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Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Titel: Erbschuld: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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alles Erdenkliche getan, aber es hieß, unsere Tochter sei nicht auffindbar. Man versicherte uns, sie würde als Erstes die Adressenliste einsehen, falls sie überhaupt zu einer Kontaktaufnahme bereit sei.«
    Madeleine zerquetschte eine Bremse an ihrem Knöchel.
    John ließ ihre Hand los. »Du bist dir offensichtlich nicht sicher, ob deine Patientin wirklich deine Tochter ist?«
    »Nein«, gab sie niedergeschlagen zu. »Ich bin mir überhaupt nicht sicher. Aber sie wurde immerhin am selben Tag geboren wie meine Tochter. In Bath. Und ich finde, dass Rachel, meine Patientin, mir ähnlich sieht. Sie hat mandelförmige Augen. Forrests Großmutter war Chinesin.«
    John runzelte die Stirn. »Ist das alles?«
    »Ja, aber es kommen doch zu viele Dinge zusammen, als dass es sich um einen Zufall handeln könnte, John. Überleg doch mal.«
    »Rachel? Der Name stimmt wahrscheinlich?«
    »Nein, der Name stimmt nicht.«
    John bedachte sie mit einem mitleidigen Blick. »Sie weiß aber doch wenigstens, dass sie ein Adoptivkind ist?«
    Madeleine rang verzweifelt die Hände. »Eigentlich nicht. Ich habe sie danach gefragt, und sie hat es verneint. Aber es gibt eine Menge Leute, selbst heute noch, denen man nie gesagt hat, dass sie adoptiert wurden. So ungewöhnlich ist das nicht.«
    »Schau mal, mein Liebes.« Er packte ihre Hände und schüttelte sie leicht, als wollte er bewirken, dass sie ihm ihre ganze Aufmerksamkeit schenkte. »Eben noch hast du mir gesagt, dass deine Tochter fünf Jahre alt war, als sie adoptiert wurde. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass sie keinerlei Erinnerung an die ersten fünf Jahre ihres Lebens hat. Und die Adoptiveltern … würden die sich wirklich so sehr an der Psyche eines Kindes vergreifen? Ich habe da meinen Zweifel. Es ist sehr wohl möglich, dass du falsch liegst, Madeleine. Also sei vorsichtig.«
    »Was soll ich denn machen? Soll ich es ihr nicht sagen? Oder soll ich sie fragen?« Madeleine spürte, wie es ihr die Kehle zuschnürte und ihr die Tränen in die Augen traten.
    John legte den Arm um ihre Schultern. »Und was ist mit Neville? Hast du den schon gefragt?«
    »Nein, noch nicht. Ich habe vor, heute Nachmittag nach London zu fahren, sofern wir hier jemals wieder herauskommen. Es kann allerdings sein, dass er nicht da ist, denn am langen Wochenende im Mai sind er und Elizabeth immer lieber außer Landes.«
    John stand unbeholfen auf. »Lass uns weiterwandern, und dabei erzählst du mir die ganze Geschichte.« Er streckte Madeleine die Hand hin und zog sie hoch.
    Sie folgten dem Feldweg, ins Gespräch vertieft. Madeleine war dankbar für die Gelegenheit, ihren Kummer bei ihm abladen zu dürfen. John hätte nicht aufmerksamer sein können, aber er war von ihrer Geschichte zu überwältigt, um ihr seinen Rat anbieten zu können. Außerdem hatte er keine Kinder und wusste nicht, was für eine psychologische Bewandtnis es mit Adoptionen hatte. Doch sein starker Arm auf ihren Schultern fühlte sich an wie der eines liebevollen Bruders.
    Kurze Zeit später führte der Feldweg in einen Nadelwald, zwischen dessen hohen Bäumen Nebelschwaden standen. Sie froren in der feuchten Luft, fühlten sich erschöpft und nach dem Kater, der sich allmählich besserte, wie ausgetrocknet, aber keiner von ihnen war bereit, es dem anderen einzugestehen. Eine Stunde später erreichten sie endlich eine Kreuzung. Einen Augenblick lang standen sie verloren da, doch als Madeleine zurückblickte, entdeckte sie ein grünes Schild mit der Aufschrift Forstweg. Sie war gestern auf dem Weg zum Cottage daran vorbeigefahren.
    »Puh! Gott sei Dank!« John beugte sich vor und legte die Hände auf die Knie. »Ein Orientierungspunkt. Wir haben noch genau drei Kilometer vor uns.«
    Schon von ferne sahen sie Angus mitten auf dem Weg stehen. Er war offensichtlich sehr erregt.
    »Wo zum Teufel habt ihr gesteckt?«, schrie er ihnen entgegen. »Wisst ihr eigentlich, wie viel Uhr es ist? Seit Stunden stapfe ich durchs Moor, um euch zu finden, und schreie dabei wie ein liebeskranker Esel!«
    »Sie ist schuld«, sagte John und zeigte mit dem Daumen auf Madeleine. »Sie hat geführt.«
    »Werd’ ja nicht frech, du Mistkerl«, schimpfte Angus. »Ich sollte dir das Fell über die Ohren ziehen. Ich habe mir vor Angst fast in die Hosen gemacht!«
    »Ach Angus, nun sei doch nicht so aufgebracht. Wir haben uns verirrt. Ehrlich.«
    »Und wo ist dein verdammtes Handy?«
    »Es tut mir leid, aber ich kann nicht ständig an deinem Gängelband

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