Erbspione vogelfrei
immer in der Erwartung, ein zweites Mal angegriffen zu werden.
Hier und da hatten wir einen vom Mondforschungskommando geparkten Elektrowagen gefunden. Mit diesen Fahrzeugen waren wir überall schnell und mühelos vorangekommen, wo breite Serpentinenstraßen existierten.
Ohne die Wagen hätten wir wochenlang marschieren können, ohne die der Oberfläche naheliegenden Sektoren zu erreichen.
Nun befanden wir uns weit südlich des heiß umkämpften Haupteinganges. Die Funkverbindung zu Nikentraks Truppen war längst abgerissen, da ZONTA die Energieschirme über die wenigen uns bekannten Zugänge gelegt hatte. Sie unterbanden den Funkverkehr direkt oder störten derart, daß wir kein Wort und kein Morsezeichen entziffern konnten.
Nikentrak konnte uns keine Hilfe leisten. Er schien mit sich selbst genug zu tun zu haben.
Deshalb hatten wir unter voller Ausnutzung unserer Parafähigkeiten auf die Mentalbeobachtung der draußen weilenden Menschen umgeschaltet. Wir spürten immer wieder einen orientierten Offizier auf, aus dessen Bewußtseinsinhalt wir den Fortgang der Ereignisse herauslesen konnten.
Oberst Nikentrak war persönlich eingetroffen. Hier, auf der Rückseite des Mondes, hatte er alles aufgeboten, was ihm zur Verfügung stand.
Wir befanden uns inzwischen vor einem ovalen Panzerschott aus MA-Metall. Dahinter erstreckte sich ein enger Röhrengang, den die Erbauer dieser Festung ehemals als Notausgang für wenige hochstehende Persönlichkeiten angelegt hatten.
Ich kannte die Röhre von einem früheren Erkundungsunternehmen her, bei dem wir zufällig daraufgestoßen waren.
»Kontakt?« fragte ich telepathisch bei Hannibal an.
Er schaute auf. Seine Augen waren blicklos; ein Zeichen für die parapsychische Konzentrationsphase.
»Da – da ist etwas. Fremd, aber doch bekannt. Jedenfalls stark verschleiert. Könnte das Kiny sein?«
Ich starrte ihn sinnend an. Gedankenlos betätigte ich den Schalter der Helmwischerautomatik.
Ein weicher Kunststoffarm säuberte meine schweißbedeckte Stirn. Weitere Elemente befreiten meine Augen von der brennenden Flüssigkeit.
»Kiny?« wiederholte ich gedehnt, »Sie war auf der Erde. Probiert sie es von dort aus?«
»Das schafft sie nicht«, wehrte der Kleine ab.
»Dann befindet sie sich mit einem Kurierboot im Anflug. Wenn sie bereits gelandet wäre, müßte die Verbindung klar und deutlich sein. Wir blocken.«
Ich schaltete mich ein, vergaß die gefährliche, düstere Umwelt und verstärkte durch meine Parakräfte Hannibals Empfangssektor.
Sekunden später vernahmen wir ein Wispern. Es war verständlich. Ja – die Mutantin Kiny Edwards rief voller Sorge nach uns.
Hannibal schaltete sofort, als ich auf Sendung ging. Ich rief das junge Mädchen an, das als Kind strahlungsgeschädigter Eltern auf dem Mond geboren war.
Was wir mühevoll erlernen mußten, war Kiny gewissermaßen in den Schoß gefallen. Sie war eine natürliche Telepathin mit enorm starken Fähigkeiten.
»Thor Konnat spricht, Kleines«, antwortete ich. »Hannibal und ich stehen in Verbundschaltung. Hörst du uns?«
Die Kontaktaufnahme gelang.
»Sehr gut, Sir. Ein Glück, daß ich Sie erreicht habe«, gab Kiny erleichtert durch.
»Wo bist du?«
»Mit einem Plasmakreuzer unterwegs zum Mond. Wir treffen in etwa zwei Stunden ein. Befinden Sie sich noch in Zonta?«
Ich schilderte ihr die Situation und forderte sie auf, die Nachrichten an das GWA-Hauptquartier weiterzuleiten.
»Wird umgehend erledigt, Sir. Ich soll Sie abholen. General Reling schickte mich in letzter Sekunde an Bord, da er kurz zuvor von Ihrer
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