Erbschuld: Psychothriller (German Edition)
solltest, weil es dort flach ist.«
Sie lachte. »Ja, okay, okay.« Sie stand hinter ihm und legte ihre Arme um seine Taille. Sein Rücken war braun und muskulös, sein von der Sonne gebleichtes Haar lang. Sie schmiegte sich an ihn. Nie bekam sie genug von ihm.
Er legte seine Hand auf ihre Hüfte. »Und wenn wir einmal nicht aufpassen und trotz allem im Schlamm stecken bleiben, dann springst du über Bord und schiebst.«
»Meinst du, Romeo?«
Sie fuhren gerade zwischen zwei kleinen Inseln durch und blieben – sehr zu Forrests Ärger – tatsächlich hängen. Das Schieben konnte allerdings warten. Die Stelle war wunderschön, die winzigen Inseln waren leuchtend grün und voll kreischender Vögel. Er öffnete einen Sonnenschirm, und Madeleine holte das Picknick hervor. Sie aßen in der trägen Stille, auf den Kissen des Bootes liegend, das sie im Hafen von Key West gemietet hatten. Forrest sparte sich ein Garnelenboot zusammen. Sein Vater verkaufte gerade das Dolphin Lodge Hotel, um in den Ruhestand zu gehen. Er beabsichtigte, die Hälfte des Erlöses in Forrests Boot zu investieren, der damit bis zum Ende seiner Tage seinen Lebensunterhalt verdienen wollte.
Plötzlich wandte sich Forrest zu ihr. »Willst du mich heiraten?«
Madeleine riss vor Überraschung die Augen auf. Dann lachte sie. »Ist das nicht ein bisschen früh, Forrest? Ich bin erst einundzwanzig.«
Sie hatte seine Frage als Scherz aufgefasst, aber als sie ihn genauer ansah, merkte sie, dass sein Antrag alles andere als impulsiv gewesen war. Er hatte ihn geplant und nahm ihn offenbar sehr ernst. Sie bereute ihre unromantische Reaktion. Sie konnte ihm ansehen, wie verlegen er war und wie enttäuscht. Es musste ihn etlichen Mut gekostet haben, sie zu fragen.
»Kann ich darüber nachdenken?«, fügte sie rasch hinzu. Nach einem kurzen Schweigen fuhr sie fort: »Nur wenn ich auf einem Hausboot wohnen darf. Und mich und meinen Namen nicht aufgeben muss.«
Er packte sie und küsste sie heftig. »Ist das ein Ja?«
»Es ist ein Ja«, nickte sie und lächelte breit. »Unter den soeben genannten Bedingungen.«
»Ich schenke dir das Hausboot zur Hochzeit.«
»Herrgott, so weit brauchst du nicht gleich zu gehen! Gehört es denn wirklich dir?«
»Meine Mutter hat es mir vererbt. Es hat ihrem Vater gehört. Es ist nicht viel wert, wie du wahrscheinlich bereits ahnst.«
Beide waren ziemlich verblüfft über die Wendung der Dinge. Sie lehnten sich zurück und hielten sich im Arm. Plötzlich spürte Madeleine ein Zittern in den Händen, und ihr Herz pochte heftig. Sie hätte seinen Heiratsantrag nicht so beiläufig annehmen sollen.
Jetzt musste sie es ihm endlich erzählen. Sie waren erst seit einem Monat wieder zusammen, und sie hatte ständig auf den richtigen Augenblick gewartet. Aber sie hatte es nicht über sich gebracht, und nach dem, was sie durchgemacht hatte, war es schön, einfach eine Weile geliebt zu werden. Aber nun konnte sie nicht länger warten.
»Forrest, es gibt da etwas, was ich dir noch nicht erzählt habe.«
»Du bist schon verheiratet.«
Sie befreite sich aus seinen Armen. »Erinnerst du dich noch an den Nachmittag im Garten des Hauses, auf das du aufpassen musstest – nicht lange, nachdem wir uns kennengelernt hatten?«
»Wie könnte ich den jemals vergessen?«, sagte er ernst. »Mein Verhalten damals tut mir wirklich leid. Ich war außer mir, als ich merkte, dass …«
»Nein«, unterbrach sie ihn. »Nein, das meine ich nicht. Du hattest völlig recht, sauer zu sein. Nur … ich wurde schwanger.«
»Schwanger?« Er starrte sie an.
»Wir hatten eine Tochter, Forrest.« Sie fühlte, wie ihr die Tränen kamen.
»Wir hatten eine Tochter«, wiederholte er völlig perplex. Dann stützte er sich auf den Ellbogen und sah ihr ins Gesicht. »Machst du einen Witz?«
Sie schüttelte den Kopf und hielt die Augen geschlossen.
»Was soll das heißen, wir ›hatten‹?«
Sie brach in Schluchzen aus. Sie hatte nicht weinen wollen, aber sie konnte die Tränen nicht zurückhalten. »Ich habe sie zur Adoption freigegeben … nur zwei Wochen, bevor ich dich in Houseboat Row fand.«
Er packte sie an der Schulter und zwang sie, ihm ins Gesicht zu sehen. »Aber meine liebste Madeleine … warum hast du das getan? Warum hast du mir denn nie etwas gesagt?« Sein Gesicht war aschfahl, seine Augen vor Schreck geweitet.
»Ich wollte es dir ja sagen. Ich habe dir geschrieben, als du in Indien warst. Ich habe deinen Vater vor drei Jahren in Key Largo
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