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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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aufgepeitscht: Das Team war dem Sieg so nah, wenn sie nun nicht gewinnen würden?
    Ich zweifelte keine Minute daran, dass sie gewinnen würden, es geschah, wie ich es vorausgesagt hatte, und ich war die Einzige auf der ganzen Welt, die nicht überrascht war.
    Der Jubel der Fans war unbeschreiblich. All diejenigen, die dem Team in den dürren Jahrzehnten die Treue gehalten hatten, wurden endlich belohnt. Ich sah erwachsene Männer weinen und weinte mit ihnen. Doch das, so beschloss ich, war das letzte Mal, dass ich weinte.
    »Du absoluter Mistkerl«, sagte ich zu ihm. »Wenn du nicht gestorben wärst, hättest du das miterlebt.«
    Und das, so beschloss ich, war das letzte Mal, dass ich mit ihm sprach.

FÜNF
    An dem Tag, als ich Janies Brief bekommen hatte, war auch eine Mail von Helen angekommen. Sie hatte mich angelogen, als sie mir versprochen hatte, nicht in die Lagerhalle zu gehen, um die Auflösung zu erfahren. Überraschte mich das etwa? In ihrer Mail berichtete sie mir über die neuesten Ereignisse in ihrem Krimi, aber da ich wusste, dass sie noch lebte, war ich an den Einzelheiten nicht interessiert und las die Mail erst zwei Wochen später.

    An: [email protected]
    Von: [email protected]
    Thema: Zum Glück lebe ich noch

    Entschuldige bitte, dass ich dich angelogen habe. Aber Neugier war zu groß.
    Werde jetzt alles erzählen, was passiert ist, aber erinnere mich nicht an jedes Wort, werde also zusammenfassen. Aber nicht übertreiben, was man mir immer vorwirft.
    Also: Um zehn Uhr abends ging ich zur Adresse in den Docks – wie erwartet ein verlassenes Lagerhaus. Stinkiger Geruch. Unebener Fußboden. Mäuse. Niemand im ersten, zweiten, dritten Stock, aber im vierten Stock sagte Frauenstimme: Kommen Sie rein.
    Dachte, müsste Tessie O’Grady sein. Sie hatte ja Zugang zu Raceys Schlafzimmer und konnte Nacktfotos machen.
    War es aber nicht. Sondern Detta! In eleganter Hose, Seidenbluse und Waffe! Aha!
    Sie sagte: Setzen Sie sich.
    Zeigte auf einen Stuhl. Eigentlich den Stuhl. Einzelner Holzstuhl unter nackter Glühbirne mit blutbeflecktem Kabel, das um die Stuhlbeine gewickelt war.
    Ich: Nein. Es tut mir Leid, dass ich Harry die Fotos gezeigt habe.
    Sie (mit Kopfschütteln, als könnte sie nicht glauben, wie dumm ich war): Ich habe Ihnen die Fotos geschickt.
    Ich: Warum?
    Sie: Weil nur Fotos von mir mit Racey im Bett Harry überzeugen konnten, dass ich untreu war und seine Geheimnisse verraten habe. Mich mit Racey zum Lunch zu treffen reichte nicht aus – er wollte es nicht wahrhaben. Obwohl Ihre Mammy die Bilder ganz schön verpatzt hat. Wir saßen auf den besten Plätzen, und es stellt sich heraus, dass sie den Fotoapparat nicht bedienen kann.
    Ich: Sie wollten fotografiert werden?
    Sie: Sicher (zischte wie eine Schlange). Wie viele Gelegenheiten haben Racey und ich Ihnen gegeben?
    Ich: Nicht so furchtbar viele. Ich habe ungefähr dreihundert Jahre in Ihrem Gebüsch zugebracht. Und warum wollten Sie, dass ich Harry die Bilder zeige?
    Sie: In der Hoffnung, dass er sich umbringen würde. Oder Racey töten und hinter Gittern enden würde.
    Ich: Aber Racey ist Ihr Geliebter!
    Sie (wieder mit einem mitleidigen Kopfschütteln): Racey ist nicht mein Geliebter.
    Ich: Dann Ihr Kollege.
    Sie (neuerliches Kopfschütteln): Es war alles arrangiert. Sie haben geglaubt, Sie seien eine so gute Detektivin, aber wir haben Sie genommen, weil wir wussten, dass Sie niemals rausfinden würden, was wirklich los war. Wir haben so gelacht, als Sie immer da im Gebüsch gesessen haben, mit Ihrem Fernglas und den Bonbontüten. Haben Sie sich ordentlich gelangweilt? Sind Sie gern zur Messe gegangen, jeden Morgen? Und glauben Sie wirklich, Tessie O’Grady würde ihr Tor für eine Fremde aufmachen, die ihre Toilette benutzen will? Wissen Sie eigentlich, wie viele Anschläge auf Tessies Leben verübt worden sind?
    Ich schwieg. War zutiefst gekränkt. Verwirrt. Glaube aber, sie hat gesagt, sie haben mir den Auftrag gegeben, weil ich eine miese Detektivin sei. Wer ist denn »wir«? In »wir haben Sie genommen«? Offenbar nicht Harry Big, sondern jemand, der mit Detta unter einer Decke steckt und der mich Harry empfohlen hat? Auf dem Fußboden raschelte eine Ratte oder was anderes, übel Riechendes.
    Ich (nach einer Weile): Wenn Racey nicht Ihr Geliebter ist, was ist er dann?
    Detta (voller Hochmut) : Racey O’Grady bedeutet mir nichts. Setzen Sie sich endlich.
    Ich: Nein.
    Sie: Warum nicht?
    Ich: Weil ich am Hintern genäht

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