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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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sicher.

    Lieber hätte ich mir die Hände abgehackt, statt den Anruf zu machen, aber wenn ich mich nicht bei Angelo entschuldigte, würde die Schande ewig an mir haften.
    »Angelo, hier ist Anna, Rachels Schw…«
    »Hey, Kleine, wie geht es dir?«
    »Es tut mir Leid.«
    »Ist schon gut.«
    »Nein, Angelo, es tut mir Leid, ich habe dich furchtbar behandelt. Es ist mir so peinlich, dass ich sterben könnte.«
    »Ach was, du standest unter Schock, das kenne ich. Es gibt nichts, was du tun könntest, das ich nicht schon hinter mir habe. Sogar noch Schlimmeres. Das ist die Wahrheit.«
    »Was? Du hast von völlig Fremden Sex verlangt?«
    »Ja, klar. Abgesehen davon war ich kein völlig Fremder für dich.«
    »Und danke, dass du nicht, also, dass du meine Lage nicht ausgenutzt hast.«
    »Ach, komm! Ich hätte uns Männern keinen Gefallen getan, wenn ich das gemacht hätte.«
    »Danke, dass du nicht gesagt hast, wenn die Dinge anders gelegen hätten, dann hättest du … ehem … die Situation ausgenutzt.«
    »Verdammt.«
    »Wie bitte?«
    »Genau das habe ich gerade gedacht.«

    In der Agentur fing ich an, ein Doppelleben zu führen. Für die meisten war ich immer noch ein Candy Grrrl, trug ausgeflippte Sachen und verkaufte ausgeflippte Produkte. Und insgeheim war ich Agentin für Formel Zwölf, hatte wichtige Besprechungen mit den Leuten von Devereaux, plante die Werbekampagne und stimmte mit den Grafikern das Design für die Verpackungen ab.
    Wenn dann noch Zeit blieb, verbrachte ich sie mit Jacqui, wir lasen Bücher über Mutterschaft und beteuerten uns gegenseitig, was für ein Arschloch Joey war. Ich weinte nicht, und ich war nie müde: Eine kleine Flamme der Bitterkeit trieb mich an.
    Ich vereinbarte keinen neuen Termin mit Neris Hemming und hörte abrupt auf, zu Liesls Veranstaltungen zu gehen.
    Am ersten Sonntag rief Mitch an. »Wir haben dich vermisst, mein Täubchen.«
    »Ich glaube, ich höre eine Weile damit auf.«
    »Wie ist es mit Neris Hemming gegangen?«
    »Schlecht, und ich will nicht darüber reden.«
    Stille. »Es heißt, Zorn sei gut. Ein Stadium im Trauerprozess.«
    »Ich bin nicht wütend.« Also, ich war wütend, aber nicht aus den Gründen, die er annahm. Es hatte nichts mit irgendwelchen Trauerprozessen zu tun.
    »Wann sehen wir uns?«
    »Ich habe zurzeit sehr viel zu tun …«
    »Verstehe! Das verstehe ich gut. Aber wir bleiben in Kontakt.«
    »Ja«, log ich, »das machen wir.«
    Dann rief Nicholas an, wir hatten ein ähnliches Gespräch, und monatelang riefen die beiden regelmäßig an, aber ich sprach nie mit ihnen und rief auch nie zurück. Ich wollte nicht daran erinnert werden, wie idiotisch ich mich aufgeführt hatte, weil ich gedacht hatte, ich könnte mit meinem toten Mann sprechen. Irgendwann hörten sie auf anzurufen, und ich war erleichtert. Dieser Teil meines Lebens war vorbei.
    Nachts verschloss ich mich wie eine Blume, eine kleine bittere Knospe.
    Doch ich war nicht unprofessionell – ganz im Gegenteil, ich arbeitete wahrscheinlich professioneller als je zuvor. Irgendwie waren die Menschen leicht verunsichert von mir. Und es zahlte sich aus, denn kurz vor Thanksgiving gab es die erste geheimnisvolle Erwähnung von Formel Zwölf in der Presse: Es wurde als »Quantensprung in der Hautpflege« beschworen.

SIEBEN
    »Anna, es ist ein Wunder«, schwärmte Mrs. Maddox. »Ich war tot. Ich bin rumgelaufen wie eine Tote. Und dieser kleine Junge … Ich weiß, es ist nicht Aidan, ich weiß, dass Aidan nie zurückkommen wird, aber er ist wie ein Teil von Aidan.«
    Dianne hatte ihren Plan für Thanksgiving – Frauenwochenende, Nackttanz, sich bei Vollmond blau anmalen – völlig aufgegeben. Stattdessen gab es das traditionelle Familienfest mit Truthahn, bestem Kristall und so weiter, weil »der kleine Jack« zu Besuch kam.
    »Er ist ein wunderbares Kind, ganz wunderbar. Bitte sag doch, dass du kommst, um ihn kennen zu lernen.«
    »Nein.«
    »Aber …«
    »Nein.«
    »Früher warst du so liebenswürdig.«
    »Das war, bevor ich rausfand, dass mein toter Mann mit einer anderen Frau ein Kind hat.«
    »Aber das war, bevor er dich kennen lernte! Er hat dich nicht betrogen!«
    »Dianne, ich muss auflegen.«

    »Rachel und Luke machen ein Thanksgiving-Essen«, sagte ich zu Jacqui. »Du bist auch eingeladen, aber …«
    »Ja, ich weiß, Joey kommt auch, also werde ich nicht kommen.«
    Ich bot ihr an, die Veranstaltung mit ihr zu schneiden. »Wir können den Tag zusammen verbringen, nur du und

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