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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Okay, lass mich überlegen, lass mich … genau, ich hab’s!« Er schnipste mit den Fingern. »Wenn ich zu seinem Büro komme, sage ich, der Grund, warum du noch nicht da bist, ist der, dass du Krankenschwester bist und Erste Hilfe leisten musstest, weil jemand vor Macy’s einen Herzinfarkt hatte. Ja«, sagte er und nickte bedächtig. »Das sagen wir. Wir machen dem Mann Schuldgefühle, dann gibt er uns die Wohnung.«
    »Ich hoffe, du entwickelst nicht den Killerinstinkt«, sagte ich besorgt.
    »Nur dieses eine Mal. Mal sehen, ob es funktioniert.«
    Und so seltsam es ist, es funktionierte tatsächlich.
    Obwohl nicht ganz so, wie wir das gehofft hatten. Der Makler sagte nämlich zu Aidan: »Ich weiß, dass Sie geschummelt haben. Ich weiß, dass Sie lügen. Aber mir gefällt es, dass Sie so gewieft sind. Sie bekommen die Wohnung.«
    »Ich fühlte mich besudelt«, sagte Aidan danach. »Schmutzig, weißt du? ›Mir gefällt es, dass Sie so gewieft sind.‹ So tief bin ich gesunken.«
    »Ja, schon, das ist schrecklich«, sagte ich. »Aber wir haben eine Wohnung! Wir haben ein Zuhause! Also vergiss es.«

DREIUNDZWANZIG
    »Büro Neris Hemming.«
    »Oh Gott, ich kann nicht glauben, dass ich endlich durchgekommen bin!« Ich war so überwältigt, dass ich ganz aufgeregt plapperte. »Ich bin im Büro und wähle seit Stunden Ihre Nummer, und immer wieder kam die automatische Ansage, und es war kaum neun Uhr , da kam das Besetztzeichen, und es war Ewigkeiten besetzt, und ich hatte mich schon so daran gewöhnt, auf die Wahlwiederholung zu drücken und aufzulegen, dass ich beinahe aufgelegt hätte, als Sie plötzlich dran waren …«
    »Sagen Sir mir bitte Ihren Namen, meine Gute?«
    »Anna Walsh.«
    Ich weiß, es ist verrückt, aber ich hatte mir vorgestellt, dass sie, wenn sie meinen Namen hörte, sagen würde: »Ach, Anna Walsh«, und dann in den Papieren auf ihrem Schreibtisch nachsehen würde, wo lauter Nachrichten von den Toten rumlagen, und sagen würde: »Ja, hier ist eine Nachricht für Sie, von einem Aidan Maddox. Er lässt Ihnen ausrichten, dass es ihm Leid tut, dass er so plötzlich gestorben ist, aber er schwebt die ganze Zeit um Sie herum und kann es kaum erwarten, mit Ihnen zu sprechen.«
    »A-n-n-a W-a-l-s-h.« Ich hörte das Klappern der Computertasten.
    »Sie sind nicht Neris, oder?«
    »Nein, ich bin ihre Sekretärin, und ich habe nicht die geringsten seherischen Fähigkeiten. Ihre Telefonnummer und E-Mail-Adresse, bitte.«
    Ich gab sie ihr, sie wiederholte sie, dann sagte sie: »Okay, wir melden uns wieder.« Aber ich wollte noch nicht auflegen, ich war so bedürftig.
    »Es ist nur so, mein Mann ist gestorben.« Tränen liefen mir über das Gesicht, und ich duckte mich, damit Lauryn mich nicht sehen konnte.
    »Sicher, meine Gute.«
    »Meinen Sie wirklich, Neris wird für mich eine Verbindung zu ihm herstellen?«
    »Wie ich schon sagte, meine Gute, wir melden uns wieder.«
    »Ja, aber …«
    »Vielen Dank für Ihren Anruf.«
    Sie hatte aufgelegt, und da tauchte auch schon Franklin auf, klatschte in die Hände und trieb seine Mädels für die Montagmorgenbesprechung zusammen, obwohl es Dienstag war.
    Ich bekam immer noch ziemlich gute Presse, deshalb war es ein kleiner Schock, als Ariella von der Stirnseite des Tisches aus sagte: »Was ist bei Ihnen los, Anna?«
    Mist . Ich dachte, ich könnte unentdeckt unter dem Radar durchfliegen: in meiner Arbeit effektiv, aber nicht so effektiv, dass es Ariellas Aufmerksamkeit erregte.
    Doch die langen Stunden, die ich in der Agentur zugebracht hatte, hatten sich gelohnt, und ich konnte ein anständiges Resultat vorweisen: »Das größte Projekt zurzeit ist Candy Grrrls Auftritt beim Super Saturday in den Hamptons.« Der Super Saturday war eine Wohltätigkeitsveranstaltung für die Reichen und Berühmten. Er hatte als Verkaufsveranstaltung von Designern wie Donna Karan angefangen und sich in den letzten zehn Jahren zu dem Ereignis im Veranstaltungskalender der Hamptons entwickelt. Die Öffentlichkeit (allerdings die Öffentlichkeit der Hamptons, was ja eine ziemlich erlesene Gruppe war) musste einen hohen Eintrittspreis (mehrere hundert Dollar) entrichten, aber wenn sie einmal drin waren, konnten sie Designersachen zu extrem niedrigen Preisen erstehen; außerdem gab es Werbegeschenke, Produkt-Demonstrationen, Verlosungen und eine Tüte mit tollen Geschenken am Ausgang.
    »Unser Stand ist doppelt so groß wie im letzten Jahr, wir verschenken Candy-Grrrl-Strandtaschen, und

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