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Erben der Macht

Erben der Macht

Titel: Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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Überzeug dich selbst.“ Er deutete auf die beiden Körper.
    Gressyl tastete sie mit seinen magischen Sinnen ab. Er spürte weder Marlandra noch Maruyandru, sondern nur leere Hüllen. Seelenloses Fleisch, das nur noch lebte, weil Nalins Magie die Herzen schlagen und die Lungen atmen ließ.
    Nalin deutete auf den steinernen Spiegel. „Ihre Seelen weilen in der Vergangenheit.“
    Gressyl starrte den Naga an, dann den Spiegel. „Kalles Blut!“, fluchte er, als er begriff, was geschehen war. Er schloss noch sehr viel ausgiebigere Flüche an, als ihm bewusst wurde, was das bedeutete.
    Als Marlandra – Bronwyn – den Spiegel aktiviert hatte, war die Gegenwart magisch mit der Vergangenheit verbunden worden in einer Weise, dass beide Zeiten einander berührten. Dadurch waren ihre Seelen aus dieser Zeit in die Vergangenheit gerissen worden. Gressyl hatte zwar momentan keine Ahnung, warum das geschehen war, aber es war eine Katastrophe.
    Er starrte auf die beiden reglosen Körper und versuchte zu entscheiden, wie er ihre Seelen in diese Zeit zurückzuholen könnte. Ihm fiel nichts ein. Er blickte Nalin und Warren an. „Hat einer von euch eine Ahnung, was wir tun können?“ Er musste Marlandra unterstützen und beschützen. Und Maru – seinen Bruder. Alles in ihm drängte ihn dazu, aber jetzt sah es so aus, als hätte er versagt. Und das machte ihn verdammt wütend.
    „Sie hängen durch die Magie des Spiegels in der Vergangenheit fest“, erklärte Nalin. Er schüttelte den Kopf. „Das hätte nicht passieren dürfen. Doch nicht einmal ich konnte voraussehen, dass der Spiegel eine solche Wirkung auf sie haben würde.“ Er betrachtete die beiden reglosen Körper nachdenklich. „Marlandras Seele wurde in den Spiegel gezogen, weil dessen Magie an sie gebunden ist. Maruyandru wurde mitgerissen, weil seine Seele mit ihrer untrennbar verbunden ist.“ Er blickte Gressyl und Warren bedeutsam an. „Das Problem ist, dass wir sie von hier aus nicht zurückholen können, weil wir nicht in die Vergangenheit reisen können.“
    Gressyl fluchte wieder.
    „Ich kann das“, sagte Warren. „Wir Wächterdämonen sind nicht an Raum und Zeit gebunden.“
    Gressyl packte ihn und schleuderte ihn in Richtung Wand. „Worauf wartest du, verdammt?“
    Warren teleportierte zurück an den Platz, an dem er gestanden hatte, bevor sein Körper gegen die Wand prallen konnte. Er blieb gelassen. „Dazu muss ich nicht nur wissen, in welcher Zeitepoche sie sich gerade befinden, sondern muss auch den genauen Zeitpunkt ihres Todes abpassen. Nur in dem Moment, in dem die Seele sich vom Körper löst, kann ich sie einfangen und zurückbringen. Da gibt es nur zwei Probleme. Dieser Prozess dauert länger, als eine Seele in dem Stadium verweilt, in dem ich mich ihrer bemächtigen könnte. Seelen sind extrem flüchtig, wenn ihr Körper gestorben ist.“
    „Das ist das zweite Problem“, sagte Nalin. „Das erste ist, dass die Magie des Spiegels an Bronwyn gebunden ist, weil sie Ke’tarr’ha ist und nur sie den Spiegel aktivieren kann. Eben deshalb kann auch nur dieser Spiegel ihre Seele in den Tiefen der Zeit finden. Jedenfalls in relativ kurzer Zeit. Wir können uns natürlich einen anderen Spiegel verschaffen, der uns die Vergangenheit zeigt, aber dann müssen wir die Seelen der beiden in einem Zeitraum von unter Umständen über zehn Jahren suchen.“ Er deutete auf den Spiegel. „Dem Aussehen von Marlandra und Maruyandru in der damaligen Zeit nach zu urteilen, waren sie mindestens zwanzig Jahre alt.“
    „Ich vermute eher, es war das Jahr, in dem sie das Eine Tor hätten öffnen können“, widersprach Gressyl. Er winkte ab. „Bronwyn hat sich zuletzt in dem Spiegel anzeigen lassen, was wir noch wissen müssen. Im Hinblick auf die damaligen Geschehnisse.“
    Nalin nickte. „Eben. Und das kann theoretisch über zehn Jahre vor dem Tag der besonderen Wintersonnenwende begonnen haben.“ Er schüttelte den Kopf. „Selbst wenn wir die richtige Zeit und den Moment ihres Todes in der Vergangenheit finden, bleibt das Problem, das Warren angesprochen hat, dass der Moment des Übertritts der Seelen in die Anderswelt zu kurz ist, um sie abzufangen. Wir können nun mal nicht die Zeit anhalten.“
    Und damit waren Bronwyn und Devlin bereits tot. Gressyl unterdrückte mit aller Kraft den Impuls, zu toben und den Spiegel zu zerstören, der das verursacht hatte – vorausgesetzt, er ließe sich zerstören. Er war nicht bereit, das so ohne Weiteres

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