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Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)

Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)

Titel: Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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Seine Glieder waren seltsam verrenkt, der Kopf lag zur Seite gekippt da.
    Schlagartig wandelte sich ihre Wut in Besorgnis. Sie fiel neben ihm auf die Knie.
    »Na los, Jaden«, keuchte sie. »Du kannst nicht tot sein. Dein Kopf hängt doch noch dran. Du kannst nicht tot sein.« Dann fielen ihr wieder die üblen Narben auf seinem Rücken ein. Man konnte einen Vampir eigentlich nicht so verletzen, dass sich Narben bildeten, und dennoch hatte es jemand geschafft. Vielleicht hatten seine Peiniger auch einen Weg gefunden, einen Vampir zu töten, ohne ihm den Kopf abzutrennen oder ihn im Sonnenlicht verdorren zu lassen.
    Plötzlich atmete Jaden mit einem langen, zitternden Atemzug ein, wie ein Mensch, der aus großer Tiefe wieder nach oben taucht. Sie wusste, sie hätte nicht derart erleichtert sein dürfen, aber sie war es, sogar so sehr, dass sie dieses Gefühl auf die Knie gezwungen hätte, wenn sie nicht ohnehin schon gekniet hätte. Allerdings schienen all ihre Empfindungen übergroß auszufallen, sobald es um ihn ging.
    Lyra wurde klar, dass nicht nur ihr eigenes Leben auf dem Spiel stand. Diese Gemeinsamkeit mit ihm hätte sie nun als Allerletztes erwartet. Aber bei Jaden war offenbar nichts so, wie es zu sein schien. Also hörte sie vorerst auf mit ihren Grübeleien und überließ sich einfach dem, was sie fühlte. Sie legte ihm die Hände auf die Brust und spürte den für Vampire typischen, faszinierend langsamen Puls. Dann wartete sie, dass er die Augen aufschlug und ihr sagte, alles sei in Ordnung.

9
    Es gab Schlimmeres als aufzuwachen und die Hände einer schönen Frau auf dem Körper zu spüren.
    Benommen, aber Gott sei Dank noch sehr lebendig schlug Jaden die Augen auf und fand Lyra über ihn gebeugt. Die Locken hingen ihr ins Gesicht, und selbst benebelt war er betroffen von der Sorge in ihren golden glänzenden Augen, die wie Zwillingsfunken in der Dunkelheit glitzerten. Ihre Hände bewegten sich vorsichtig über seine Brust auf der Suche nach der Wunde, die bereits verheilt war.
    Allerdings hatte er keinerlei Absicht, ihre Überprüfung zu beenden.
    »Jaden.« Die Erleichterung war ihr mehr als deutlich anzuhören. »Alles in Ordnung mit dir? Was war das?«
    »Auch ein Vampir. Aber das hast du vermutlich nicht gemeint, oder?« Selbst für seine Ohren klang seine Stimme zu leise, zu zittrig. Sie sollte nicht mitbekommen, wie sehr ihn diese Begegnung erschüttert hatte. Es musste ein Ptolemy gewesen sein – die einzig logische Erklärung. Allein die Geschwindigkeit des Angriffs wies eindeutig in diese Richtung. Wie hatten sie ihn hier aufgespürt? War sein Tod, der Mord an einem Niemand, egal welches Zeichen er trug, tatsächlich so wichtig?
    Ausnahmsweise ließ Lyra keine höhnische Bemerkung hören. Erschrocken musste er erkennen, dass sie ebenso erschüttert war wie er.
    »Da war ein tiefes Loch. In deiner Brust«, sagte sie, während sie ihn immer noch abtastete und drückte und streichelte. Er glaubte kaum, dass sie wusste, was sie da tat.
    »Ich dachte, es geht bis in dein Herz. Ich meine, ich weiß, dass das nicht stimmt mit dem Pfahl durchs Herz, aber –«
    »Das stimmt auch nicht«, unterbrach er sie leise und nahm ihre Hände in seine. Er presste sie auf seine Brust und ließ Lyra seinen langsamen, gleichmäßigen Herzschlag fühlen, der seit Jahrhunderten den immer selben Rhythmus beibehielt. Rasch wurden seine Hände so warm wie ihre, und er genoss es, dass Lyra keine Anstalten machte, sie ihm zu entziehen.
    »Ein Pfahl durchs Herz würde mich nicht töten«, erklärte Jaden. »Aber es ist eine gute Möglichkeit, jemanden außer Gefecht zu setzen, um das Ganze richtig zu Ende zu bringen.« Er versuchte zu lächeln, aber es wirkte gezwungen und aufgesetzt. »Er hat mich nicht richtig getroffen. Dank dir. Dann sind wir jetzt wohl quitt.«
    Ohne sie, ohne ihre rasante Verwandlung und ihren Angriff, der den verhinderten Attentäter abgelenkt hatte, säße jetzt, das war Jaden klar, sein Kopf nicht mehr auf den Schultern. Lyra Black hatte ihm das Leben gerettet. Das war nicht leicht nachzuvollziehen, aber sobald der Schock nachließ, würde er sich damit auseinandersetzen müssen.
    Und sie schaute ihn so verdammt besorgt an. Das freute ihn – gleichzeitig hatte er Angst davor. Angst, sie zu begehren. Nur sehr wenige Leute bedeuteten ihm etwas. Und jeder Einzelne von ihnen hatte ihn ein- oder zweimal emotional durch die Hölle gejagt, weil er oder sie beinahe umgekommen wäre. Deshalb war er froh,

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