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Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)

Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)

Titel: Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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Stille weit zu hören. Lyra warf ihm einen bösen Blick zu und verschränkte die Arme vor der Brust, um sich gegen die rasch abkühlende Luft zu wappnen. Sie war gern hier oben, aber Mann, sie wünschte wirklich, der Sommer würde wenigstens hin und wieder früher Einzug halten, statt dass Winter und Frühling sich bis Ende Juni im Tauziehen maßen.
    »Das ist kein Spielplatz. Grant Park ist eine riesige Grünfläche, du Genie«, entgegnete Lyra. »Nimm das gefälligst zur Kenntnis.«
    Er zog die Mundwinkel leicht nach oben. Langsam verstand Lyra seinen Sinn für Humor, der immer wieder durchschimmerte, auch wenn er gut darin war, ihn zu verbergen.
    »Und wo sitzt dann das Publikum? Auf dem Klettergerüst? Den Schaukeln? Oder auf dem Schaukelpferdchen?«
    Lyra knirschte mit den Zähnen, was es gar nicht so leicht machte, ihm zu antworten. Jadens angedeutetes Lächeln hatte sich in ein freches Vampirgrinsen verwandelt. Diesen Blick kannte sie, diesen typischen »Wölfe sind blöd, igittigitt«-Blick, den sie so oft bei Angehörigen seiner Gattung gesehen hatte. Der Wunsch, ihn zu beißen, wuchs – und den Biss hätte er bestimmt nicht genossen. Aber das konnte sie nicht bringen, deshalb versuchte sie es mit Sarkasmus.
    »Es gäbe da noch eine kleine Gartenlaube. Und Bäume. Und vermutlich irgendwo auch noch ein Dixie-Klo. Du findest das alles sicher saukomisch, weil du auf der Stufe eines Fünfjährigen stehen geblieben bist. Nichtsdestotrotz, hier findet die Prüfung statt. Können wir jetzt weitermachen?«
    Sein sexy Lächeln hatte für Lyra etwas ausgesprochen Katzenhaftes.
    »Klar.«
    »Blödmann«, grummelte sie leise vor sich hin, aber laut genug, dass er es hören konnte. Jaden schaute sich einmal mehr um, und Lyra beobachtete ihn dabei. Und in diesem Moment wurde ihr etwas Seltsames bewusst: Sie fühlte sich rundum wohl.
    Lyra tat so, als hätte sie etwas Interessantes auf dem Boden entdeckt, während sie heimlich zu Jaden hinüberlinste. Er brauchte ja nicht mitzubekommen, wie intensiv sie ihn musterte. Seine Reaktionen auf alles hier draußen waren einfach zu spannend. Er tat, als wäre alles neu für ihn: Park, Bäume, sogar der nächtliche Himmel, auf den Silver Falls mit ziemlicher Sicherheit kein Monopol hatte. Hin und wieder hatte er auf dem Weg hierher sogar Bemerkungen über Vaters Blumenbeete fallen lassen – keineswegs abfällig, sondern einfach interessiert. Allerdings vermutete sie, dass Jadens Kommentar etwas spitzer ausfallen würde, wenn er erführe, dass ihrem Vater ein ganzes Gartencenter gehörte.
    Aber diese Information würde sie noch eine Weile für sich behalten.
    Lyra wartete, dass er etwas sagte, aber als er nur mit weit aufgerissenen Augen umherwanderte, gab sie auf.
    »Jaden, jetzt mal im Ernst. Das sind Bäume. Eine spannende Sache, ganz klar, aber falls sie nichts mit meiner Ausbildung zur Vampirninja zu tun haben, könntest du dich vielleicht wieder auf das Wesentliche konzentrieren.«
    Lyra freute sich tatsächlich schon auf die bissige Entgegnung, die er sich hoffentlich einfallen ließ. Sie kannte nicht viele Leute, die sich auf ein Wortgefecht mit ihr einließen, abgesehen von Simon, und selbst er wurde ihrer manchmal überdrüssig. Doch als Jaden sie schließlich ansah, wurden ihre Hoffnungen enttäuscht. Sein Gesichtsausdruck war so voll ehrlicher Verwunderung, dass Lyra sofort ein verdächtiges Flattern in der Magengegend verspürte.
    Schmetterlinge, dachte sie, frustriert, weil sie sie nicht bändigen konnte. Rechnete sie das seltsame Küchenerlebnis hinzu, bestand Anlass zur Sorge, dass sich das Ganze zu einem Trend auswachsen würde.
    »Entschuldigung, ich habe mich ein bisschen hinreißen lassen«, sagte er und lächelte dann. Ja, er strahlte übers ganze Gesicht, und wenn er bereits finster verlockend gewesen war, wurde er nun vollends hinreißend.
    »Mir war gar nicht klar, wie lange ich schon nicht mehr an Orten wie diesem gewesen bin«, fuhr er fort.
    Lyras Mund zuckte. »Auf Spielplätzen? Soll ich dich auf eine Schaukel setzen und ein wenig anschubsen?«
    Jaden kicherte leise und herzlich. Ein totaler Gegensatz zu allem, was Lyra mit Vampiren assoziierte. Aber das galt für Jaden bislang generell.
    »Nein«, sagte er. »Ich hatte nur vergessen, wie schön es ist, nicht eingesperrt zu sein. Städte können eine ziemlich klaustrophobische Wirkung entfalten. Inzwischen habe ich mich ja dran gewöhnt, aber am Anfang war es hart. Früher war ich nur ein –«
    Er

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