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Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Titel: Erbschuld: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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richtig zupacken konnten. Ständig entglitt ihnen der eingewickelte Tote, bis das Klebeband riss und der Körper beinahe herausgerollt wäre. Eine aufgedunsene Hand plumpste zu Boden. Madeleine und Rachel starrten sie entsetzt an. Sie sah aus, als könnte sie sich noch nach ihnen ausstrecken, sie packen und in die Hölle ziehen.
    Plötzlich richtete sich Madeleine auf und berührte Rachels Schulter. »Seine Finger. Meinst du …?«
    »Was?«
    »Eine Leiche ohne Finger, das würde die Spur verwischen.«
    Rachel spürte, wie sich auf ihren Armen Gänsehaut bildete. »Was soll das heißen?«
    »Ich habe eine Heckenschere im Auto.«
    »Scheiße, Madeleine. Nein! Das ist monströs.«
    »Die Tat würde dann nach Unterwelt aussehen.« Regungslos starrte Madeleine ihre Tochter durch die Dunkelheit an. »Außerdem wäre eine Frau weder körperlich noch seelisch imstande, den Vater ihres Sohnes sadistisch zu verstümmeln, oder ihm die Finger abzuschneiden, nachdem sie ihm den Schädel zerschmettert hat.«
    »Du würdest dich wundern«, flüsterte Rachel. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Ich weiß deinen Einfall zu schätzen, auch wenn er ziemlich krank ist. Ich hätte nicht gedacht, dass du zu so etwas fähig bist.« Sie musterte Madeleine eine Weile. »Mit Sicherheit wäre es überzeugend, zumindest für die Polizei.«
    »Und Uri? Würde es nicht auch ihn überzeugen, dass die Unterwelt ihre Hand im Spiel hat? Wir könnten ihm die Finger mit der Post schicken.« Rachel begriff, dass Madeleine nicht ganz unrecht hatte, auch wenn die Idee widerlich war. Allerdings …
    »Nein, Madeleine. Sobald Uri weiß, dass Anton tot ist, steht er auf der Matte, um Sascha zu holen. Ich weiß, wie diese Leute denken. Er wird nie und nimmer zulassen, dass ich den Sohn seines Bruders großziehe. Begreif das bitte! Meine einzige Hoffnung besteht darin, dass er glaubt, Anton hat sich abgesetzt und kommt irgendwann zurück.« Sie brach in Schluchzen aus. »Der Alptraum hat gerade erst begonnen.«
    Madeleine nickte, und schweigend machten sie sich an die Arbeit.
    Der aufgedunsene Tote war weich geworden und roch bereits. Fliegen umschwirrten sie. Der Schweiß lief ihnen in die Augen. Kaum hatten sie ihn zwei Meter gezogen, als Madeleine sich hinhockte, leise tief Luft holte und die Brust des Toten mit den Armen umschlang.
    »Pack das andere Ende«, stieß sie heftig hervor.
    Rachel überwand ihren Abscheu und gehorchte. Vorsichtig packte sie die Beine und hob sie etwas an. So schleppten sie den Toten Stückchen um Stückchen zum Auto.
    Alle Schleusen des Himmels hatten sich geöffnet. Rachel hielt das Lenkrad umklammert und starrte angestrengt in den Regen. Sie war das Autofahren nicht gewöhnt und musste mit der vor ihr herfahrenden Madeleine Schritt halten. Sich mit zwei Fahrzeugen auf den Weg zu machen, war der reinste Irrsinn. Sie hatte sich schon einige Male gefragt, was Madeleine wohl im Schilde führen mochte. Ohne zu wissen, was Madeleine plante, hatte Rachel ihr die Führung überlassen. Wenn Rachel sie aus den Augen verlieren sollte, würde sie mit dem Toten im Kofferraum in der verdammten Pampa herumkurven, in pechschwarzer Nacht, bei heulendem Wind und prasselndem Regen, ohne die leiseste Ahnung zu haben, wo sie war und wohin es ging. Sie fühlte sich miserabel. Zum einen, weil sie unter Nikotinentzug litt – in der Hektik und Aufregung hatte sie vergessen, ihre Zigaretten einzupacken –, und zum anderen, weil ihr speiübel war. Ihre Gedanken wanderten immer wieder zu der Szene in der Garage, als sie Antons Leiche in den Wagen laden wollten. Aus irgendeinem Grund war das noch grauenhafter gewesen als der Mord selbst. Der Geruch, die Fliegen, das Gefühl des weichen, verwesenden Fleisches ihres Liebhabers. Wahrscheinlich würde sie bis ans Ende ihrer Tage nachts würgend aufwachen.
    Über zwei Stunden fuhr sie nun schon hinter Madeleine her. Zunächst eine Stunde durch Bristol und die M5 hinunter, danach waren sie auf eine Landstraße abgebogen, die weiß Gott wohin führte. Ihre Augen waren auf Madeleines Stoßstange fixiert. Sie hatte kein einziges Straßenschild gesehen. Die Gegend wurde immer verlassener. Nirgendwo leuchtete ein Licht. Es musste gegen drei Uhr sein. Der Regen peitschte mit unglaublicher Wucht gegen ihre Scheibe. Madeleine bog links ab. Nach einer Weile fuhr sie langsamer und bog nach rechts in einen Fahrweg ein. Warum, verdammt noch mal, hielt die Frau nicht an? Warum nicht hier? Sie konnten

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