Erbschuld: Psychothriller (German Edition)
es Leute, die mir einen Gefallen schulden. Einige würden so manches für mich tun.«
Er sprach also nicht von schwarzer Magie, sondern von Menschen außerhalb des Gefängnisses, die seinen Anweisungen Folge leisteten.
»Ich glaube Ihnen nicht, Edmund.« Sie versuchte, einen Schauder zu unterdrücken. »Aber wie auch immer, lassen Sie uns über ein anderes Thema sprechen. Über das Gute und das Böse Ihrer Handlungen können Sie mit Dr. Weatherly diskutieren.«
»Es liegt mir sehr viel mehr daran, dass Sie mich verstehen. Was Dr. Weatherly von mir hält, ist mir scheißegal.«
»Es sollte Ihnen aber nicht scheißegal sein. Dr. Weatherly ist ein ausgezeichneter Psychiater. Er kann wirklich etwas für Sie tun. Zum Beispiel Sie dazu bringen, die Dinge anders zu bewerten und nicht mehr davon auszugehen, dass es völlig in Ordnung ist, einem anderen Menschen das Leben zu nehmen, wenn er ein Dreckskerl ist.«
Edmund stand auf, kam aber nicht zur Tür. Er steckte die Hände in die Tasche und richtete seinen Blick auf Madeleine. Er war frustriert, weil er nur diese eine Chance gehabt hatte und er wusste, dass es ihm nicht gelungen war, sie zu überzeugen.
Um einer Fortsetzung ihres Streits über seine Lebensauffassung zuvorzukommen, erklärte sie: »Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass unsere Freundschaft diese Art von Diskussion nicht aushält, Edmund. Es wäre mir angenehmer, nicht über die Gründe nachdenken zu müssen, warum Sie einsitzen.«
Er schien eine Weile über ihre Worte nachzudenken. Sie wollte gerade das Thema wechseln, als er sein Schweigen brach.
»Wie geht es übrigens Ihrem Freund?« Obwohl seine Stimme schmeichelnd klang, schwang ein drohender Unterton mit.
»Ich habe doch gar keinen Freund«, rief sie aufgebracht. Doch wie sie so dastanden und sich anfunkelten, kam ihr ein unangenehmer Gedanke.
»Haben Sie von ihm gehört?«, schob Edmund nach.
Madeleine runzelte die Stirn. Wohin würde das nun wieder führen?
»Vermutlich nicht.« Edmund stieß einen melancholischen Seufzer aus.
Mit großen Augen fragte sie ihn: »Ihr weitreichender Arm …? Edmund, nein!«
Edmund lächelte, als er verschämt triumphierend sagte: »Ich glaube nicht, dass Sie jemals wieder etwas von Mr Reddon hören werden.«
»Was haben Sie getan?« Stolpernd trat sie von der Luke zurück und warf rasch einen Blick zum Ausgang.
»Bitte, gehen Sie nicht. – Er lebt. Machen Sie sich keine Sorgen. Seine Verletzungen sind nicht schlimm.«
Madeleine sah sich nach einem Wärter um. »Sagen Sie mir, was Sie ihm getan haben, Edmund. Sagen Sie es mir sofort, oder Sie werden es bereuen.«
»Sie dürfen nicht böse mit mir sein, meine Schöne«, flehte Edmund. »Ich habe herausgefunden, dass er sie betrogen hat. Er hat Ihre Gesundheit und Ihr Glück aufs Spiel gesetzt. Schon im März habe ich ihm die Warnung zukommen lassen, dass er sich von Ihnen fernhalten soll, aber er ist offenbar etwas schwer von Begriff. Er hatte nicht ganz verstanden, was eine Rasierklinge bedeutet.«
»Eine Rasierklinge?«, wiederholte sie mit einem heiseren Flüstern. »Wie lange hat mich dein unheimlicher Partner beschattet? Was zum Teufel hat er Gordon angetan?«
»Nichts Drastisches. Er hat nur mit allem Nachdruck seine Warnung wiederholt, bis der liebe Gordon sie endlich kapiert hatte. Für Männer wie Ihren Ex ist die Drohung, dass ihm der Penis mit einer Rasierklinge an der Wurzel abgeschnitten wird, ein wunderbares Abschreckungsmittel. Es wirkt jedes Mal.« Er zeigte ihr seine Handflächen, um auszudrücken, dass wieder ein Dreckskerl bekehrt, wieder ein Job gut ausgeführt worden war. Ein weiteres Beispiel für die Wirksamkeit seiner Methode.
Sie fühlte, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg. »Und Sie behaupten, mein Freund zu sein! Sie sind ein Scheißkerl! Sie haben sich in mein Leben eingemischt. Was Sie getan haben, war grausam. Scheußlich!« Sie geriet immer mehr in Rage. »Ich sollte melden, was Sie getan haben.«
Merkwürdigerweise berührte ihr Ärger Edmund nicht. Er schien zu glauben, dass er einen Wettkampf gewonnen hatte, der sie noch enger an ihn band. Fast herablassend ruhte sein Blick auf ihr.
»Nun fauchen Sie doch nicht so. Denken Sie doch einmal nach! Ein echter Mann steht zu seiner Frau. Er lässt sich nicht durch Drohungen abschrecken. Die funktionieren nur bei Dreckskerlen, Schwächlingen und Feiglingen. Sehen Sie es denn nicht, Madeleine? Für Sie geht der Typ kein Risiko ein!«
Sie konnte die Sache drehen und wenden,
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