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Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Titel: Erbschuld: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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Fersengeld geben können, aber sie weigerte sich. Dieses Haus war ihr Zuhause, ihres und das von Sascha, und sie würde sich nicht daraus vertreiben lassen. Er würde seine Drohungen sowieso wahr machen. Er würde wissen, dass der Pass verschwunden war, oder, was schlimmer wäre, wissen, wer ihn gestohlen hatte, oder, am allerschlimmsten, dass Rachel ihre Hand im Spiel gehabt hatte. Wenn Uri dem Mädchen die Daumenschrauben angelegt haben sollte, würde es sie verpfiffen haben, ganz klar. Diese Osteuropäerinnen traten aggressiv auf, aber in Wirklichkeit waren sie eingeschüchtert und hilflos. Sie hatte genügend viele von ihnen kennengelernt.
    Als sie die Tür zum Wohnzimmer öffnete, bot sich ihr ein Bild der Verwüstung. Auf dem Fußboden lag der Inhalt ihrer Schubladen verstreut. Ihr Haus war gründlich auf den Kopf gestellt worden, als wäre eine Bande Berufseinbrecher am Werk gewesen. Anton war offensichtlich schon länger zugange. Bei ihrer Ankunft saß er auf dem Sofa und sah sich einen Film an, ein starkes Bier in der Hand. Ein halbes Dutzend leerer Dosen lagen auf dem Couchtisch. Kein gutes Zeichen. Alkohol machte ihn gewalttätig.
    »Hallo, Daddy«, rief Sascha. Seine Stimme klang schrill. Er wusste, dass das Durcheinander Ärger bedeutete. »Ich war auf einem Schiff. Daddy. Ich war der Kapitän.«
    »Das ist schön, Sohn«, entgegnete Anton, ohne den Blick von Rachel zu nehmen.
    Sie machte eine ausladende Geste. »Womit habe ich das verdient?«
    »Ich habe nur etwas gesucht«, sagte Anton, den Blick fortwährend auf sie gerichtet.
    »Ach! Und was? Geld? Ich habe kein Bargeld im Haus. Nicht seit dem letzten Mal.« Höhnisch fuhr sie fort: »Ich bin eine allein erziehende Mutter, die von der Sozialhilfe lebt, und tue mein Bestes, meinen Sohn großzuziehen. Warum hat ein internationaler Geschäftsmann wie du es nötig …«
    »Es reicht, Rachel.«
    »Hast du nicht jahrelang genug Geld aus mir herausgeholt?« Sie wandte sich ab, um in die Küche zu gehen. Es war am klügsten, wenn er ihr nicht in die Augen schauen konnte. Er konnte in ihrem Gesicht lesen wie in einem Buch. Würde sie die Show durchhalten, wenn er auf den Pass zu sprechen kam? Ihre Rolle überzeugend spielen?
    Er stellte den Fernseher ab, stand auf und folgte ihr in die Küche, wo er die Handtasche aufhob, die sie in eine Ecke geworfen hatte. Er leerte den Inhalt auf den Tisch und durchsuchte ihn. Als er nicht fand, was er suchte, packte er sie am Arm. »Wer ist Madelina?«
    »Madelina?« Einen Augenblick lang war ihre Verwirrung echt. »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    »Solltest du aber. Du hast den Namen nämlich Tatjana gegeben. Du weißt, wovon ich spreche.«
    Sie schüttelte den Kopf, obwohl sie wusste, dass das Spiel aus war. Als man das Mädchen ins Kreuzverhör genommen hatte, war sie bestimmt nicht in der Lage gewesen, eine Geschichte zu erfinden. Natürlich nicht.
    Er packte sie am Haar. »Du hast etwas gestohlen, was mir gehört.«
    Sie lachte ihn aus. Da schlug er sie.
    Die Rage, die in ihr aufwallte, gewann die Oberhand über ihre Angst. »Du niederträchtiger Schutt! Willst du mich etwa vor den Augen meines Sohnes schlagen? Er ist zu alt, um so etwas mit anzusehen!«
    Antons Hand schwebte bereits wieder in der Luft, da ließ ein ohrenbetäubender Lärm ihn und Rachel erstarren. Sascha hatte den Fernseher bis zum Anschlag aufgedreht. Und dann begann das Kind plötzlich mit hoher Stimme laut zu singen. Das Lied kannte Rachel nicht, aber es klang niederschmetternd. Selbst Anton sah betroffen aus.
    »Hör her, Rachel. Zum Teufel, Schwamm drüber.« Er nahm sie bei der Schulter und versuchte, den Lärm zu übertönen. »Du, ich und Sascha fahren eine Weile nach Warschau. Ich habe dort eine schöne Wohnung für uns. Nur für ein paar Monate, so lange bis sich in London die Wogen geglättet haben.« Er beugte sich zu ihr und schob das Haar weg. Ihr vernarbtes Ohrläppchen zwischen seinen Fingern haltend, flüsterte er: »Ich will nicht monatelang ohne meinen Sohn sein. Er ist kein Baby mehr und sollte bei seinem Vater leben. Wenn du nicht mitkommen willst«, Anton zuckte übertrieben mit den Schultern, »dann ist das von mir aus okay, aber Sascha kommt mit mir. Ich habe dir in Tenby gesagt, ich will meine Familie. Du sagst die ganze Zeit, es ist aus zwischen uns, ich weiß aber, du kommst mit, denn du willst bei deinem Sohn sein. Richtig?«
    Rachel wich ein Stück zurück. Ihr Zorn war abgekühlt und nun überschwemmte Angst sie

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