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Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Titel: Erbschuld: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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ansprechbar waren und sich nur mit Insekten unterhielten.«
    »Das hat er nicht gesagt. Das kann gar nicht sein!«
    »Tatsächlich hat er noch viel mehr gesagt. Ich habe den deutlichen Eindruck gewonnen, dass Ihr Vater mit mir in Sachen Mikaela einer Meinung ist. Er sagte mir, dass sie dringend ein solides, verlässliches familiäres Umfeld benötigt und dass niemand in der Familie Frank in der Lage ist, ihr das zu bieten.«
    Madeleine sprang auf und starrte Mr Forbush an.
    »Das hat er gesagt, weil er ein schlechtes Gewissen hat«, schrie sie. »Er hat sie verlassen. Er muss seine Augen vor Mamas Krankheit verschlossen haben, weil ihm das in den Kram passte. Mama war so glücklich, dass sie ein Kind zum Liebhaben hatte. Dadurch fühlte er sich berechtigt, sich von ihr scheiden zu lassen und eine andere Frau zu heiraten. Er ist der Letzte, der Urteile über andere fällen sollte. Wie kann er es wagen, sich hier einzumischen und so etwas zu sagen?«
    Mr Forbush zuckte die Schultern. »Sie haben also auch nicht die Unterstützung Ihres Vaters.«
    »Das kann doch wohl nicht wahr sein.« Mit Mühe hielt sie ihre Tränen zurück, packte ihren Mantel und nahm ihre Tasche von der Lehne des Stuhls. »Ich gehe jetzt und werde mir einen Anwalt nehmen!« An der Tür ergänzte sie wütend: »Genau wie in den verdammten Seifenopern, Mr Forbush.«



12. Kapitel
    W ie Millionen seiner Landsleute begann John das lange Wochenende im Mai, an dem die Sonne strahlend über den britischen Inseln und ihren nach Sonne hungernden Einwohnern aufging, mit einem entsetzlichen Kater. Auch Madeleine wurde an jenem Montag von Kopfschmerzen geplagt (ohne Zweifel lag das an dem Cognac, den sie sich zum krönenden Abschluss genehmigt hatten), und Angus hatte die ganze Nacht hindurch schreckliche Rückenschmerzen gehabt. Alle drei hatten schlecht geschlafen und waren nun früh auf den Beinen.
    Madeleine, der es noch am besten ging, erbot sich, Frühstück zu machen. Aber Angus konnte den Gedanken nicht ertragen, dass eine fremde Frau in seiner Küche das Zepter schwang, und so backte er lieber selbst unter so manchem stoischen Schnauben und Schnaufen einen mächtigen Stapel Pfannkuchen, den er mit saurer Sahne und einer Schale aufgetauter Himbeeren servierte.
    Sie machten sich mit großem Genuss darüber her. Anschließend verzog sich Angus wieder ins Bett, während John und Madeleine die Küche auf Hochglanz brachten. Nachdem das letzte Stück wieder an seinem Platz war, rief John die Treppe hinauf: »Wir drehen eine kleine Runde, Angus. Vergiss deine Übungen nicht. Du hast gehört, was der Chiropraktiker gesagt hat.«
    Von einer Minute zur anderen war Nebel aufgestiegen, hatte sich über die trostlose morgendliche Landschaft gelegt und aus der Sonne eine weiße Scheibe gemacht. John und Madeleine kletterten über die Garteneinfriedung und wanderten am Rand einer seit langem ungenutzten Weide entlang. Alles, was außerhalb von Johns Garten lag, war schon seit vielen Jahren nicht mehr von menschlicher Hand berührt worden. Die Gräser reichten fast bis an den unteren Rand ihrer kurzen Hosen. Der Tau benetzte ihnen die Beine und durchweichte ihre Wanderstiefel. Als sie den steinigen Abhang zu einem kleinen Bach hinunterstiegen, der von Weißdorn flankiert war, verbrannten Nesseln ihre Knöchel.
    »Und jetzt?«, fragte Madeleine.
    Verlegen grinste John sie an: »So weit weg von meinem Garten habe ich mich, glaube ich, noch nie getraut.«
    Weil sie nicht wussten, wohin sie sich sonst hätten wenden sollen, folgten sie dem Bach stromaufwärts. Die Weißdornbüsche, durch die anfangs noch Licht von oben drang, bildeten schließlich einen dunklen Tunnel. Er führte sie stetig bergan, aber die hohen Uferböschungen und ihr dichter Bewuchs versperrten ihnen die Sicht, sodass sie nicht wirklich wussten, wohin sie gingen. Madeleine wollte sich richtig verausgaben, um die Unruhe loszuwerden, die sie seit einer Weile erfasst hatte. Ihr Atem beschleunigte sich, und sie konnte hören, wie ihr das Blut in den Ohren sauste. Sie schritt so kräftig aus, dass John gerade noch mithalten konnte.
    »Hältst du noch durch?«, rief sie über die Schulter nach hinten. Es tat ihr leid, ihn so außer Atem zu erleben. »Dein Liebesleben wird dich noch mal umbringen.«
    »Was für ein Liebesleben?«, rief er zurück. »Du siehst doch mit eigenen Augen, in welcher Verfassung er sich befindet.«
    Nach einer Weile endete der Baumtunnel abrupt, und der Bach verschwand unter einem

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