Erben der Macht
gesehen habe.“
Er blickte sie ernst an. „War da auch ein glatter, schwarzer Stein eingebettet in eine Wand, in dem wir durch Magie unsere Welt hier gesehen haben?“
Sie richtete sich überrascht auf. „Du hattest denselben Traum?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass das ein Traum war.“
„Was war es dann?“
Er streichelte ihre Wange. „Ich glaube, das waren wir beide – in einem anderen Leben. Das wahrscheinlich in der Zukunft liegt.“
Sie imitierte seine Geste und strich über seine Wange. „Was hat das zu bedeuten?“
„Ich weiß es nicht. Außer dass solche Dinge immer etwas zu bedeuten haben, andernfalls sie nicht geschehen würden.“ Er gab ihr wieder einen Kuss. „Was wollen wir mit diesem schönen Tag noch anfangen, Marla? Wozu hast du Lust?“
Sie lächelte. „Außer auf dich?“ Sie fuhr mit der Fingerspitze über seine Brust bis zu seinem Schritt.
Er fing ihre Hand ein und küsste die Fingerspitzen. „Damit hatten wir, wenn ich mich recht erinnere, den Tag doch schon begonnen, du Unersättliche. Aber ich habe nichts dagegen, dieselbe göttliche Speise noch einmal zur Mittagszeit zu genießen und als Abendmahlzeit und natürlich auch als Nachtmahl.“
Sie lachte und gab ihm einen Stups auf die Nase. „Wer ist jetzt unersättlich?“ Sie umarmte ihn, schmiegte sich an ihn und fühlte sich rundherum glücklich.
Ein kostbares Gefühl, das sie beide als Einzige genießen konnten. Ihre Untertanen – zumindest die dämonischen von ihnen – und ihre dämonischen Elternteile waren zu solchen Regungen nicht in der Lage. Im Gegenteil hatten sie für die Liebe nur Verachtung übrig. Marlandra hatte erst vor wenigen Tagen gehört, wie Marus Mutter Reya, als sie zusammen mit Marlandras Vater Mokaryon Maru und sie beobachtete hatte, als sie sich innig geküsst und Zärtlichkeiten ausgetauscht hatten, das mit einem verächtlichen „Widerlich!“ kommentiert hatte. Mokaryon hatte dem ohne zu zögern zugestimmt.
Egal. Es war wundervoll. Und die Dämonen mussten sich damit abfinden, denn gerade diese Fähigkeit zu lieben war essentiell für das Ritual, das zur Wintersonnenwende stattfinden musste, mit dem sie und Maru das Eine Tor öffnen würden, um die übrigen Mitglieder ihrer beiden Dynastien in diese Welt zu holen, die damals hatten zurückbleiben müssen, als Mokaryon und Reya hierhergekommen waren. Marlandra und Maru würden dann nicht nur über die Dämonen herrschen, sondern auch über die Menschen. Das war ihre Bestimmung. Schließlich waren sie, nachdem sie ihre magischen Kräfte vereinigt hatten, stärker als jeder Zauberer, den die Menschen bis heute hervorgebracht hatten.
Sie blickte in die Ferne, wo sichtbar hinter dem magischen Schleier, der die Residenz umgab, in der Menschenwelt der Rauch der Feuer ihres Lagers über den Bäumen aufstieg. „Lass uns die Menschen besuchen, Maru. Wir sollten sie kennenlernen. Und sie uns. Damit sie wissen, wem sie dienen werden, wenn wir unsere Herrschaft über sie antreten.“
„Gute Idee. Aber lass sie uns vorher erst in Reyas magischem Spiegel beobachten. Gressyl und die anderen haben berichtet, wie unberechenbar sie sind und dass viele von ihnen uns feindlich gesinnt sind. Sobald wir sie einschätzen können, vor allem ihre Gefährlichkeit, ist es immer noch früh genug für einen Besuch.“
Er kam geschmeidig auf die Beine und zog Marlandra ebenfalls vom Boden hoch. Sanft legte er den Arm um ihre Taille und teleportierte mit ihr in die Festung. Reya hatte sich darin mehrere magische Arbeitsräume eingerichtet, in denen sie experimentierte. Wie Marlandra mitbekommen hatte, beeinträchtigte die metaphysische Zusammensetzung der Atmosphäre dieser Welt die magischen Kräfte der Dämonen. Reya und auch Mokaryon versuchten alles, um diese Beeinträchtigung auszugleichen. Weder Marlandra noch Maru spürte eine Behinderung.
Reya hielt sich gegenwärtig nicht in dem Raum auf, in dem sie den magischen Spiegel aufgestellt hatte, einen mannshohen, schwarzen Bergkristall. Maru ließ sich auf dem weich gepolsterten Sitz nieder, den Reya davorgestellt hatte und zog Marlandra an seine Seite, legte beide Arme um sie und seine Wange gegen ihren Kopf, ehe er mit einem Zauber das Bild des primitiven Lagers entstehen ließ, in dem die Eingeborenen lebten, die sich Bodéwadmi nannten.
Marlandra musste zugeben, dass sie dafür, dass ihnen nicht die magischen Möglichkeiten der Dämonen zur Verfügung standen, unglaublich geschickt
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