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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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hatte keine Ahnung, wie fest entschlossen ich war. Ich würde es schaffen. Und ich schaffte es – obwohl ich dazu zehn Minuten brauchte, danach schweißüberströmt war und Übelkeit nach der Anstrengung verspürte.
    Mum hatte jedoch nicht begriffen, dass ich reisen würde, selbst wenn ich nicht über die erste Stufe hinausgekommen wäre. Ich musste wieder zurück, ich kriegte langsam Panik.
    »Siehst du?«, keuchte ich und ließ mich auf den Treppenabsatz sinken. »Es geht mir besser. Arm, Gesicht, Inneres, Knie – besser!«
    »Anna«, sagte sie, und mir gefiel ihr Ton nicht, er war mir zu getragen, »es sind nicht nur die körperlichen Verletzungen.«
    Ich überlegte. »Mum, das weiß ich. Aber ich muss zurück. Ich muss einfach. Ich sage ja gar nicht, dass ich lange dort bleibe. Vielleicht bin ich bald schon wieder hier, aber ich kann nicht anders. Ich muss nach New York.«
    Etwas in meiner Stimme schien sie zu überzeugen, denn sie gab nach. »So macht man das heute wahrscheinlich«, sagte sie. »Man bringt die Dinge zum Abschluss.« Dann fügte sie traurig hinzu: »Als ich jung war, war es in Ordnung, wenn etwas unerledigt blieb. Man ist irgendwo weggegangen und nie wieder zurückgekommen, und niemand fand daran etwas auszusetzen. Und wenn man ein bisschen komisch im Kopf wurde und Alpträume hatte und alle aufweckte, weil man schreiend durch das ganze Haus lief, dann holte man den Pfarrer, der für einen betete. Das hat zwar nie geholfen, aber das machte nichts, so war es eben.«
    »Rachel ist in New York, sie kann mir helfen«, beschwichtigte ich sie.
    »Und vielleicht gehst du mal zu so einer Beratung.«
    »Beratung?« Ich fragte mich, ob ich richtig gehört hatte. Mum war grundsätzlich gegen jede Art von Psychotherapie. Nichts konnte sie davon überzeugen, dass Therapeuten Dinge vertraulich behandelten. Obwohl sie keinerlei Beweise hatte, bestand sie darauf, dass Therapeuten bei Partys die anderen Gäste mit Geschichten über ihre Patienten unterhielten.
    »Ja, Beratung. Vielleicht kann Rachel dir jemanden empfehlen.«
    »Mmmm«, sagte ich, als würde ich darüber nachdenken, was ich nicht tat. Über das, was geschehen war, zu sprechen, würde nichts verändern.
    »Dann komm, wir sollten Dad sagen, was du vorhast. Vielleicht weint er, aber das übersehen wir einfach.«
    Armer Dad. In einem Haus voller starker Frauen zählte seine Meinung nicht. Wir fanden ihn vorm Fernseher, wo er Golf guckte.
    »Wir haben Neuigkeiten. Anna fährt für eine Weile nach New York«, sagte Mum.
    Er sah auf, überrascht, verstört. »Warum?«
    »Um etwas zum Abschluss zu bringen.«
    »Wieso?«
    »Das weiß ich auch nicht genau«, gab Mum zu. »Aber ihr Leben wird nicht lebenswert sein, wenn sie es nicht getan hat.«
    »Ist es nicht ein bisschen früh dafür? Was ist mit dem gebrochenen Arm? Und dem kaputten Knie?«
    »Das heilt alles. Je eher sie dieses blöde Abschließen erledigt, desto schneller ist sie wieder bei uns«, sagte Mum.
    Dann musste Helen unterrichtet werden, und sie war außer sich. »Abartig!«, erklärte sie. »Fahr nicht.«
    »Ich muss.«
    »Aber ich dachte, wir könnten das zusammen machen, du und ich. Wir könnten Privatdetektive sein. Überleg doch mal, wie lustig das wäre.«
    Ich überlegte, wie lustig das für sie wäre, wenn sie eingekuschelt in ihrem warmen Bett lag und ich im feuchten Gebüsch saß und ihre Arbeit machte.
    »Ich bin als Beauty-PR-Frau viel nützlicher«, sagte ich, und das leuchtete ihr anscheinend ein.
    Sie ließen also Rachel kommen, damit sie mich auf der Reise begleiten könnte.

ZEHN
    Während ich abwartete, dass Aidan Maddox meine Nummer finden und mich anrufen würde, machte ich mit meinem Leben weiter. Ich hatte jede Menge Blitz-Date-Dates.
    Harris, der interessante Architekt, erwies sich jedoch als etwas zu interessant, denn er schlug vor, dass wir zu unserer ersten Verabredung gemeinsam zu einer Pediküre gehen sollten. Alle kreischten begeistert, wie toll sie das fänden, wie originell, und es sei offensichtlich sein Anliegen, dass ich mich gut amüsierte. Aber ich hatte meine Vorbehalte. Und Jacqui, die keinerlei Verständnis für diese Federstreicheleien hatte, rastete beinahe aus.
    Sie drohte, an dem Salon vorbeizugehen und mich zu beschimpfen, aber zum Glück musste sie an dem Abend arbeiten, und als es so weit war und ich neben Harris in dem Salon saß, wie König und Königin auf thronartigen gepolsterten Sitzen, über alle anderen im Salon erhoben, und unsere

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