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Erben der Macht

Erben der Macht

Titel: Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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dürrer Ast, und schlürfte geräuschvoll das Gehirn in sich hinein. Mondwolf musste zugeben, dass er von dem, was der Geist gesagt hatte, nicht alles verstanden hatte. Aber er hatte begriffen, dass hier Dinge vor sich gingen, die er allein niemals bewältigen könnte.
    Er wartete, bis der Geist das Gehirn verschlungen hatte und sich ihm für die nächste Frage zuwandte. „Etwas, das man öffnen kann, kann man auch wieder schließen.“ Zumindest hoffte er das. „Also gibt es auch dafür irgendein Mittel, mit dem man dieses Tor verschließen kann.“
    „Ich sagte schon, dass ich keins kenne.“
    „Dann finde es heraus. Irgendeiner deiner Leute wird es wissen. Vielleicht sollte ich künftig mit einem anderen deiner Art sprechen, der klüger ist als du.“
    Der Schwarze Geist knurrte wütend. Seine gelben Augen flammten rot. Mondwolf sah ihm an, dass er sich am liebsten auf ihn gestürzt hätte und nur die Magie des Feuerrings ihn daran hinderte; der schon besorgniserregend heruntergebrannt war. Mondwolf ließ sich seine Sorge nicht anmerken, sondern gab sich kaltblütig. Er nahm das Herz des Hirsches und hielt es dem Geist einladend hin.
    „Wenn du mir die Antwort bringst, gebe ich dir das Herz jeder Beute, die ich bis an mein Lebensende erlegen werde.“ Er war sich darüber im Klaren, dass das Wesen ihn jederzeit hintergehen konnte, indem es ihm eine falsche Antwort gab und behauptete, es wäre die richtige. „Sollte ich aber feststellen, dass du mir etwas Falsches gesagt hast, erhältst du nie wieder etwas von mir.“
    Das Wesen zögerte und blickte gierig auf das Herz in Mondwolfs Hand. „Triff mich morgen hier um dieselbe Zeit. Wenn du mir dann den Kopf und das Herz eines Bären bringst, erhältst du die Antwort.“
    Mondwolf warf ihm das Herz zu, und der Geist verschwand, als er es aufgefangen hatte. Gerade rechtzeitig, denn ein Teil des schützenden Flammenrings erlosch. Mondwolf atmete auf und sah sich einem neuen Problem gegenüber. Einen Bären zu töten war nicht leicht. Erst recht nicht für einen einzigen Jäger. Doch er konnte und durfte niemanden um Hilfe bitten, sonst hätte sein Stamm erfahren, dass er Kontakt zu einem Schwarzen Geist hatte. Also musste er auch die Jagd auf den Bären allein bewältigen. Er konnte nur hoffen, dass der Schwarze Geist tatsächlich eine Antwort fand. Vor allem eine, die der Wahrheit entsprach und keine, mit der er ihn dazu verleiten wollte, unwissentlich diejenigen zu unterstützen, die das Eine Tor öffnen, die kayápu in diese Welt lassen und ihre Vernichtung herbeiführen würden.
     
    *
     
    Ke’tarr’ha-Residenz – Gegenwart
     
    Bronwyn starrte auf den Spiegel, in dem zu sehen war, wie der Indianer, der wie Brian aussah – abgesehen von Haar-, Haut- und Augenfarbe – sein Zeremoniengewand auszog und die Spuren seiner Anwesenheit beseitigte.
    „Interessant“, meinte Devlin. „Falls das Eine Tor nicht gewandert ist, dann existiert es irgendwo in den Staaten.“
    „Wenn wir herausfinden, zu welchem Stamm der Mann gehört und wo der damals gelebt hat“, ergänzte Bronwyn.
    „Potawatomi“, antwortete Nalin. „So heißt der Stamm heute. Und er lebte damals wie heute am Südufer des Michigansees. Dort befindet sich auch das Eine Tor.“
    Devlin richtete sich kerzengerade auf. „Wo genau?“
    „Ein paar Meilen vor der Stadt, die heute Chicago heißt.“
    Devlin schüttelte den Kopf. „Das gibt es doch nicht!“ Er wandte sich an Gressyl. „Soll das heißen, dass die Py’ashk’hu-Residenz in der Nähe des Tores liegt?“
    Gressyl blickte ihn erstaunt an. „Das Tor ist ein Teil der Residenz. Wusstest du das nicht?“
    Devlin ballte die Faust. „Nein, das wusste ich nicht. Meine liebe Mutter hat mir offenbar noch einige andere Dinge verheimlicht.“ Er blickte Gressyl anklagend an. „Und du auch.“
    Gressyl zuckte mit den Schultern. „Du hast mich nicht danach gefragt. Und da Reya die magischen Emissionen des Einen Tores abgeschirmt hat, habe ich, ehrlich gesagt, vergessen, dass es dort existiert.“
    Devlin knurrte. „Die Worte ‚ehrlich gesagt’ klingen aus deinem Mund nicht sehr glaubhaft.“
    „Devlin!“ Bronwyn gab ihm einen Klaps auf die Hand. „Was soll das? Wie oft muss Gressyl noch beweisen, dass er auf unserer Seite steht? Was hast du für ein Problem mit ihm?“
    Sie konzentrierte sich auf das Seelenband zwischen ihnen und stieß gegen eine Mauer. Devlin schloss sie wieder einmal aus seinem Bewusstsein aus.
    Er schüttelte

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