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Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Titel: Erbschuld: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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und einen für Kinder. Seit Ewigkeiten hatte sie mit Sascha die römischen Bäder besichtigen wollen. Seine Klasse hatte einen Ausflug dahin gemacht, aber er hatte wegen einer Grippe das Bett hüten müssen. Als seine Kameraden sich darüber unterhielten, was sie alles gesehen hatten, fühlte er sich ausgeschlossen. Sie selbst war zwölf gewesen, als Alfie und Dottie mit ihr die Bäder besucht hatten. Kurz darauf war Dottie gestorben. Die Bäder und der Tod ihrer Adoptivmutter waren in Rachels Erinnerung unlösbar miteinander verbunden.
    Dottie war schon länger sehr krank und so schwach gewesen, dass sie sich in den Pump Room gesetzt hatte, in das elegante Café aus viktorianischen Zeiten, während Alfie Rachel durch die Bäder führte. Dottie glaubte fest an die heilenden Kräfte der Quellen von Bath, wie es in der Broschüre hieß, aber als sie wieder zu ihr stießen, stand das Glas mit dem Schwefelwasser unberührt vor ihr auf dem Tisch. Sie schien dem Pianisten mit geschlossenen Augen und aufgerichtetem Kopf zu lauschen, war jedoch in Wirklichkeit eingenickt, was an dem Morphium lag, das sie nehmen musste.
    »Sie sehen über zweitausend Jahre Geschichte vor sich«, begann eine höfliche Stimme, als Rachel sich den Kopfhörer aufs Ohr gesetzt und auf den Knopf gedrückt hatte. Sascha war von dem Kinderführer fasziniert und hörte sich jede Geschichte gleich zweimal an, so dass er sehr langsam vorankam. Rachel versuchte, ihre Ungeduld zu zügeln. Eigentlich sollte sie die Besichtigung so lange wie möglich hinauszögern, dachte sie. Was konnte sie sonst noch mit dem Kind unternehmen? Die Sonntage waren endlos lang.
    Sascha war in letzter Zeit sehr unruhig, weinte ohne ersichtlichen Grund und machte nachts ins Bett. Auch von seinem Hund hatte er wieder angefangen und sie gefragt, warum er tot sei, Er schien Dinge zu wissen, die er gar nicht wissen konnte, und hörte Sachen, die gar nicht ausgesprochen worden waren. Wie sollte sie ihm beibringen, dass Napoleon für immer von ihnen gegangen war? Und noch viel weniger konnte sie ihm erklären, warum. Auch sie hatte den tapsigen Kerl ins Herz geschlossen. Was für Qualen er wohl aushalten musste? Wahrscheinlich hatte das Ungeheuer Uri ihn zu Tode getreten. Oder Anton hatte ihn umgebracht, um ihr eins auszuwischen.
    Der Nachmittag näherte sich seinem Ende. In den Bädern drängten sich die Touristen, offenbar hauptsächlich Amerikaner. Woher nahmen sie nur die Energie, so viele Besichtigungen zu machen? Man hörte sie überall. Und Geld mussten diese Leute haben! Andererseits, Bath war das soundsovielte Weltwunder, es war also nicht weiter überraschend, dass alle hierherströmten.
    »Mama, schau dir das an!«, rief Sascha und zog an ihr.
    »Ja, mein Süßer, das ist absolut cool.«
    Sie schoben sich mit der Menschenmasse durch die Halle des großen Bades. Das Schwimmbecken war nicht überdacht, und der Dampf stieg aus dem unbewegten schwarzen Wasser in die Höhe. In Stein gemeißelte römische Generäle schauten von den Wänden auf sie herab. Ihre Soldaten hatten in diesem Becken gebadet und waren unter diesen Säulengängen auf und ab gewandelt. Die Steinquader des Fußbodens waren von römischen Füßen abgetreten. Sascha ging in die Knie und steckte die Hand ins Wasser.
    »Es ist heiß, Mama!«, rief er ihr zu. »Fühl mal. Es ist kochend heiß!«
    Sie bückte sich und ließ ihre Hand in das Becken gleiten. Es war unglaublich. Siedendes Wasser, das mitten in der Stadt aus der Erde kam. Ein Mann in Uniform berührte sie an der Schulter und wies sie darauf hin, dass das Wasser nicht zum Anfassen sei. Als sie aufblickte, zwinkerte er ihr zu und meinte: »Ich bin verpflichtet, das zu sagen, falls sich jemand etwas holt und dann Bauchweh kriegt.«
    Sie folgte den anderen und fühlte sich unter den echten Besuchern wie eine Hochstaplerin. Von Zeit zu Zeit nahm sie Sascha an die Hand, um ihn nicht zu verlieren. Dabei trat sie einmal versehentlich einem Mann auf den Fuß.
    »Entschuldigung«, sagte sie leise.
    »Wenn Sie wollen, können Sie gern auch auf den anderen treten«, lächelte er sie an. Er sah gut aus. Blond, blass und gepflegt. Sie fühlte nur Scham. Die Zeiten, in denen sie die Männer angesprochen hatte, waren endgültig vorbei. Heute konnte sie ihnen nicht mehr in die Augen sehen, auch wenn sie mit einem Augenaufschlag noch immer alles erreichen konnte, was sie wollte.
    Sie ging weiter, folgte Sascha von einem Becken und von einem Ausstellungsgegenstand zum

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