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Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Titel: Erbschuld: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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nichts.« Sie winkte ihm zu und marschierte los.
    Sie ging am Straßenrand entlang. Ihre Sandalen füllten sich mit Staub, und die Sonne brannte. Autos sausten in beiden Richtungen an ihr vorbei. Junge Männer schrien ihr von einem Lastwagen mit riesigen Reifen etwas zu und boten ihr an, bei ihnen einzusteigen. Alle schienen inzwischen Monsterautos zu haben. Die Inseln veränderten sich, sie konnte es sehen. Die schäbigen Straßencafés und Muschelstände, die so gemütlich und sympathisch waren, mussten Fast-Food-Restaurants, sterilen Einkaufszentren und hippen Badeorten weichen. Aber sie war glücklich, es war ihre Heimat.
    Das Mädchen an der Rezeption bekam kaum den Mund auf. »Er ist auf dem Pier«, sagte sie gedehnt, »hinten.«
    Madeleine umrundete einige baufällige Gebäude und fand zu ihrer Überraschung einen schönen Rasen am Meer vor, der mit Gruppen von Fischschwanzpalmen bepflanzt war. Ein Pier, von weißen Korbsesseln gesäumt, ragte ins Wasser hinaus. In einem der Korbsessel saß ein Mann, der aufmerksam zu den Felsen hinuntersah.
    »Guten Tag. Entschuldigen Sie«, rief Madeleine und ging zu ihm. »Mr Serota?«
    Er blickte auf. Sein Oberkörper war nackt und braun wie Schokolade, sein Gesicht vom Wetter gegerbt, das lange, ergrauende Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sein Mund war hinter einem silbernen Bart versteckt. Anders als bei Forrest waren seine Augen chinesisch geschnitten. Ihr fiel wieder ein, dass Forrest ihr erzählt hatte, seine Großmutter väterlicherseits sei Kantonesin gewesen. Ihre Heirat mit Antony Serota in San Francisco war offenbar ein Skandal, und sie waren nach Florida gezogen, um dem Zorn beider Familien zu entgehen. Da er sein Studium abgebrochen hatte, war Antony Serota Garnelenfischer geworden. Sein Sohn Sam und sein großartiger Enkel Forrest taten es ihm dann nach.
    Mr Serota setzte seine Brille auf. »Kenne ich Sie?«
    »Madeleine Frank, von Key West.«
    Sein Bart geriet in Bewegung und spaltete sich zu einem Grinsen. »Verdammt. Natürlich. Ich habe von Ihnen gehört.«
    Sie stand verlegen da. »Man sagte mir, dass Sie hier ein Motel haben.«
    »Ja, ich habe mein Boot verkauft«, nickte er und wandte seinen Blick wieder den unter ihm liegenden Felsen zu.
    Sie konnte nicht widerstehen, ihm mit den Augen zu folgen, um herauszufinden, was sein Interesse derart fesselte. Unter dem Steg saßen sich zwei riesige Leguane auf einem flachen Felsen gegenüber. Sie hockten reglos da, und einer blutete heftig aus einer klaffenden Wunde am Schwanzansatz.
    »O Gott, er ist schwer verletzt«, rief sie.
    »Sie kämpfen seit Mittag«, antwortete er. »Aber es dürfte jetzt dem Ende zugehen.«
    »Wie schön sie sind.«
    Sie starrte die prähistorischen Geschöpfe an, die so groß wie Kater waren und ihre Kräfte maßen. Eine Sekunde später stürzte sich der vermutliche Sieger auf den Verletzten, und sie rangen miteinander und verbissen sich in einem Ausbruch von Aggression, bis der blutende Leguan ins Wasser fiel. Sofort schwamm er zurück und kletterte wieder auf den Stein.
    »Er kommt zurück, um weiterzumachen!«, rief Madeleine. »Ich kann’s nicht fassen.«
    »Das sind vielleicht Kerle. Stolz und strohdumm. Sie benehmen sich wie bei einer Keilerei in einer Bar.« Er sah plötzlich hoch. »Wo sind meine Manieren! Setzen Sie sich doch bitte.«
    Sie machte es sich in einem Korbsessel neben ihm bequem und legte die Füße hoch. Dem grausigen Kampf, der ihr den Magen umdrehte, wollte sie nicht weiter zusehen. Sie blickte über die Kette der winzigen Inseln, die wie Tupfen im Meer lagen. Zwei Pelikane flogen über sie hinweg, und ein Mann in einem Kanu paddelte vorbei.
    »Mr Serota, ich bin wegen Forrest gekommen.«
    Er lehnte sich zurück und legte ebenfalls die Füße hoch. »Ja, das habe ich mir schon gedacht. Miss.«
    »Bitte nennen Sie mich Madeleine.«
    »Gut, Madeleine. Wollen Sie ein kaltes Bier?«
    »Ja bitte.« Sie war entsetzlich durstig.
    Er griff in eine Kühlbox, nahm eine Flache und entfernte die Kappe mit einem extravaganten Taschenmesser.
    Sie trank einen großen Schluck.
    »Mr Serota. Haben Sie vielleicht die Briefe erhalten, die ich geschickt habe?«
    Er sah sie an. »Ach, die waren von Ihnen? Briefe aus England.«
    »Haben Sie sie weitergeleitet, Mr Serota?«
    »Sehen Sie, meine Liebe, ich habe sie Forrest gegenüber erwähnt, und er sagte mir, ich solle sie an den Absender zurückschicken. Aus Selbstschutz, vermute ich. Übrigens wusste er nie so

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