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Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)

Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)

Titel: Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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Angebot steht, solange ich hier bin. Gib mir einfach Bescheid.«
    Ihr Herz, verräterisch wie eh und je, begann nervös zu flattern.
    »Abgemacht«, sagte sie und wechselte, um ihr Herzrasen unter Kontrolle zu bringen, zu einem weniger verfänglichen Thema. »Ich ziehe mich nur schnell um, dann geht’s ab auf die Felder im Westen der Stadt, und zwar auf allen vieren. Das ist nicht so auffällig.« Einen kleinen Seitenhieb konnte sie sich nicht verkneifen. »Vorausgesetzt, du glaubst, du kannst mithalten.«
    »Keine Bange«, erwiderte Jaden. »Ich bin so scharf aufs Training wie du. Dein Vetter mag ja Persönlichkeitsdefizite haben, aber das gleicht er durch Muskelkraft aus. Wir haben viel Arbeit vor uns.«
    Sein Grinsen war jetzt ausgesprochen bösartig und voller sinnlicher Versprechen … ob sie den Mut haben würde, ihn diese Versprechen einlösen zu lassen? Abwarten.
    Der Wolf trabte leise durch das Unterholz in Richtung Wasserfälle. Seine Pfoten machten kaum einen Laut. Den Auslauf hatte er dringend gebraucht, aber nicht einmal die körperliche Betätigung hatte es heute Abend vermocht, seine düsteren Gedanken aufzuhellen. Deshalb suchte er nun seinen Seelenfrieden bei den Wasserfällen, wo er Tiere jagen konnte, die sich vor ihm im Gebüsch versteckten. In dem Punkt fühlte er sich seltsam verwandt mit dem unerwünschten Gast in ihrer Stadt. Wie die Vampire fand auch er Trost im Blut.
    Es hatte ihn nicht überrascht, dass Lyra sich als Beschützerin dieses Blutsaugers aufspielte. Sie war leicht reizbar, aber der harte Kern verbarg nur ihre größte Schwäche: ihr weiches Herz. Er beobachtete jeden ihrer Schritte und wusste genau, wohin sie rannte, wenn sie wieder einmal beschloss zu verschwinden. Sie hatte sich schon früher mit Vampiren abgegeben, und warum auch nicht? Sie hatten die Macht. Und würden sie immer haben. Die Anziehungskraft der Macht verstand er sehr gut.
    Aber Lyra hatte nicht das Zeug dazu, einen Teil dieser Macht für sich abzuzwacken, oder für das Rudel. Allein das machte sie schon ungeeignet für die Position des Alphatiers. Mehr noch als die Tatsache, dass sie bloß eine Frau war. Sie zu töten, würde ein wahrer Genuss sein, dachte der Wolf, während er von Schatten zu Schatten huschte wie ein Geist.
    Hoffentlich würde er Zeit haben, es auszukosten. Die Prüfung machte ihm keine Sorgen. Falls nötig würde er Hilfe bekommen, doch die würde er nicht brauchen. Die Konkurrenz war ein Witz, allen voran Lyra.
    Aber der Vampir, ihr neues Schoßkätzchen, würde zum Problem werden. Dieser Jaden war kein dahergelaufenes 08/15-Gossenblut. Mit seinen Verbindungen konnte er alles vermasseln. Und dennoch hatte man ihm nichts über ihn verraten, hatte ihn nicht vorgewarnt, dass man letzte Nacht einen Versuch starten würde, ihn aus dem Weg zu schaffen. Wie sollte er Herr der Lage bleiben, wenn man ihn derart außen vor ließ?
    Er hatte sich seine Anwartschaft erkämpft und sich abgerackert, um alles auf die Reihe zu bekommen. Alles war perfekt vorbereitet. Und er wollte verdammt sein, wenn sein Plan im letzten Moment an Lyra scheiterte, nur weil sie aus traurigen Rehaugen einen frischgebackenen Lilim anschmachtete.
    Er hätte die blöde Kuh längst umgelegt, wenn er eine Chance gesehen hätte, ungeschoren davonzukommen.
    Der Wolf sprang über einen umgestürzten Baumstamm, ohne sein Tempo zu drosseln. Die Gerüche des Walds besänftigten sein angekratztes Nervenkostüm. Er hatte momentan viel um die Ohren – mehr, als irgendjemand ahnte –, und in manchen Nächten, wie in dieser, wuchs ihm beinahe alles über den Kopf.
    Nur noch drei Wochen
, sagte er sich.
In gut drei Wochen bin ich ein gemachter Mann
.
    Ein Schatten schälte sich aus einem Baum vor ihm, so schnell und still, dass er ihn erst bemerkte, als er ihn fast erreicht hatte. Ruckartig blieb er stehen, zu verblüfft, um auch nur zu knurren. Kalte blaue Augen funkelten ihn aus der Finsternis an, und ein verärgerter Seufzer war zu hören.
    »Lass die Umgebung nicht aus dem Auge«, sagte eine leise, kultivierte Stimme mit vornehmem englischen Akzent. »Lerne es, Wolf. Ich hätte dich zehnmal töten können, wenn mir der Sinn danach gestanden hätte.«
    Angesichts der schlanken, eleganten Silhouette des Vampirs wechselte der Wolf rasch in seine menschliche Gestalt und versuchte, den Schock zu verbergen, dass ein Shade mit ihm reden wollte, nachdem sie ihn zuvor von jedem Informationsfluss abgeschnitten hatten. Diesem hier war er erst

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