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Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)

Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)

Titel: Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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Bekanntschaft.
    Geduld
, sagte er sich. Er wusste nicht, warum es ihm so wichtig war, dass sie sich in seiner Gegenwart entspannte, aber so war es nun mal.
    »Du musst da nicht stehen bleiben«, erwiderte er. »Komm und setz dich. Die Suppe ist so gut wie fertig. Eigentlich hätte sie den ganzen Tag vor sich hin köcheln müssen, aber das war eine spontane Idee, und besser wird sie auf die Schnelle nicht.«
    Sie schien ein wenig zusammenzuschrecken, als hätte sie vergessen, dass sie nicht allein war. Dann trafen sich ihre Blicke, und er spürte, wie die Verbindung zwischen ihnen sofort wieder da war. Es war, als spiele in seinem Kopf ein leises Lied und flöße ihm wieder und wieder ein, dass diese Wölfin und keine andere Frau die Richtige für ihn war.
    »Ich wusste gar nicht, dass Vampire kochen«, sagte sie.
    »Ich habe viele Talente«, erwiderte er.
    »Nein, was ich sagen will: Du hast tatsächlich
gekocht
!« Lyra trat in die Küche und stellte sich neben ihn, um einen Blick in den Topf zu werfen. Dann sah sie völlig verblüfft zu ihm hoch, was ihn plötzlich unglaublich verlegen machte. Vielleicht war es das Falsche gewesen … über so etwas hatte er sich schon lange keine Gedanken mehr gemacht.
    »Das ist doch bloß Suppe«, sagte er.
    Statt ihm zu antworten, beugte sie sich vor und atmete mit geschlossenen Augen tief ein. Dabei lag auf ihrem Gesicht ein Ausdruck von Entzücken, der ihn tief im Innersten berührte.
    »Niemand kocht für mich«, sagte sie. »Dieses Haus hier ist das Land der Fertiggerichte. Dad und ich essen seit Jahren aus Schachteln und Dosen, abgesehen von Burgern. Oder Eiern.« Sie lächelte. »Danke. Das ist total lieb von dir. Echt … danke.«
    Ihr Lächeln kam so von Herzen und war so ansteckend, dass er einfach zurücklächeln musste. Bevor ihm bewusst wurde, war er tat, strich er ihr eine widerspenstige Locke aus dem Gesicht und fuhr dabei mit dem Daumen über ihre Wange. Sie hielt ganz still, schloss sogar einen Moment lang – wie er hoffte, vor Vergnügen – die Augen. Zumindest entzog sie sich ihm nicht.
    Er wünschte sich so sehr, den Abgrund überbrücken zu können, der sich zwischen ihnen aufgetan hatte.
    »Gern geschehen«, erwiderte er leise.
    Es fiel ihm schwer, seine Hände im Zaum zu halten und sie nicht in die Arme zu nehmen. Zu wissen, dass sie sich jeglichem Annäherungsversuch entziehen würde, war die Hölle, auch wenn er spürte, dass es sie genauso zu ihm hinzog wie ihn zu ihr. Es machte die Sache nicht besser, wenn man wusste, warum man zurückgewiesen wurde. Und genau wie er erwartet hatte, öffnete sie die Augen, blinzelte, als würde sie versuchen, wach zu werden, und trat so weit zurück, dass sie außerhalb seiner Reichweite war. Rasch drehte er sich um, schöpfte Suppe für sie in einen Suppenteller und suchte ihr einen Löffel heraus. Sie nahm beides, trug Teller und Löffel zum Tisch und aß, während Jaden sich daran machte, den Herd zu putzen. Er arbeitete schnell und geschickt und ließ ihr Zeit, um zu entscheiden, ob und worüber sie reden wollte.
    Schließlich sagte sie: »Die Suppe schmeckt fantastisch. Absolut perfekt. Ich hätte nie gedacht, dass sich Vampire die Mühe machen zu kochen.«
    »Ich schon. Ich koche gern. Schon immer. Zu mir kommen nicht oft Leute zum Essen, aber mir hilft Kochen immer, den Kopf freizubekommen. Schön, dass sie dir schmeckt. Meine Mum hat immer so was Ähnliches gekocht. Apropos Eltern: Wo steckt eigentlich Dorien? Ich habe ihn noch gar nicht gesehen, seit ich aufgestanden bin.«
    Mit dem Löffel auf halbem Weg zum Mund hielt sie inne und sah ihn einen Moment durchdringend an. Er fragte sich, warum sie plötzlich mit dem Essen aufhörte.
    »Heute ist Pokerabend. Aber ich sorge dafür, dass er den Rest isst.«
    Sie klang nicht gerade unglücklich, dass Dorien nicht im Haus war.
Gut.
Ihm ging es genauso.
    »Du hast deine Eltern noch nie erwähnt«, sagte Lyra, und jetzt verstand Jaden, was ihr Interesse geweckt hatte. »Ich hatte fast schon vergessen, dass du auch mal Eltern hattest.«
    Jaden zog eine Augenbraue hoch. »Tja, ich bin nicht aus einem Ei geschlüpft. Natürlich hatte ich Eltern.«
    »Wie waren sie?«
    Jaden zögerte. Darüber redete er normalerweise nicht. Seine Vergangenheit war seine Sache … und die Leute, die er kannte, interessierten sich sowieso nicht dafür. Wenn über etwas, das einem am Herzen lag, nur hinweggegangen oder gespottet wurde, wie er das als Grünschnabel oft erlebt hatte, dann

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