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Erben der Macht

Erben der Macht

Titel: Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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würde Reyas und Mokaryons Zorn auf Gressyl hoffentlich verraucht sein. „Wenn sie dich nicht wieder aufnehmen will, lässt du noch ein paar Jahre verstreichen, aber du gehst immer wieder zu ihr zurück und wirst ihr dienen, wenn sie das zulässt, bis die beiden Halbdämonen kommen, die das Tor versiegeln wollen. Dann dienst du ihnen und nicht mehr Reya. Aber auf eine Weise, dass sie das nicht bemerkt. Verstehst du das?“
    Er zögerte einen Moment. „Ja.“
    Der Schmerz nahm zu. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit. „Gressyl, du wirst mir jetzt genau zuhören.“
    Er nickte.
    „Ich habe eine letzte Aufgabe für dich. Ich werde mich gleich töten. Sobald ich tot bin, das heißt, sobald du merkst, dass mein Herz nicht mehr schlägt, wirst du meinen Körper mit einem magischen Blitz vernichten, und zwar vollständig. Hast du das verstanden?“
    Er runzelte die Stirn und dachte über ihre Worte nach. Schließlich schüttelte er den Kopf. „Ich soll dich beschützen, damit du am Leben bleibst. Ich darf nicht zulassen, dass du stirbst.“
    Sie stöhnte. Nicht nur vor Schmerz, sondern auch vor Verzweiflung. Reyas Brutalität, mit der sie Gressyl die Seele entrissen hatte, hatte ihn so stark den Verstand gekostet, dass sie jetzt Schwierigkeiten hatte, ihm klarzumachen, was er tun musste.
    „Gressyl, mein Leben musste geschützt werden, solange ich noch dafür gebraucht wurde, das Eine Tor zu verschließen. Oder zu öffnen. Ohne Maru ist das nicht mehr möglich. Also ist es nicht mehr erforderlich, dass ich noch am Leben bleibe. Ich will wieder zu Maru.“
    Der Schmerz des Verlustes schlug über ihr zusammen und ließ sie schreien. Es tat so entsetzlich weh. Sie packte Gressyl bei den Schultern und hielt sich an ihm fest, damit sie nicht zusammenbrach. Er griff zu, um sie zu stützen. Offenbar war mit der Seele auch sein Feingefühl aus ihm herausgerissen worden, denn er tat das so hart, dass er ihr die Knochen brach. Diese andere Art von Schmerz brachte sie weit genug aus der Seelenqual heraus, dass sie den letzten Schritt tun konnte.
    „Verstehst du jetzt, Gressyl? Damit ich eines Tages mit Maru zurückkommen kann, um das Tor zu verschließen, muss ich jetzt sterben. Sonst kann ich nicht zurückkommen. Und du hast geschworen, dass du mich unterstützen wirst, wenn es so weit ist.“
    Sie hatte keine Ahnung, ob ihre Seele tatsächlich irgendwann in der Zukunft zurückkommen würde oder das überhaupt möglich war. Wichtig war nur, dass Gressyl ihren Körper vernichtete. Selbst wenn sie sich gleich einen Pfeil durchs Herz schoss, würde sie zwar sterben, aber ihre Selbstheilungskräfte würden die tödliche Wunde nach einer Weile heilen und sie wieder ins Leben zurückholen. Das konnte sie nur verhindern, wenn ihr Körper vollständig zerstört würde.
    „Also, Gressyl, wirst du tun, was ich dir aufgetragen habe?“
    Er nickte. „Alles. Wie du es gesagt hast.“
    Sie legte die Fingerspitzen gegen seine Schläfen und verband ihren Geist mit seinem, verankerte in ihm einen Teil von ihr, der ihn, wenn es eines Tages so weit war, dazu drängen würde, den beiden Halbmenschen zu helfen, die das Eine Tor versiegeln wollten. Gressyl ließ das reglos über sich ergehen. Als sie fertig war, hatte der Schmerz in ihr solche Ausmaße angenommen, dass sie wieder das Gefühl hatte, ihr Gehirn stünde in Flammen. Mit der letzten magischen Kraft, die sie aufbieten konnte, platzierte sie einen Pfeil der Bodéwadmi mitten in ihr Herz. Mit dessen letztem Schlag endete auch ihr Schmerz.
     
    *
     
    Ke’tarr’ha-Residenz, Gegenwart
     
    Devlin stieß einen entsetzten Schrei aus, als er Marlandra im Spiegel sterben sah. Er fühlte, dass Bronwyns Herz im selben Moment aufhörte zu schlagen.
    „Nein!“
    Er stimulierte ihr Herz mit magischer Energie und brüllte wütend, als Gressyl seine Hände packte und ihn daran hinderte.
    „Das bringt nichts, Maru. Es ist nicht ihr Herz, es ist  …“
    Devlin riss sich los und drosch ihm die Faust ins Gesicht, hörte mit Befriedigung, wie sein Kiefer brach. Gressyl heilte die Verletzung in Sekunden.
    „Hör mir verdammt noch mal zu, Maru! Devlin!“ Gressyl deutete auf den Spiegel. Dort war das Bild eingefroren, das Gressyl vor Marlandras totem Körper zeigte. „Sie ist nicht tot. Noch nicht. Sie ist noch gefangen in der anderen Zeit, im Spiegel. Darum habe ich das, was er uns zeigt, angehalten. Wir müssen ihre Seele von dort zurückholen.“
    Devlin ballte die Faust. „Was redest du

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