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Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Titel: Erbschuld: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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schon früher versucht, aber mit einem Pass …«
    »Sie verlangen viel.«
    »Ich weiß. Ich schicke Ihnen Bargeld mit der Post. Wohin Sie wollen.«
    »Nein. Kein Geld …« Sie zögerte. »Ein anderes Mal vielleicht, später.«
    »Jederzeit. Ehrenwort. Sagen Sie nicht gleich nein. Denken Sie darüber nach. Kann ich Sie zurückrufen?«, flehte Rachel.
    »Nein. Ich rufe Sie an.«
    Rachel saß lange am Küchentisch. Sie zündete sich eine Zigarette an und rauchte gierig. Endlich steckte Charlene ihren Kopf durch die Tür. »Allein zu arbeiten ist so viel anstrengender. Und langweilig ist es auch«, maulte sie.
    »Ich bin in einer Minute bei dir. Ich rauche nur gerade eine.« Aber sie war nicht mehr bei der Sache. In ihrem Kopf schwirrten die Gedanken. Dort waren sie also gewesen. Zu Uri hatte Anton Sascha mitgenommen. Während sie Anton zu gleichen Teilen gefürchtet, geliebt und verabscheut hatte, war ihre einzige Empfindung gegenüber Uri purer Hass gewesen. Er hatte sie ständig damit aufgezogen, dass er Sascha haben wollte. Nicht dass er seinem Neffen etwas antun würde, aber sie wusste, dass einige seiner Mädchen (und möglicherweise auch Jungen) noch minderjährig waren, und Uri ließ zu, dass diese Kinder vergewaltigt und ausgebeutet wurden. Bei der Vorstellung, dass Sascha bei Uri leben könnte, stockte ihr das Blut in den Adern. Und wenn Uri einen Pass für Sascha organisiert hatte, dann konnte das nur bedeuten, dass man Sascha demnächst entführen wollte. Netter, normaler Dad! Wie hatte sie nur so naiv sein können? Warum fiel sie nur immer wieder auf Anton herein?
    Sie zitterte. Der Schock über den Anruf hatte nun ihren ganzen Körper erfasst. Sie wälzte schwarze Gedanken. Umbringen würde sie Uri, sobald sich ihr eine Gelegenheit bot. Und bevor er starb, würde sie ihm die Genitalien abschneiden und in den Mund stopfen.
***
    Die Idee, sie in den Hinterstraßen des West End arbeiten zu lassen, stammte von Uri. Die Wohnung war überfüllt, und da sie am besten aussah, meinte Uri, man sollte sie als Aushängeschild benutzen. Anton wusste zwar, dass sie den Straßenstrich hasste, aber für ihn zählte nur, dass sie anschaffte. Er war zuckersüß zu ihr. Vor ihren »Schichten« führte er sie in schöne Restaurants aus, und meistens holte er sie mit dem Auto ab, wenn sie fertig war. Einen teuren Schaffellmantel kaufte er ihr auch, kurz und eng geschnitten, aber erstaunlich warm. Sie hatte ihn verdammt gut gebrauchen können. Februar war ein kalter Monat, und in jenem Jahr war es zudem noch zu einem Temperatursturz gekommen. Trotz der Frostbeulen an mehreren ihrer Zehen bestand er auf hochhackigen Pumps. Schuhe waren für ihn wichtig. Keines seiner Mädchen durfte Pelzstiefel tragen. Er hatte seine Standards.
    In jener Nacht war es besonders frostig. Sie wickelte den Mantel noch enger um sich und zog an einer Camel, während sie langsam auf und ab ging. Sie hatte gelesen, dass man noch schlimmer fror, wenn man rauchte, weil der Tabak die Adern verengte. Aber komischerweise rauchten alle Mädchen, um warm zu bleiben.
    Etwas weiter die Straße hinauf befand sich ein indisches Restaurant, über dessen Eingang verbrauchte warme Luft ins Freie geblasen wurde, und jedes Mal, wenn sie daran vorbeikam, blieb sie eine Minute unter dem Ventilator stehen. Der Manager hatte sie aufgefordert, das zu unterlassen. Trotzdem war er ein netter Kerl. Einmal, als sie gegen zwei Uhr auf Anton wartete, hatte er ihr einen Plastikbecher Kaffee mit einem Schuss Tia Maria gebracht.
    Schwatzend und lachend schickte sich eine Gruppe elegant gekleideter Damen und Herren an, das Restaurant zu betreten. Rachel verlangsamte den Schritt. Es war ihr zuwider, wenn normale Menschen sie ansahen.
    »Rachel«, ertönte auf einmal eine Stimme aus einem Wagen mit dunklen Scheiben. Sie drehte sich um. Ihren Namen verriet sie niemandem. »Was hast du für mich?« Sie erkannte die lachende Stimme. Es war Uri.
    »Hallo, Uri«, presste sie hervor. »Kommst du mich abholen?«
    Anton war geschäftlich in Deutschland, und Uri hatte ihm versprechen müssen, sie sicher nach Hause zu bringen. Sicher! Was für ein Witz, wenn man bedachte, was sie tat und welchen Risiken sie dabei ausgesetzt war.
    Uri kurbelte die Scheibe ganz herunter. »Ich muss schon sagen, Rachel. Für ein Mädchen auf Anschaffe ist es noch reichlich früh. Vielleicht bin ich ein Kunde.«
    Sie sah ihn an, ob er es ernst meinte. Er lächelte nicht. »Verpiss dich, Uri. Bring mich nicht zum

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