Erben der Macht
wieder öffnen.“
*
Thomas hatte sich das Eine Tor anders vorgestellt; pompöser, größer, kunstvoll gestaltet. Dass es offenbar nur ein relativ kleiner Spalt in einem unscheinbaren Felsen war, enttäuschte ihn. Ihm blieb jedoch keine Zeit, darüber nachzudenken. Der Dämon Morran griff Bronwyn Kelley an, die mit Devlin Blake vor dem Tor stand, und versuchte, ihr das Herz aus dem Leib zu reißen. Doch dieselbe Magie, die in Indien die tödlichen Pistolenkugeln auf ihre Schützen zurückgeschleudert hatte, verhinderte, dass er Erfolg hatte. Ihr Leibwächter, der hellhaarige Dämon Gressyl, hinderte ihn an einem zweiten Angriff.
Thomas’ Mitstreiter hatten aus allen Rohren zu feuern begonnen, kaum dass sie sich vom Schock des Übergangs erholt hatten. Die erste Salve mähte über die Hälfte der Anwesenden nieder. Danach war es mit dem Vorteil der Überraschung vorbei. Die Dämonen beherrschten das Teleportieren und sprangen mithilfe dieser Fähigkeit schneller aus den Schusslinien, als die Menschen sich auf die neuen Ziele einstellen konnten. Die menschlichen Anhänger rannten planlos umher und versuchten, den Ausgang zu erreichen. Sie schafften es nicht und wurden von den Kugeln niedergestreckt, verwundet oder tot.
Thomas schoss nicht. Er ging in die Hocke, duckte sich, die Pistolen zwar in den Händen, aber fest entschlossen, sie nur im äußersten Notfall zur Selbstverteidigung einzusetzen. Die er wohl brauchen würde, denn den Dämonen gelang es irgendwie, Morrans Unsichtbarkeitszauber zu brechen. Mit klaren Zielen vor Augen schleuderten sie hasserfüllt magische Blitze auf die sie angreifenden Menschen. Thomas sah Bruder Samuel fallen und den Rest seiner bis dahin noch lebenden Brüder. Er sah jedoch keine Veranlassung, sie zu rächen. Er duckte sich tiefer und fühlte die tödliche Energie der Blitze über sich hinwegzischen.
Gressyl hatte Morran zu Boden gerungen und packte mit einer Hand dessen Kopf. Jedoch nicht, um ihn zu töten. Was immer er tat, es brach den Bann, den Zaphira Moses über ihn geworfen hatte. Morran sprang brüllend auf und stürzte sich auf den ihm am nächsten stehenden Hüter der Waage. Thomas schloss die Augen, als der Dämon den Mann mit bloßen Händen in Stücke riss. Als er sie wieder öffnete, sah er zwischen den Körpern von zwei werwolfähnlichen Wesen hindurch Bronwyn Kelley und Devlin Blake, die sich mitten in einer Kopulation befanden und sich jetzt mit einer Hand zu jeder Seite an dem Eingang des Tores abstützten.
Ein Erdbeben erschütterte den Boden und die gesamte Halle. Aus dem dunklen Torraum gleißte ein roter Blitz und folgte ein krachender Donner, dessen Vibrationen Thomas schmerzhaft durch den Körper fuhren. Bronwyn Kelley und Devlin Blake wurden zu Boden geschleudert. Hinter ihnen geriet der Felsen in Bewegung. Aus dem Boden innerhalb des Tores schoss glühende Lava hervor. Doch statt gemäß den Naturgesetzen dem Gefälle des Bodens zur Mitte der Halle hin zu folgen, wuchs das flüssige Gestein innerhalb der Grenzen des Tores in die Höhe, bis es die Decke des Torraumes erreicht hatte, schob sich nach vorn, bis es mit den äußeren Kanten der Toröffnung abschloss und erstarrte mit einem kreischenden Knirschen, das Thomas die Haare zu Berge stehen ließ.
Menschen wie Dämonen starrten das Tor an; das ehemalige Tor, denn an seiner Stelle befand sich nur noch glattes Gestein, das sich in nichts von dem unterschied, das schon vorher zu beiden Seiten existiert hatte.
Das Eine Tor war geschlossen. Versiegelt. Und so, wie es geschlossen worden war, würde es nie wieder geöffnet werden können.
Bronwyn Kelley und Devlin Blake richteten sich auf, starrten einen Moment auf das geschlossene Tor und fielen einander in die Arme, küssten sich und lachten glücklich, während Tränen ihre Wangen hinabliefen.
Ein Wutschrei ließ den Raum erneut erzittern, ausgestoßen von der Dämonin mit den roten Augen. Sie fuhr zu den Menschen herum. Als wäre das das Signal, nun auch noch den Rest von ihnen zu vernichten, wandten sich auch die anderen Dämonen ihnen zu. Clive McBride, der zu den Wenigen gehörte, die noch lebten, hob seine Pistolen und schoss. Es gab nur ein leeres Klicken. Seine Waffen waren ebenso leer geschossen wie die seiner noch lebenden Mitstreiter. Bis auf die von Thomas. Für einen Moment war er versucht, sie zu benutzen – zwei Glock 19 mit je fünfzehn Patronen geladen ergaben dreißig Schüsse.
Er legte die Waffen auf den Boden. Nicht
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