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Erben der Macht

Erben der Macht

Titel: Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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seinen Geist bohrte, sich darin festkrallte, ihn durchdrang und sich in jeder seiner Windungen festzusaugen schien. Er brüllte gegen den magischen Gesang an, der das Ding in ihn zwang und versuchte, es mit seinem Geist aus sich herauszureißen, es wegzuschleudern, damit das Licht und der Schmerz, den es verursachte, endeten. Vergeblich. Als hätte sein Geist nur darauf gewartet, dass dieses Ding sich mit ihm verband, ihn ergänzte und eine Leere füllte, von der er bis eben nicht gewusst hatte, dass sie existierte, verschmolz er mit dem Eindringling und gab ihm Raum.
    Es ist gut .
    Hatte er diesen Gedanken gedacht oder kam er von dem Eindringling? Das Stutzen, das diese Überlegung begleitete, stellte sich als schwerer Fehler heraus, denn es schwächte seinen Widerstand. Ein e Lichtwelle raste auf Adlerschwingen durch seinen Geist und brach ihn. Gressyl verlor das Bewusstsein.
     
    Als er die Augen öffnete, ging die Sonne bereits unter. Demnach musste er mehrere Stunden bewusstlos gewesen sein. Um ihn herum saßen die Schamanen und blickten ihn erwartungsvoll an. Kleiner Berg stand auf und beugte sich über ihn.
    „Adlermann?“
    Auch Fuchs Der Im Mondlicht Tanzt beugte sich über ihn. Nachtsänger berührte seine Hand, und Spricht Mit Den Schatten zog sein Messer. Sie alle waren ihm vertraut und dennoch fremd.
    „Großvater?“ Kleiner Berg klang besorgt.
    Gressyl blickte ihn an und wunderte sich, warum er nicht mehr den Wunsch verspürte, sie alle zu töten. Er fühlte sich ihnen zugehörig. Der Adler, der sich in seinem Geist festgesetzt hatte, gehörte zu ihnen.
    „Ja.“
    „Das ist eine List“, war Spricht Mit Den Schatten überzeugt. „Wir können ihm nicht trauen.“
    „Großvater, sage mir, welchen Namen ich trug, bevor ich zum Mann wurde“, forderte Kleiner Berg ihn auf.
    Gressyl lächelte. „Als du geboren wurdest, gab dir dein Vater den Namen Wolfsjunge, weil die Wölfe heulten, um deine Geburt zu begrüßen. Später nannten wir dich Traumsprecher, weil die Manitus dich auserwählt hatten, durch deinen Mund zu sprechen, während du träumtest.“
    Kleiner Berg seufzte erleichtert. „Du bist es, Großvater.“
    „Ich bin Gressyl. Aber ich bin auch Adlermann.“
    „Wie können wir sicher sein, dass Adlermann stark genug ist, den Schwarzen Geist zu beherrschen?“, fragte Nachtsänger. „Dass der Geist nicht stärker ist, sobald wir die Fesseln von ihm nehmen?“
    Gressyl lächelte. „Mein Geist ist nicht mehr schwarz. Das Licht des Adlers ist in mir.“
    Und es brachte Dinge mit – Empfindungen, die ihn verwirrten. Zum Beispiel das mangelnde Bedürfnis, die Schamanen zu töten. Von dem Gefühl, das er Kleiner Berg gegenüber verspürte, ganz zu schweigen. Es war so stark, dass er es nicht ignorieren konnte, und es drängte ihn, alles zu tun, um diesen Mann, der ihn Großvater nannte, zu beschützen.
    Er war wütend über das, was Kleiner Berg und die anderen mit ihm gemacht hatten. Gleichzeitig musste er ihnen Respekt zollen. Seines Wissens hatte es bisher niemand geschafft, einem kayápu eine menschliche Seele einzupflanzen, die sich so stark mit seinem Geist verband, dass er sie nie wieder loswurde, egal, welche Anstrengung er unternahm. Da er sich mit Seelen nicht auskannte, hatte er keine Ahnung, welche Wirkung es haben würde, wenn man diese Seele gewaltsam aus ihm entfernte. Sie durchdrang sein gesamtes Sein in einer Weise, dass er zwar immer noch er selbst war, aber er besaß Adlermanns Erinnerungen, seine Magie, seine – Moral.
    Er stöhnte, als er die Tragweite dieses Details begriff. Er würde durch diese Bürde nie wieder unter kayápu leben können. Alles, wofür sie standen, alles, was sie lebten, widersprach dieser Moral teilweise zutiefst. Sie würden sehr schnell merken, dass er sich verändert hatte und – menschlich geworden war. Für diese Schwäche würden sie ihn töten. Aber es war auch nicht beabsichtigt, dass er überlebte, wie er erfuhr, als Adlermanns Wille in sein Bewusstsein drang.
    Oh, diese Menschen waren schlau. Reya und Mokaryon und die anderen hatten sie unterschätzt. Mit dem, was sie mit ihm getan hatten, erreichten sie zwei Ziele gleichzeitig. Gressyl-Adlermann würde verhindern, dass Marlandra und Maruyandru das Eine Tor öffneten, indem er einen von ihnen tötete. Da die anderen kayápu daraufhin ihn töten würden, wogegen er sich selbstverständlich mit allen Mitteln verteidigen würde, würde er in dem Zug noch ein paar von ihnen vernichten,

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