Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch
einiger Zeit am Hof der Ptolemy.« Er blinzelte Lily zu. »Und das dürfte seine entzückende sura Lily sein. Den Cait scheint es bei den Ptolemy gut zu gehen, offensichtlich dürfen sich die Lieblingshaustiere jetzt schon suri halten. Noch dazu solche wie diese.« Gewandt nahm er ihre Hand und küsste sie. Seine Lippen fühlten sich kühl an auf ihrer Haut.
»Ich bevorzuge Rothaarige, das muss ich zugeben. Das erinnert mich an zu Hause.«
»Und wo ist dieses Zuhause?«, fragte Lily, die sich alle Mühe gab, seinem Charme nicht zu erliegen, schließlich hatte Ty sie gewarnt. »Irland?« Sein Dialekt war eindeutig, aber sie war neugierig auf seine Abstammung. Ty hatte keine Lust, ihr seine Geschichte zu erzählen, und Jaden machte sowieso kaum den Mund auf, dabei faszinierte sie der Gedanke, wie viel die beiden schon erlebt haben mussten.
»Ich bin in Dublin geboren, meine Schöne«, erwiderte Rogan und schenkte ihr ein teuflisches Grinsen. »Allerdings habe ich längere Zeit in Edinburgh gelebt. Den dortigen Dialekt habe ich mir aber glücklicherweise nicht angeeignet. Am Anfang habe ich Ty kaum verstanden. All diese gerollten R und die ineinander verschmolzenen Wörter! Außerdem hat er überwiegend gälisch gesprochen. Dumm und unpraktisch, sogar damals schon. Aber seine Familie hielt stur an ihrem Highlander-Erbe fest, dabei lebten sie bloß in einer armseligen, dreckigen Hütte.«
Er lachte schallend. Lily warf Ty einen Blick zu und sah, wie angespannt er war und wie grimmig er Rogan anschaute. Dennoch hoffte sie, Rogan würde fortfahren, denn endlich erfuhr sie etwas über Tys frühe Jahre.
Dass das für ihn schmerzhaft war, musste sie leider in Kauf nehmen.
Rogan, der offensichtlich genau wusste, welche Wirkung seine locker dahingesagten Worte hatten, fuhr fröhlich fort: »Weißt du noch, als du wieder zurückgegangen bist, Tynan? Die alte Hexe, die dich in die Welt gesetzt hat, hat doch glatt auf das Geld gespuckt, das du ihr geben wolltest. Abergläubisches altes Nachtgespenst! Sogar mit dem bösen Blick hat sie es versucht. Vermutlich sind sie irgendwann einfach verhungert oder irgendeine Krankheit hat ihnen den Garaus gemacht. Was von beiden war es?«
»Pocken«, erwiderte Ty so leise, dass es kaum zu verstehen war.
»Wie passend«, sagte Rogan spöttisch. Dann drehte er sich um, ging zu seinem Lehnstuhl zurück, ließ sich auf den Sitz fallen und nahm einen Schluck aus seiner Flasche. »Gott sei Dank, die bist du los.«
Lily hätte nicht sagen können, warum sie näher an Ty herantrat, seine Hand nahm und sie sanft drückte. Ihr war Rogans hämisches Grinsen nicht entgangen, und sie spürte Tys Schmerz, als wäre er ihr eigener.
Ty hatte recht gehabt. Hinter der charmanten Fassade verbarg sich ein Mann, vor dem man auf der Hut sein musste. Er hatte genau gewusst, wie er Ty treffen konnte. Ty war bitterarm gewesen, und seine Familie war an Pocken gestorben. Zudem hatte sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen, nachdem er zum Vampir geworden war. Kein Wunder, dass er immer so vorsichtig war. Kein Wunder, dass er sich so an seine Stellung an Arsinöes Hof klammerte. Dort wurde er wenigstens ansatzweise respektiert. Immerhin brauchten ihn die Ptolemy.
Trotzdem glaubte Lily, dass er den falschen Leuten die Treue hielt. Aber selbst das bisschen an Information, das Rogan ihr geliefert hatte, half ihr, das alles ein wenig besser zu verstehen.
Ty lehnte sich leicht an sie, offensichtlich war ihre Nähe tröstlich für ihn. Als er den Druck ihrer Hand erwiderte, machte Lilys Herz einen Satz. Sanft strich er mit dem Daumen über ihre Handfläche, dann ließ er ihre Hand los, rückte aber nicht von ihr ab.
»So gerne ich mit dir in alten Erinnerungen schwelge, Rogan, ich bin gerade zeitlich etwas unter Druck. Du weißt, dass wir aus der Stadt rausmüssen. Nenn mir deinen Preis, und ich zahle.«
Rogan riss entsetzt die Augen auf. »Ich werde doch von einem alten Freund kein Geld nehmen«, sagte er und sah Ty mit unschuldiger Miene an.
»Das hast du bisher doch auch immer«, entgegnete Ty. Es klang, als würde ihm das nicht sonderlich viel ausmachen. »Sag einfach, wie viel. Ich möchte so bald wie möglich los. Wir sind in Chicago nicht mehr sicher.«
Der dunkelhaarige Vampir lachte. »Das Gefühl kenne ich, mein Freund.«
Rogan achtete nicht auf ihn. Er legte den Kopf auf die Seite und musterte Lily und Ty abschätzend. »Nein«, murmelte er nachdenklich. »Hier seid ihr nicht mehr sicher. Und ich
Weitere Kostenlose Bücher