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Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Titel: Erbschuld: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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ließ sich nicht feststellen, woran er eigentlich litt –, hatte sie seiner Bitte nachgegeben, ihr erklären zu dürfen, was er getan hatte. In seinen Augen hatte die Presse den Mord sehr viel grausamer dargestellt, als er tatsächlich gewesen war. Sie hatte ihn mit der Bemerkung beruhigen wollen, dass sie gar nicht in Großbritannien gelebt habe, als er den Mord beging, sie habe nur vom Gefängnisdirektor davon gehört. Aber Edmund hatte sich darauf versteift, ihr seine Gründe zu erläutern, und war nicht davon abzubringen gewesen. Sie solle im Falle seines Todes wissen, dass er keineswegs der böse Mensch gewesen sei, als den man ihn darstelle.
    Sie fand es sonderbar liebenswert, dass ihm ihre Meinung so sehr am Herzen lag. Und da sie durch die Ereignisse der vergangenen vierzehn Tage verunsichert war und sich nicht recht durchzusetzen wusste, hatte sie schließlich ihren Widerstand aufgegeben und zugestimmt. Vorausgesetzt, er blieb auf seiner Pritsche sitzen – in sicherer Entfernung von ihr. Sie vermied seinen Blick, musste aber fortwährend auf seine überraschend unschuldig wirkenden weißen Finger sehen, die sie an Würstchen erinnerten. Sechs Jahre im Gefängnis hatten seine Hände vor Wind und Wetter und harter Arbeit bewahrt. Sie stellte sich vor, wie diese weichen blassen Finger vorsichtig eine altmodische Rasierklinge auswickelten, dann die Hose des halb besinnungslosen Opfers, das vor ihm baumelte und vielleicht um sein Leben flehte, aufknöpften, um sein Geschlecht zu entblößen.
    Ihr war übel.
    »Der Wichser war in Großbritannien wegen Pädophilie vorbestraft. Er und zwei Freunde besaßen eine Villa in Thailand. Raten Sie mal was die da wohl getrieben haben?«
    »Er hatte also den Tod verdient?«, fragte Madeleine, bemüht, einen neutralen Ton anzuschlagen.
    Edmund war eindeutig nicht glücklich über den Sarkasmus, der in ihren Worten mitschwang, und antwortete entsprechend: »Für mich ging es nur um das Geld, meine Schöne. Ich war der Meinung, dass ich Ihnen das klargemacht habe. Mein Kunde hat mir ein Vermögen bezahlt. Die Tatsache, dass das Opfer Abschaum war, hat mir die Aufgabe allerdings erleichtert. Seine Beseitigung bereitete mir sogar Vergnügen.«
    »Ihre Opfer … gehörten die alle zum Abschaum?«
    »Ich kann doch nicht die gesamte menschliche Rasse überwachen«, brauste er auf. »Aber ja, natürlich ist bei diesem Geschäft eine verdammte Menge Abschaum dabei.« Edmund schüttelte irritiert den Kopf, als wäre es harte Arbeit, Uneingeweihten seine Geschäftsphilosophie zu erläutern. »Bitte bedenken Sie, Madeleine, ich habe ausschließlich erwachsene Männer umgebracht. Männer, die andere reingelegt haben. Warum sonst sollte man sie ausmerzen? Ich bin ein Reinigungsdienst. Ich bin der Müllmann. Ich entsorge den Abfall, den die anderen aus Zimperlichkeit nicht anfassen und den die Versager von Polizisten laufen lassen. Und wer bezahlt am Ende die Rechnung? Aber hätte sich der Abschaum an einer der Enkelinnen meines Richters vergriffen, würde er mich dann verurteilen, weil ich den Abschaum beseitigt habe?« Edmund beugte sich vor und knurrte wütend: »Was meinen Sie, Madeleine?«
    Madeleines Augen waren vor Schreck geweitet, und sie zuckte mit den Schultern, aber ein Gegenargument fiel ihr auf die Schnelle nicht ein.
    »Ich habe mich nur mit erwachsenen Männern abgegeben«, wiederholte Edmund mit Nachdruck. »Nicht mit jungem Gemüse, mochte es sich auch noch so sträflich aufführen, nicht mit Frauen, nicht mit Kindern. Zugegeben, manchmal leiden meine Opfer ein wenig. Es gibt Kunden, die das wollen. Wenn Rache dahintersteckt, erfülle ich ihnen den Wunsch. Das ist ein Service, den ich anbiete.«
    »Angeboten habe!«, verbesserte ihn Madeleine.
    »Anbiete!«, konterte er wie aus der Pistole geschossen. Er kniff die Augen zusammen. »Ich habe es schon einmal gesagt – mein Arm reicht weit.«
    Madeleine lehnte den Ellenbogen in die Luke und stellte den Fuß auf die Kiste, um die sie gebeten hatte. Es war eine Marter für ihren Rücken gewesen, eine ganze Stunde lang gerade zu stehen. Dem Gefängnisdirektor gegenüber hatte sie erklärt, dass an den Bartheken eine Stange für die Füße montiert wäre, damit die Leute länger blieben. Er hatte ihrem Wunsch stattgegeben.
    »Wollen Sie damit sagen, Edmund, dass Sie von hier aus einen Mord veranlassen können?«
    »Wenn ich das wollte, auf jeden Fall, meine Schöne. Ich habe Geld an einem sicheren Ort gebunkert. Außerdem gibt

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