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Erben der Macht

Erben der Macht

Titel: Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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wir nicht tun, um sicherzustellen, dass du deine Aufgabe unter allen Umständen erfüllen wirst.“
    Er hätte darüber wütend sein sollen, aber er war es nicht. „Das ist klug gedacht“, stimmte er zu. Allerdings hätte es dieses Liebeszaubers nicht bedurft, denn er hatte auch als kayápu keine Skrupel, Maruyandru zu töten. Das hätte er sowieso getan, wenn die Zeit günstig gewesen wäre, um Marlandra zu bekommen. Und sei es nur für ein einziges Mal. Doch so war es natürlich sicherer für den Plan.
    „Ich werde gehen.“ Er blickte in die Runde. „Wahrscheinlich sehen wir uns nicht wieder, denn die Schwarzen Geister werden mich töten, sobald ich Maruyandru getötet habe.“ Er zögerte, als ihm etwas einfiel. „Sie werden wahrscheinlich herausfinden, warum ich das getan habe. Ihre Rache wird furchtbar sein. Ich werde euch etwas Zeit verschaffen, damit ihr die Frauen und Kinder und die starken Krieger in Sicherheit bringen könnt. Lasst nur die Alten, Schwachen und Kranken im Dorf zurück. Wenn wir Glück haben, genügt es den kayápu, sich an ihnen zu rächen und sie lassen die anderen ungeschoren. Ein Mond dürfte reichen, sie weit genug wegzubringen.“
    Natürlich war ihm ebenso klar wie seinen Gefährten, dass selbst die größte Entfernung nicht ausreichte, um vor dem Zugriff der kayápu sicher zu sein. Falls es ihnen nicht ausreichte, die zurückgebliebenen Bodéwadmi zu töten, würden sie die anderen mit einem Suchzauber sehr schnell gefunden haben. Aber auch dieser Preis war nicht zu hoch dafür, dass das Eine Tor geschlossen blieb.
    „Ich werde Maru in einem Mond töten.“
    Er versetzte sich zurück in die Residenz. Das klappte nach wie vor problemlos; er hatte befürchtet, dass der magische Schutz darum herum, der nur die Py’ashk’hu, Marlandra und Mokaryon passieren ließ, erkennen würde, dass er durch die menschliche Seele verändert war. Doch entweder war die Magie des Schildes nicht in der Lage, das zu erkennen – was er für wahrscheinlich hielt – oder die Seele war bereits so stark ein Teil von ihm geworden, dass sie nicht mehr erspürt werden konnte. Egal.
    Seine magischen Sinne sagten ihm, wo sich Marlandra aufhielt. Er versetzte sich an den Ort und fand sie am Bach, wo sie im Gras saß und die Fische beobachtete, die im Licht der untergehenden Sonne im Wasser schwammen. Maru war nicht bei ihr. Gressyl sah sie an und verspürte ein Gefühl, das ihm fremd und vertraut zugleich war. Fremd, weil sein Körper die Reaktionen nicht kannte, die es auslöste: beschleunigter Atem, Enge in der Brust, die in einen leichten, ziehenden Schmerz überging, der sich dort manifestierte, wo sein Herz saß. Vertraut, weil die Seele in ihm das Gefühl kannte: Liebe. Gepaart mit Begehren, das ebenfalls eine neue Dimension gewonnen hatte und nicht mehr nur nach der Befriedigung seiner eigenen Gelüste trachtete.
    Marlandra wandte sich ihm zu und lächelte. Der Anblick ihres Lächelns verstärkte den Schmerz in seiner Brust und das Begehren gleichermaßen.
    „Gressyl. Was gibt es?“
    Wieso war ihm nie aufgefallen, wie süß ihre Stimme klang? Wie unergründlich und verlockend tief der Blick ihrer wunderschönen grünen Augen war. Wie herrlich das letzte Sonnenlicht auf ihrem schwarzen Haar schimmerte und ihm violette Reflexe verlieh. Nicht zu vergessen, wie perfekt ihr Körper war.
    „Gressyl?“ Marlandras Stimme riss ihn aus seiner Betrachtung. „Stimmt etwas nicht?“
    „Es ist alles in Ordnung. Ich dachte, Maru wäre hier.“
    „Er ist vor ein paar Augenblicken gegangen. Er wollte irgendein magisches Experiment in seinem Arbeitsraum durchführen.“
    „Dann sollte ich ihn besser nicht stören.“ Perfekt, denn das bedeutete, dass Maru nicht so schnell zurückkommen würde. Gressyl setzte sich neben Marlandra ins Gras und ignorierte ihren befremdeten Blick. Er gab vor, die Fische zu betrachten. Ihm kam eine Idee, wie er vielleicht vermeiden konnte, Maru zu töten und trotzdem sein Ziel erreichte, dass sein Bruder und Marlandra das Tor nicht öffneten. Denn seine Seele sagte ihm, dass den eigenen Bruder zu töten ein unumstößliches Tabu war. Und Maru war immerhin sein Halbbruder, Sohn derselben Mutter. Wenn es Gressyl gelang, Marlandra in sich verliebt zu machen, würde sie bereit sein, mit ihm aus der Residenz zu fliehen, bevor sie sich mit Maru im Blutritual verbinden und dadurch das Eine Tor öffnen musste. Wahrscheinlich würde sie damit nicht einverstanden sein, weil sie die

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