenzahn legte den Kopf zur Seite und schwieg. Nexus zuckte mit den Schultern. Gedankenverloren streckte er sich aus dem Fenster und blickte erneut hinab in die Straßen. Die Bewohner der Stadt mussten erfahren haben, was die Elben vorhatten, denn sie waren alle unruhig, riefen aufgeregt durcheinander und räumten teilweise ihr ganzes Hab und Gut auf Holzkarren. Offenbar wollten die meisten schnellstmöglich aus der Stadt verschwinden. Irgendwo schrie eine Frau, und in einer anderen Straße prügelten sich zwei junge Männer.
Nexus schüttelte den Kopf über all den Unverstand. »Was denken die, wo sie hinkönnen?«, fragte er niemand bestimmten, dennoch erklang eine Antwort hinter ihm: »Sie glauben, dass sich die Elben mit der Übernahme der Stadt zufrieden geben und die Bewohner ziehen lassen, wenn sie rechtzeitig gehen.«
Erschrocken drehte sich Nexus um. Erleichterung stand ihm im Gesicht geschrieben, als er Zados erkannte. »Wirklich! Du schleichst dich an wie eine Katze! Vielleicht sollte ich dir wie bei einer auch ein Glöckchen um den Hals hängen. Habe gehört, dass edle Damen das gerne tun, ja, ja.« Nexus grinste sein unverwechselbares Grinsen.
Zados hob nur eine Augenbraue, dann trat er neben seinen Freund ans Fenster. »Sie laufen weg«, stellte er fest.
»Nicht gut ist das, nicht gut.« Nexus begann Seidenzahn mit einer Fingerspitze über den Kopf zu streicheln. Erfreut drückte sich die kleine Ratte nach oben. »Sag, was wird Salvatorus auf das Ultimatum antworten?«, fragte er, ohne den Blick von dem regen Treiben in den Straßen abzuwenden.
»Woher weißt du davon? Ich selbst habe es gerade erst erfahren und bin hierhergekommen, um dir davon zu berichten.« Zados drehte sich zu ihm um, blinzelte, dann erst bemerkte er Seidenzahn auf der grünen Hand seines Freundes. Verstehend nickte er. »Salvatorus wird das Einzige antworten, was sein Gewissen zulässt. Er steht zum letzten Wunsch Samanthas und wird sein Leben dafür einsetzen, Mina auf dem Thron zu sehen.«
Eine Kompanie Soldaten marschierte aus dem Haupttor des Palastes, hinab in die Stadt. Nexus zählte ungefähr zweihundert schwerbewaffnete Männer, die sich auf den Weg ins Zentrum begaben. Offenbar hatten sie den Befehl erhalten, für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Es dauerte nicht lange, da teilten sie sich auf und versuchten die Menschen, in geregelten Bahnen wieder zurück zu ihren Häusern zu begleiten oder sie in einen ordentlichen Zug zu den Stadttoren einzureihen.
»Salvatorus lässt sie gehen«, stellte Nexus fest.
»Was will er auch sonst tun? Soll er sie alle einsperren lassen?«, erwiderte Zados. Nexus kratzte sich hinter einem Ohr, dann ließ er sich auf seinen Hosenboden plumpsen und blickte Zados treuherzig an. »Das sind dunkle Zeiten, mein Freund, wirklich! Wo soll das alles enden? Und wo ist Mina? Wieso hat sie uns einfach ohne ein Wort alleine gelassen? Was ist, wenn ihr etwas zugestoßen ist?«
In Zados stieg ein saures Gefühl von schlechtem Gewissen auf. Er hätte sie aufhalten können, doch er hatte es nicht getan. »Mina geht es sicherlich gut«,
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