Ihr Telefoninterview mit Neris Hemming ist für Mittwoch, 6. Oktober, 8.30 Uhr festgelegt worden. Die Nummer, die Sie wählen müssen, wird Ihnen rechtzeitig bekannt gegeben. Das Honorar für Ms. Hemmings beläuft sich auf $ 2.500. Teilen Sie uns bitte Ihre Kreditkartennummer mit. Beachten Sie bitte auch, dass Sie nicht vor 8.30 Uhr wählen dürfen und um 9 Uhr das Gespräch beenden müssen.
Ich rief Mitch an, um es ihm zu erzählen. Ich war so aufgeregt. In gut zwei Wochen würde ich mit Aidan sprechen können. Ich konnte es kaum erwarten. Ich war so aufgeregt.
SECHSUNDVIERZIG
Franklin beugte sich über meinen Schreibtisch, warf einen verstohlenen Blick zu Lauryn hinüber und sagte: »Anna, endlich haben wir eine Bestätigung für den Termin von Devereaux, wegen der Formel-Zwölf-Präsentation.«
Ich lächelte zufrieden, und dann lief mir ein kalter Schauer über den Rücken und mir schwindelte, weil ich genau wusste, was jetzt geschehen würde. Noch bevor er es ausgesprochen hatte, wusste ich, was kommen würde: »Nächsten Mittwoch. 6. Oktober. Neun Uhr.«
Schmerzen zuckten mir durch die Beine. Mittwoch, der 6. Oktober, das war der Morgen, an dem ich mit Neris Hemming sprechen würde. Das musste ein kosmischer Witz sein.
Ich konnte nicht zu der Präsentation kommen. Ich musste es ihm sagen. Sag schon, mach, sag es ihm.
»Es tut mir Leid, Franklin.« Meine Stimme klang zittrig. »Ich kann unmöglich dabei sein. Ich habe einen Termin.«
Seine Augen wurden kalt wie Eis. Was konnte das für ein Termin sein, der wichtiger war als dies hier?
»Ein Arzttermin.«
»Verleg ihn.« Franklin verhielt sich so, als wäre die Angelegenheit damit erledigt.
Ich räusperte mich. »Es ist dringend.«
Er zog seine Stirn in Falten, fast als wäre er neugierig. Erst stirbt ihr Mann, jetzt muss sie dringend zum Arzt. Wie viel Pech kann diese Verliererin noch auf sich häufen?
»Wir brauchen dich bei der Präsentation«, sagte Franklin.
»Ich kann um halb zehn da sein«, antwortete ich ihm.
»Wir brauchen dich bei der Präsentation«, wiederholte er.
»Vielleicht sogar Viertel nach neun, wenn der Verkehr es zulässt.« Keine Chance.
»Ich glaube, du verstehst mich nicht. Wir brauchen dich bei der Präsentation.« Dann drehte er sich um und ging.
Ich konnte mich nicht auf die Arbeit konzentrieren, also machte ich mit zitternden Händen meine Mails auf, vielleicht gab’s da angenehme Neuigkeiten. Helen hatte eine Todesdrohung erhalten.
An:
[email protected] Von:
[email protected] Thema: Todesdrohung
Oh Gott, was alles passiert ist! Heute Morgen kam Colin in mein Büro, um mich zu Harry Fear zu bringen, mit Fotos von Detta und Racey zusammen auf dem Sofa, bei Tee und Eins-a-Keksen.
Dann ein riesiger Knall! Pistolenschuss! Mein Trommelfell surrt immer noch davon. Das Fensterglas flog auf meinen Schreibtisch, überall Splitter. Jemand hatte versucht, auf mich zu schießen! Frechheit!
Colin schrie: Runter! Dann rannte er raus, um zu sehen, was los war.
Ich hörte quietschende Reifen, und er war schon wieder da.
Er: Sie sind weg. Sah nach Raceys Jungs aus.
Er kniete sich auf den Fußboden, nahm mich in den Arm und sagte: Ist schon gut, Baby.
Ich (mich ihm entziehend): Was soll das denn?
Er: Ich tröste dich.
Ich: Lass mich. So was mag ich nicht. Überhaupt nicht. Ich brauche nicht getröstet zu werden.
Er: Auch keinen Tee?
Ich: Nein. Nein. Nichts.
Herr im Himmel!
Durch das Viereck, wo mal das Fenster war, sah ich Abordnung verärgerter Mütter, in Leggings und Anoraks und in einem Ring von Zigarettenrauch, wie dieser eine Planet; kamen von den Wohnhäusern herüber. Echte Schnellmerker, die Leute hier.
Die Anführerin, Josetta, sagte: Hey, Helen, das hier ist eine anständige Gegend.
Ich: Das stimmt nicht.
Sie: Also gut, es ist keine anständige Gegend, aber Pistolenschüsse um halb elf morgens? Das geht nicht.
Ich: Entschuldigung. Das nächste Mal, wenn mich jemand umlegen will, sage ich, er soll bis nach dem Mittagessen warten.
Sie: Das mach mal. Sehr gut.
Sie zogen ab.
Ich: Manno, das war ein Anschlag auf mein Leben.
Er: Nee. Nur ein Warnschuss.
Ich: Na, nächstes Mal bin ich dran.
Er: So funktioniert das nicht. Erst machen sie noch was anderes, zum Beispiel bringen sie deinen Hund um. Es gibt genaue Regeln, die man einhalten muss.
Ich: Aber ich habe keinen Hund. Ich hasse alle Tiere.
Er: Gut, dann stecken sie vielleicht dein Auto in Brand – dein Auto magst du doch, oder?
Ich