Erben des Mondes - Grimoire lunaris
einfach nur nerven würde, weil er sich so toll fand und für sein Leben gerne prahlte. Aber ich lag falsch. Ich war eifersüchtig. Er war in dieser Geschichte der Gute. Und bekommt der Gute am Ende nicht immer das Mädchen?
„Sicher nicht. Und außerdem bist du jetzt auch der Gute, vergiss das nicht.“ Sie sah mich einfach nur an. Und ich konnte die Liebe spüren, die mich wie ein warmer Sommerregen übergoss.
„Jetzt aber los, mein Held“, mit einer theatralischen Geste deutete sie auf Mars und Lenja, die schon nervös warteten.
„Für die Zukunft“, schloss ich unser Gespräch mit dem Schlachtruf der Hexenjäger im Mittelalter.
Die dunkle Gabe
Darian
D ie Limousine chauffierte Elric und mich, zusammen mit Mars und Lenja zum Flughafen. Tom fuhr. Wahrscheinlich hat man ihn aus Sicherheitsgründen um diesen niederen Dienst gebeten. Noch mehr Insider konnten wir uns bei unserem Vorhaben nicht leisten.
„Die anderen müssten bereits am Flughafen auf uns warten“, sagte Tom. „Wir sind ein klein wenig zu spät dran.“
Ich grinste verlegen. Um dies zu überspielen, fragte ich, wer genau jetzt alles da sein würde.
„Nur der Werwolf und die Vampire. Falls sie sich nicht gegenseitig umgebracht haben.“ Toms Tonfall ließ keinerlei Witz erkennen.
„Ist es wirklich so? Die Verfeindung? Ich habe ja schon oft darüber gehört, aber ich kann es nicht glauben. Die bekriegen sich einfach von Natur aus?“, Elric überschlug sich beinahe vor Neugier.
„In der Tat. Vampire, egal zu welcher Seite sie gehören, beanspruchen für sich immer noch, die ersten gewesen zu sein. Lange bevor es die anderen Anderwesen gab. Die Werwölfe, die Trolle, Gnome… alle kamen nach ihnen. Sie sehen sich als so etwas wie die Urväter der Anderwesen – und das packt die Wölfe bei ihrem Stolz. Aber es ist eine so lächerliche Feindschaft.“ Mars schüttelte abfällig den Kopf.
Wir fuhren gerade durch die Passage zu den Privatjets. Ich konnte unseren jedoch nirgends erkennen. Ich blickte mich suchend um.
„Wir werden heute einen anonymen Jet nehmen. Mit dem Mondjet würden wir zuviel Aufmerksamkeit erregen.“ Toms Worte klangen einleuchtend. Dann entdeckte ich bei einem der kleinen Flugzeuge zwei auffallend helle Gestalten. Die Vampire waren also schon eingetroffen.
„Wieso können sie hier am Tag in der Sonne stehen ohne zu verbrennen?“
Oh Mann, wusste Elric denn gar nichts? „Hast du zuhause nur geschlafen oder was? Hat dir nie jemand erzählt, dass sie ein paar Jahrzehnte nach den Urvampiren einen Zauber gefunden haben, der den Sonnentod umgeht?“ Wer wusste das denn nicht? Hätte er mit seinem Elfenstammbaum versucht, einen Vampir mit Sonnenlicht zu töten? Tja, das hätte böse ausgehen können.
Elric grummelte vor sich hin. Ihm stank es gewaltig, von einem anderen Neuling belehrt zu werden. Oder überhaupt belehrt zu werden. Er wusste einfach gerne immer alles besser.
Wir stiegen bei Etienne und Amélie aus. Kurz darauf erschien in der Tür vom Terminal Martin. Als er uns entdeckte, drehte er sich kurz um und ging dann schnell auf uns zu. Er begrüßte uns recht freundlich, die Vampire wohl eher höflichkeitshalber. Dann sprach er: „Ich habe noch Verstärkung mitgebracht. Ohne sie bin ich nur zur Hälfte einsatzbereit.“ Er deutete mit seiner Hand auf das Terminal. Zu meinem Erstaunen tauchten hinter Martin noch zehn weitere Tätowierte auf. Wäre ich denen im Dunkelnbegegnet, ich hätte mich zusammenreißen müssen, nicht schreiend davon zu laufen.
„Das war nicht vereinbart.“ Etienne schrie die Worte voller Entsetzen oder Empörung. Fragend wand er sich an Amélie.
„Wir sind dem Frieden verpflichtet. Alle zusammen. Ich hoffe, keiner von euch vergisst das.“ Tom mischte sich ein, bevor die Situation eskalieren konnte.
Als die Gemüter sich etwas beruhigt hatten, gingen wir an Bord. Ich musste ständig die scheinbare Rockergang beobachten, die hier in diesem First Class-Privatjet so deplaziert wirkte wie eine CD von Alice Cooper in einer Klassik-Sammlung. Mussten Werwölfe sich so anziehen und sich so primitiv verhalten? Ich hatte irgendwann mal gehört, dass sich die Mondkinder, die sich in der Gesellschaft zu eingeengt fühlten, für ein Leben im Rudel entscheiden. Das Leben dort ist wild, voller Freiheit und ohne gesellschaftliche Konventionen. Der Stärkste und vielleicht auch Brutalste gewinnt und wird Leitwolf. Punkt. Mehr gibt es nicht zu beachten. Ein einfaches und primitives
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